Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

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curt123
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von curt123 » 24.07.2021 22:39:51

fischig hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
24.07.2021 21:43:38
Mehrproduktion
Ist es egal, was, zumal ohne Rohstoffe, produziert wird? Und wie willst du den Begriff Mehrproduktion nun definieren? Laut Duden "Produktion, die über den lebensnotwendigen Bedarf hinausgeht". Also Kulturbetrieb, das geht auch ohne viel Rohstoffe, hilft nicht gegen Hunger, steigert aber wahrscheinlich Umsatz und BSP.

'Das Kapital' habe ich mal, sogar ohne DDR-Sozialisation, in meiner frühen Jugend gelesen. Vielleicht habe ich da nicht mehr alles parat, aber ein Defizit könnte m.E. sein, dass die Bedeutung von Zins und Geldwirtschaft noch nicht hinreichend herausgearbeitet worden ist. Ich bin auch nicht sicher, wieweit solche Theorien noch hilfreich sind bei Planwirtschaft oder Abschaffung von Arbeit und Produktion.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von fischig » 24.07.2021 22:49:03

Und wie willst du den Begriff Mehrproduktion nun definieren?
Ich will den gar nicht definieren, den hat Marx bereits vor über hundert Jahren definiert. Und der ist unwiderlegt, soweit ich sehe. Aber offenbar ist das trotz Kapital-Lektüre nicht hängengeblieben.

Ich rede nicht von Planwirtschaft sondern von aktueller marktwirtschaftlicher Ökonomie.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von curt123 » 24.07.2021 23:28:10

fischig hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
24.07.2021 22:49:03
Aber offenbar ist das trotz Kapital-Lektüre nicht hängengeblieben.
Vielleicht ist der Begriff nicht so und so umfassend in den allgemeinen oder wirtschaftsspezifischen Sprachgebrauch eingegangen?
Ich rede nicht von Planwirtschaft sondern von aktueller marktwirtschaftlicher Ökonomie.
Aktuell? Ok, die Gründe fürs Schlangestehen sind ein wenig anders. Klopapier scheint auch gerade nicht aus zu sein. Irgendwo soll es heute Bananen gegeben haben.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von ralli » 26.07.2021 06:46:24

Bereits 1972 thematisierte der Club of Rom die Grenzen des Wachstums. Wäre das damals bereits ernst genommen worden, hätten wir den drohenden Kollaps möglicherweise verhindern können. Ich hab es damals gelesen und auch ernst genommen, aber nicht ernst genug. Ein stetiges Wirtschaftswachstum ist die Quelle von dem heutigen Energiehunger. Deshalb plädiere ich für ein Nullwachstum und ein einfrieren des Wohlstandes. Das das trotz drohenden Kollaps nicht populär ist, ist mir bewußt. Um das in Paris vereinbarte Klimaziel von 1,5 Grad zu erreichen, müßte die Wirtschaft jährlich um 3% schrumpfen. Ohne Konsumverzicht auf das lebensnotwendige ist das kaum erreichbar. Diese Wahrheit wird allerdings verschleiert, damit können keine Wahlen gewonnen werden. Es wird viele Branchen treffen, am meisten wohl die Tourismusindustrie. Natürlich werden die Arbeitslosenzahlen steigen. Die Grenzen des Wachstums bezieht sich nicht nur auf das Wirtschaftswachstum. Auch dem stetigen Bevölkerungswachstum muß entschieden entgegen gesteuert werden. Als ich 1950 geboren wurde, gab es 2,5 Milliarden Menschen auf der Erde. Heute sind es ca. 7,8 Milliarden. Alles hängt mit Allem zusammen. Auch wenn alle so leben würden wie ich und meine Familie, wäre der drohende Kollaps unseres Wirtschaftssystemes nicht mehr zu verhindern.

Die Ursachen unserer augenblicklichen Situation wurden tausendfach analysiert und sind hinlänglich bekannt. Nur ein Wahnsinniger würde angesichts der lebensbedrohenden und alle Existenzgrundlagen vernichtenden Situation alle Fakten ignorieren und in passiver Apathie verfallen. Wir aber sitzen unsere haus- und selbstgemachten Probleme aus und halten uns an Scheinlösungen und Etikettenschwindel fest. Scheinlösungen, die keine aufschiebende Wirkung haben, sondern uns gleichsam der Lemminge dem Abgrund zutreiben. Wohl aber wissend, das wir bei einer weiteren Lebensverweigerung der nachfolgenden Generation eine Hypothek hinterlassen, die sie nur unter erschwerten Bedingungen abtragen kann.

Das schrieb ich bereits vor 20 Jahren ...

Erneuerbare Energien sind nicht die Lösung, sondern ein gesundes Konsumverhalten, was die Resourcenverschwendung minimiert.

Das Artensterben ist bereits ein ziemlicher Warnhinweis, das hier das ökologische Gleichgewicht aus dem Ruder gelaufen ist.

Die Menscheit schafft sich ab .... und trotz unseres angeblichen Wohlstandes und ein stetiges Wirtschaftswachstums ging die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander. Es haben nur einige wenige davon profitiert.

Gruß ralli
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von uname » 26.07.2021 07:19:18

Ich habe nicht alles gelesen. Mich ärgert aber vor allen, dass die Klimapolitik mehr oder weniger auf den Energiesektor und Transportsektor beschränkt wird.

Soweit mir bekannt stammen:
- 30% des Klimawandels von der Bauwirtschaft
- 15% vom Transportsektor
- 15% von der Tierindustrie

Es wird gebaut wie blöd und auch der Konsum von Tierprodukten soll weltweit bis 2050 um 70% zunehmen. Dass dann die Weltmeere leer gefischt sind, macht es nicht besser. Unsere E-Autos bringen daher gar nichts. Nur in den Großstädten bessere Luft.

Am Ende werden nur die Klimemaßnahmen umgesetzt, die irgendjemanden nutzen.
Hierzu gehört vor allen die Auto-Industrie. Tierprodukte darf man nicht verteuern. Denn jeden Tag Fleisch essen ist ein Grundrecht ... mittlerweile auch in vielen Entwicklungsländern.
ralli hat geschrieben:Erneuerbare Energien sind nicht die Lösung, sondern ein gesundes Konsumverhalten, was die Resourcenverschwendung minimiert.
Keine gute Idee, wenn 7 Milliarden Menschen wie Könige und Kaiser leben wollen. Aktuell verstärkt sich diese Problematik vor allen in den Entwicklungsländern noch.
Zuletzt geändert von uname am 26.07.2021 07:25:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von Meillo » 26.07.2021 07:25:13

Danke fuer deine Ueberlegungen, ralli! Ich kann mit ihnen viel anfangen und stimme dir weitgehend zu.
ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.07.2021 06:46:24
Natürlich werden die Arbeitslosenzahlen steigen.
Diesem ``natuerlich'' hier -- je nachdem wie es gemeint ist -- evtl. nicht. Ich denke auch, dass das vermutlich (eine Zeitlang) passieren wird, aber ich denke nicht, dass das zwangslaeufig so sein muss. Ja, es gibt immer mehr Menschen und durch Automatisierungen und Fortschrittsverbesserungen immer weniger zu tun. Damit bleibt weniger Arbeit. Vollbeschaeftigung fuer alle ist nicht mehr moeglich und sollte als Ziel (und Wahlkampfversprechen) abgelegt werden. Arbeitslosigkeit ist einerseits ein Verteilproblem (siehe dazu auch ``In Praise of Idleness'' von Bertrand Russell) und andererseits ein Definitionsproblem mit einer Kopplung an die Erwerbsarbeit. (Zu tun gibt es genug, auch genug was wertschoepfend fuer die Menschheit ist, bloss nicht in Form des traditionellen Vollzeiterwerbsjobs.)

Wir vergessen leicht, dass die 40h-Woche keine Fixgroesse ist. Es gab auch schon 60h- und 50h-Wochen. Die 40h-Woche ist eine Fortentwicklung und nur ein Zwischenstand. Nun muss die 30h-Woche kommen. Nicht die einen 50h und die anderen gar nicht, sondern alle nur 30h ... und dann nur 20h, usw. (Russells Essay ist diesbezueglich wirklich lesenswert. Gleichzeitig muss der Lebenserwerb davon mehr entkoppelt werden (Stichwort Grundeinkommen). Dann werden naemlich die anderen Nicht-Erwerbstaetigkeiten, wie Dasein, Betreuung und Pflege im sozialen Umfeld, Ehrenamt, Beitraege zum Naturschutz und z.B. der eigene Garten zunehmend ein gleichwertigerer Teil der Arbeit.

Entscheidend ist, einzusehen, dass es eben nicht moeglich ist, so weiterzumachen wie bisher, gleich zu denken wie bisher, die gleichen Systeme aufrecht zu erhalten wie bisher ... sondern wir muessen eine neue Form finden. Fuer sie gibt es eine Menge Loesungsansaetze, bloss beduerfen die einer Offenheit dafuer. Man kann sie nicht aus dem Blickwinkel der bisherigen Weltordnung verstehen und damit auch nicht bewerten. Wir muessen uns davon loesen und neue Wege gehen, denn unsere Situation heute ist eine neue/andere.
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von ralli » 26.07.2021 09:17:37

Danke Meillo,

Deinen Ausführungen und Überlegungen stimme ich ebenfalls in vollstem Umfange zu. Eine Umkehr findet ja im Bewußtsein und im Kopf statt. Wie ich sehe hast Du Dir Gedanken gemacht und Dich mit allem auseinandergesetzt, und das gefällt mir sehr.

Gruß ralli
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von schorsch_76 » 26.07.2021 10:49:32


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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von fischig » 26.07.2021 11:04:09

uname hat geschrieben:Am Ende werden nur die Klimamaßnahmen umgesetzt, die irgendjemandem nutzen.
Darüber sollte man nachdenken, statt im Zusammenhang einer „Kritik der Ökonomie“ immer von „wir“ zu reden. Ihr macht die Sache zu einer Angelegenheit individueller Moral und leugnet unterschiedliche Interessen. Ihr bewegt euch auf der Oberfläche. Kritisch ist das nicht.
Natürlich werden die Arbeitslosenzahlen steigen.
Das sagt sich leicht, wenn man nicht der Betroffene ist. Wir hatten mal eine Diskussion zur Trumpschen Wählerschaft.
Meillo hat geschrieben:Nicht die einen 50h und die anderen gar nicht
Aber warum ist das so, wenn das doch so vernünftig und plausibel ist?

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von Meillo » 26.07.2021 12:08:35

fischig hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.07.2021 11:04:09
uname hat geschrieben:Am Ende werden nur die Klimamaßnahmen umgesetzt, die irgendjemandem nutzen.
Darüber sollte man nachdenken, statt im Zusammenhang einer „Kritik der Ökonomie“ immer von „wir“ zu reden. Ihr macht die Sache zu einer Angelegenheit individueller Moral und leugnet unterschiedliche Interessen. Ihr bewegt euch auf der Oberfläche. Kritisch ist das nicht.
Wenn die Menschheit weiterhin gut lebensfaehig bleibt auf diesem Planeten, dann nuetzt das doch irgendwem. :-D

Ich finde nicht, dass das eine Angelegenheit *individueller* Moral ist, sondern das ``wir'' gerade Ausdruck einer Gemeinschaftsmoral ist. Diejenigen, die ``wir'' schreiben, betrachten wohl eher die Menschheit als Ganzes und sehen sich staerker als Teil davon.

Du hast aber schon recht die individuellen Interessen anzusprechen. Die Unterschiede der Interessen liegen wohl hauptsaechlich darin, inwieweit es Personen kuemmert oder egal ist was mit den Menschen nach dem eigenen Lebensende passiert oder was mit den Menschen ausserhalb des eigenen Lebenskontextes passiert.

Meillo hat geschrieben:Nicht die einen 50h und die anderen gar nicht
Aber warum ist das so, wenn das doch so vernünftig und plausibel ist?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich deine Frage korrekt verstehe. Fragst du dich, warum es diese Ungleichverteilung gibt? Eine Antwort findest du bei Russell wenn er (ungefaehr in der Mitte des Textes) ueber die Nadelproduktion schreibt. Hier eine deutsche Version: https://archive.org/details/LobDesMssig ... andRussel/
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von uname » 26.07.2021 12:27:36

@ralli, @Meillo

Ich stimme euch zu, dass Menschen weniger konsumieren müssen. Aufgeführt wurde z. B. der Tourismus. Aufgrund von Corona war der Tourismus letztes Jahr weltweit am Boden. Zudem hat gleichzeitig auch die Weltwirtschaft gelitten. Das ganze hat jedoch - soweit ich die Werte korrekt verstanden habe - nur 5% bzgl. Treibhausausstoß bzw. Klimawandel gebracht. Und diese Situation wird sich in der Form nicht so extrem wiederholen. Somit ist die Einschränkung des Tourismus wichtig. Reicht aber überhaupt nicht aus.

Vielleicht einfach mal ein paar Videos von "Hagen Rether" anschauen. Rettet vielleicht nicht das Klima, aber den Tag.
https://www.youtube.com/watch?v=gtaOVI7WdO8

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von fischig » 26.07.2021 12:48:21

Meillo hat geschrieben:Ich finde nicht, dass das eine Angelegenheit *individueller* Moral ist
Das habe ich auch nicht gesagt. Gesagt habe ich, dass (einige) Mitdiskutanten das zu einer solchen machen, was ich für falsch halte.

Was Russell und den „Müsiggang“ angeht: Sinnvolle und „gerechte“ Arbeitsteilung sind alles schon Überlegungen von Marx. Und die relevante Frage dabei scheint mir: Wie kommt man dahin. Der planwirtschaftliche Weg war's offensichtlich nicht. Aber der Apell an die „Wir“-Moral wird's auch nicht sein - behaupte ich.

Unter der Pandemie haben nicht „wir“/alle gelitten. Einige haben ganz gut profitiert dabei und leisten sich jetzt private Luftsprünge, die 1961 noch nur vom Staatshaushalt USA finanziert werden konnten.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von ralli » 26.07.2021 14:25:56

Hallo @uname,
danke für das Video. Hagen Rether ist einer meiner Lieblingskabarettisten.

Gruß ralli
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von curt123 » 26.07.2021 14:27:14

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.07.2021 07:25:13
Dann werden naemlich die anderen Nicht-Erwerbstaetigkeiten, wie Dasein, Betreuung und Pflege im sozialen Umfeld, Ehrenamt, Beitraege zum Naturschutz und z.B. der eigene Garten zunehmend ein gleichwertigerer Teil der Arbeit.

Entscheidend ist, einzusehen, dass es eben nicht moeglich ist, so weiterzumachen wie bisher, gleich zu denken wie bisher, die gleichen Systeme aufrecht zu erhalten wie bisher .
Man könnte einerseits unnötige Tätigkeiten weglassen, andererseits überlegen, wo Menschen sinnvoll tätig werden können. Wenn es eigentlich nur noch wenig Arbeit im klassischen Sinn gibt, dann könnte (abgesehen von der Frage der körperlichen Belastung und Leistungsfähigkeit, aber dafür gibt es ja Pausen) z.B. vielleicht auf Laubbläser verzichtet werden, mit Laubrechen und Besen geht es auch. Rasenmähen per Handmäher klappt auch gut. Mit etwas Übung ist auch die Sense ein tolles Werkzeug.

Aber dafür müßte tatsächlich mit dem Bewertungskriterium Geld, aber auch mit der Finanzierung von Geld anders umgegangen werden, und das ohne in eine Art von faschistoidem Globalisierungwahn zu verfallen oder auf, besonders im Kleinen, Vielfalt und Individualität zu verzichten.

Was das Weitermachen angeht, das sehe ich bei Nanopartikeln, Mikroplastik etc. einen enormen Handlungsbedarf.

Und für mich immer noch der Flugverkehr, weil Kondensstreifen nochmal über CO2 hinaus extra wetter- und letztlich klimawirksam sind. Und auch mehr als über die gemittelte Isolierwirkung der Wolken hinaus dadurch, dass die Temperaturen nachts zu hoch sind bzw. damit relativ höher werden.

Dann haben wir ganz neue Probleme durch die extreme Anhäufung von Wohlstand oder Kapital, etwa eingesetzt für Satelliten, aber auch Weltraumtourismus oder ganz spannend Wetter- und Klimamanipulationen. Also ganz neue Gefahren für die Menschheit, aber auch oft extremer Energieverbrauch.
https://www.t-online.de/tv/news/panoram ... welle.html
Wüstenstaat ergreift unglaubliche Maßnahme
https://edition.cnn.com/2021/05/27/midd ... index.html
Scientists are zapping clouds with electricity to make rain
Klingt etwas nach Nikola Tesla.
und vmtl, dieses Video ebenfalls über das Projekt ("National Meteorological Center" / "for Meteorology") https://www.instagram.com/p/CRdVQ8eLN5J ... b33450251b

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von ralli » 26.07.2021 14:34:30

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.07.2021 12:08:35
Ich finde nicht, dass das eine Angelegenheit *individueller* Moral ist, sondern das ``wir'' gerade Ausdruck einer Gemeinschaftsmoral ist. Diejenigen, die ``wir'' schreiben, betrachten wohl eher die Menschheit als Ganzes und sehen sich staerker als Teil davon.
Genau so ist es bei mir auch. Das "wir" steht nicht für eine Verallgemeinerung oder Schuldzuweisung an alle, sondern symbolisch dafür, das wir alle in einem Boot sitzen und alle für unser tun und unterlassen verantworlich sind. Das von mir gemeinte "wir" atmet Solidarität und Gemeinschaftssinn und steht für ein menschliches Miteinander. Weiter möchte ich das nicht vertiefen ...

Gruß ralli
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von uname » 26.07.2021 14:41:15

Auf 15% des Klimawandels hat jeder einzelne direkt Einfluss.

Hagen Rether 3Sat Festival - Liebe 2015 - Ernährung, Fleisch, Zukunft
https://www.youtube.com/watch?v=2V39qFdOMeI

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von fischig » 26.07.2021 14:54:16

wir (sitzen) alle in einem Boot
Und irren in unserer majestätischen Gleichheit alle miteinander und unterschiedslos ziellos auf dem großen Wasser herum.
Das von mir gemeinte "wir" atmet Solidarität und Gemeinschaftssinn
Ich halte nicht viel von solchen schiefen Metaphern in Sachdiskussionen.
Auf 15% des Klimawandels hat jeder einzelne direkt Einfluss.
Das bestreite ich nicht. Und ich finde auch einen Appell an den Einzelnen durchaus sinnvoll. Aber was ist mit den restlichen 85%? Allein vom Zahlenvergleich her scheint mir die Frage naheliegend.

Vielleicht mal das hier lesen:
https://www.medico.de/die-nachtlager-13704

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von uname » 26.07.2021 15:22:54

fischig hat geschrieben:Aber was ist mit den restlichen 85%?
Keine Ahnung was damit ist.

Aber zurück zur Ernährung und zu den 15% (evtl. bis 25%)

Earthling Ed sagt, dass ohne die Änderung der Landwirtschaft die Klimaziele unerreichbar sind.
https://www.youtube.com/watch?v=QnrtRaM28cY&t=144s

Etwas später im Video sagt er, dass der Konsum von Tierprodukten bis 2050 um 70% zunehmen wird.
https://www.youtube.com/watch?v=QnrtRaM28cY&t=550s

Im übrigen werden schon heute 80% der landwirtschaftlichen Flächen für Tierfutter verwendet.
Aber man kann ja weiteren Regenwald roden:
https://www.sojatoaster.com/wp-content/ ... 0x900f.jpg
Also alle schön ein E-Auto kaufen ... gegen den Klimawandel.
Zuletzt geändert von uname am 26.07.2021 15:26:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von Meillo » 26.07.2021 15:25:47

Wie bei allen grossen und schwierigen Problemen wird es keine eine Loesung geben, sondern es wird ein Bemuehen von allen noetig sein. Zudem das Bemuehen, sich nicht an der Frage, wer genau wieviel tun muss und an welchen Stellen man in welcher Reihenfolge ansetzen muss, aufzuhalten und sich von ihr blockieren zu lassen. Wenn dir etwas wichtig ist, dann tust du gerne etwas dafuer, egal wieviel ein anderer tut oder ob die zuerst etwas haetten tun sollen.
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von uname » 26.07.2021 15:28:09

Da möchte ich mich mal selbst zitieren:
uname hat geschrieben:Am Ende werden nur die Klimamaßnahmen umgesetzt, die irgendjemandem nutzen.
Am Ende wird das zu wenig sein.

Gut, dass es der Erde am Ende egal ist.
Sie wird den Menschen um einige Milliarden Jahre überleben.
Das tröstet mich in meinen Ansichten.

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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von ralli » 26.07.2021 15:55:40

fischig hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.07.2021 14:54:16
wir (sitzen) alle in einem Boot
Und irren in unserer majestätischen Gleichheit alle miteinander und unterschiedslos ziellos auf dem großen Wasser herum.
Das von mir gemeinte "wir" atmet Solidarität und Gemeinschaftssinn
Ich halte nicht viel von solchen schiefen Metaphern in Sachdiskussionen.
Auf 15% des Klimawandels hat jeder einzelne direkt Einfluss.
Das bestreite ich nicht. Und ich finde auch einen Appell an den Einzelnen durchaus sinnvoll. Aber was ist mit den restlichen 85%? Allein vom Zahlenvergleich her scheint mir die Frage naheliegend.

Vielleicht mal das hier lesen:
https://www.medico.de/die-nachtlager-13704
Du bist ein Meister der Unterstellungen und willst falsch verstehen. Das ist Dein gutes Recht. Aber merk Dir eins:

Was Du oder andere von meinem Humanismus, meiner Ethik und meinen Metaphern halten ist mir wirklich so was von egal, denn ich lebe nicht das Leben der Anderen. Das schließt aber nicht aus, das ich mich trotzdem für das Große und Ganze mitverantwortlich fühle. Ich denke, Dir geht es nicht um eine Annäherung und Ringen um die mögliche Wahrheit, nicht um echten Dialog, sondern um pure Rechthaberei. Dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade ....

Gruß ralli
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DeletedUserReAsG

Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von DeletedUserReAsG » 26.07.2021 19:26:02

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.07.2021 14:41:15
Auf 15% des Klimawandels hat jeder einzelne direkt Einfluss.
Rechnen wir mal: 15% verteilt auf 7,78×10⁹ Einzelne = 1,93×10⁻⁹ = 0,000000000193% … vielleicht doch nicht so überwältigend, was man da als Einzelner reißen könnte?

Abgesehen davon gibt’s auch plausible Gegendarstellungen zu diesem „Wenn wir alle aufhörten, Fleisch zu essen, wäre alles ganz furchtbar toll!!k“ – ich verzichte an dieser Stelle mal darauf, ein Beispiel dafür zu verlinken: der Interessierte wird’s selbst finden können, und der, der sich seine Meinung bereits gebildet hat, möchte meist nicht mehr mit Fakten belästigt werden.

Edit: Zahlen konkretisiert
Zuletzt geändert von DeletedUserReAsG am 26.07.2021 19:32:35, insgesamt 2-mal geändert.

fischig
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von fischig » 26.07.2021 19:31:35

niemand hat geschrieben:und der, der sich seine Meinung bereits gebildet hat, möchte meist nicht mehr mit Fakten belästigt werden.
:THX: :P

Ich plane, es kommt noch was. Aber ich muss erst mal denken. Das dauert bei mir.

fischig
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von fischig » 26.07.2021 20:18:38

niemand hat geschrieben:und der, der sich seine Meinung bereits gebildet hat, möchte meist nicht mehr mit Fakten belästigt werden.
:THX: :P

Ich plane, es kommt noch was. Aber ich muss erst mal denken. Das dauert bei mir

Vorab:
uname hat geschrieben:Gut, dass es der Erde am Ende egal ist.
Sie wird den Menschen um einige Milliarden Jahre überleben.
Das tröstet mich in meinen Ansichten.
Das Ende der Erde ist mir ziemlich egal. Die 7,8 Millarden derzeit lebenden Menschen (ich hoffe die Zahl ist einigermaßen korrekt) sind mir nicht egal, und zwar jeder einzelne. Mein Humanismus.

tobo
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Re: Wollen wir es nochmal versuchen? [Fortsetzung des Klimathreads]

Beitrag von tobo » 26.07.2021 20:33:35

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.07.2021 19:26:02
uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.07.2021 14:41:15
Auf 15% des Klimawandels hat jeder einzelne direkt Einfluss.
Rechnen wir mal: 15% verteilt auf 7,78×10⁹ Einzelne = 1,93×10⁻⁹ = 0,000000000193% … vielleicht doch nicht so überwältigend, was man da als Einzelner reißen könnte?
Vielleicht liegt es auch an deiner Unschärfe beim Rechnen (beim Nullenzählen) - es wäre 10mal so viel. Aber, dass das ein Problem für die Gesellschaft und nicht für Einzelne ist, das sollte ja eh klar sein.

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