Ich als Kunde war letzte Woche dran. Ein System, das jahrelang ohne Probleme funktionierte, sollte nun also durch ein neues ersetzt werden. Die Dokumentation suggerierte auch schon: "Einfach das alte Modem abbauen, das neue ran, konfiguieren und fertig. Alles ganz easy und total einfach. Geht alles ganz schnell und problemlos." Ich dachte mir, na das kann ja heiter werden.
Das neue DSL-Modem kam per Post an und ich legte los. Und schnell stellte ich fest. Einfach? Pustekuchen!
Diesen Beitrag schreibe ich, weil ich in Probleme reingerannt bin, die eigentlich ganz einfach hätten gelöst werden können, wenn in der Dokumentation die entscheidenden Schritte dokumentiert gewesen wären oder wenn das Personal an der Hotline Ahnung davon gehabt hätte, was ihr Arbeitgeber o2 eigentlich an seine Kunden verkauft.
Ich skizziere die Probleme, die ich hatte, nach denen ich erfolglos gegoogelt hatte, und anschließend poste ich die Lösung.
Ich mache das, damit der Nächste, der diese Probleme hat, die Lösung findet, wenn er nach den Problemen, die ich hatte, googelt.
Die wesentlichen Stationen meiner Odyssee
Zunächst einmal stellte ich fest, dass das neue Modem mit einer komplett anderen Technologie daherkommt als das alte. Ich hatte DSL-Modems unter Linux bis zum heutigen Tag mit pppoe angesprochen. Von VirtualBox aus stellte ich auf Data-Link-Ebene (Layer 2 im OSI-Modell) Kontakt zum DSL-Modem her. So war diese VirtualBox gleichzeitig auch so etwas wie eine Firewall. Für den Host-Rechner und die anderen VirtualBox-Gäste war diese eine VM der Internet-Router. Mit dem neuen DSL-Modem ging das alles nicht mehr. Ich hatte versucht, pppoe neu zu konfigurieren, doch es erkannte das neue DSL-Modem nicht.
In der Dokumentation las ich, dass das neue DSL-Modem nun wie folgt konfiguriert werden soll:
- Einfach einen Web-Browser aufmachen, da die IP-Adresse des DSL-Modems eintragen, also die '192.168.1.1', und schon kann ich das Ding angeblich konfigurieren.
zurück. Wenn ich stattdessen die '192.168.1.1' anpingte, dann kam gar nichts zurück. Die LED für 'LAN 1' blinkte zwar einmal pro Sekunde, aber das DSL-Modem gab kein Lebenszeichen von sich.Destination Host Unreachable
Der analoge Telefonanschluss wurde mit der Umstellung auf die neue Technik so umgestellt, dass ich das Telefon nun nicht mehr an den Splitter anstecke, sondern an das DSL-Modem. Ich habe jetzt also 'Voice over IP'. Komisch war: Telefonieren über 'Voice over IP' funktionierte. Nur Internet ging nicht.
Das Problem war: Ich hatte es hier mit etwas zu tun, von dem ich nicht wusste, womit ich es eigentlich zu tun hatte.
Ich hatte Google mit Suchbegriffen gefüttert, hatte die Dokumentation durchsucht und ich hatte ewig viel Zeit mit den Warteschleifen der o2-Hotlines verschwendet. Ich glaube, es waren 5 Stunden meiner kostbaren Lebenszeit, die ich mit Warten Irgendwas-Herumdaddeln verschwendet hatte, während die Warteschleifen diverser o2-Hotlines per Freisprechfunktion im Kreis liefen. Die Typen an den Hotlines hatten wenig oder absolut null Ahnung. Die meisten von denen kannten noch nicht einmal den Begriff pppoe. Nach vielen sinnlosen Telefonaten und einigen Tagen entschied man sich dann dafür, mir ein neues DSL-Modem zu schicken, weil man annahm, dass das alte kaputt war.
Ein paar Tage später kam das neue DSL-Modem, wieder eine 'o2 HomeBox 6641', und sie zeigte das gleiche Verhalten wie die alte: Sie ließ sich nicht anpingen. Es machte auch keinen Unterschied, ob die Netzmaske nun '255.0.0.0' oder '255.255.0.0' war. Ich rief wieder die Hotline an und verschwendete eine weitere Stunde meiner kostbaren Lebenszeit mit Warten Irgendwas-Herumdaddeln und der Computerlaie, der dieses Mal mit mir telefonierte, machte, wie es schon in den Tagen zuvor geschah, eine neue Störungsmeldung auf.
Ein oder zwei Tage später geschah dann ein Wunder. Ich war mit dem alten DSL-Modem im Internet und mein Handy war auf Empfang. Das Handy klingelte, und am anderen Ende der Leitung war endlich mal ein Techniker, der mir die Fragen, die ich hatte, kompetent beantworten konnte.
Unter anderem stellte sich heraus, dass auch schon das alte Alice-DSL-Modem mit der neuen Technologie (also ohne pppoe) hätte benutzt werden können. Nun ist es allerdings so, dass ich schon seit April 2005 Kunde bei Alice-DSL bin. Das sind jetzt tatsächlich 11 (!) Jahre. Und vor dem 'Alice 1421' hatte ich eine ganze Reihe verschiedener DSL-Modems (einige von denen waren angeblich von Siemens). Damals war pppoe der einzige mir bekannte Weg, um mit Linux ins Internet zu gehen. Und diesen pppoe-Ansatz hatte ich jahrelang nicht hinterfragt. Wozu auch? Es funktionierte doch alles bestens. Bis jetzt.
Die Lösung
Als ich mit dem kompetenten Techniker telefonierte, schien plötzlich alles ganz einfach. Ich machte meine Notizen und wartete auf das nächste Wochenende. Heute war das Wochenende und ich nahm mir die Zeit, meinen Internet-Rechner auf die neue Technologie umzustellen und alles akribisch genau zu dokumentieren. Für die nächsten 11 Jahre.
Es folgt das Know-how, das mir echt weitergeholfen hätte, wenn es in der Dokumentation an prominenter Stelle (also nicht auf Seite 88 in irgendeiner FAQ versteckt) gestanden hätte, wenn das Personal an der Hotline davon gewusst hätte oder wenn es in der Google-Trefferliste aufgetaucht wäre.
Code: Alles auswählen
0002: Inbetriebnahme
====================
- [X] Datum Start: 2016-04-17-So
- [X] Datum Ende: 2016-04-17-So
0001. Systemvoraussetzungen
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Das DSL-Modem hat die folgenden Adress-Daten:
- IP-Adresse: 192.168.1.1
- Netzmaske: 255.255.255.0
Um Kontakt mit dem DSL-Modem per LAN-Kabel herzustellen,
gibt es 3 Optionen.
- Option A)
- Der Rechner holt sich per DHCP vom DSL-Modem eine IP-Adresse
- Option B)
- Der Rechner hat eine IP-Adresse im Bereich 192.168.1.0/24
- Die Netzmaske lautet zwingend 255.255.255.0
- Die IP-Adresse kann zum Beispiel 192.168.1.2 sein
- Option C)
- Bei Parallelbetrieb von DHCP und festen IP-Adressen
empfiehlt das Handbuch 'BDA_6641_V_1.00.pdf'
auf Seite 88, eine IP-Adresse aus dem IP-Bereich
von 192.168.1.251 bis 192.168.1.254 zu verwenden
- Naheliegend wäre also die folgende Zuordnung:
- LAN 1 = 192.168.1.251
- LAN 2 = 192.168.1.252
- LAN 3 = 192.168.1.253
- LAN 4 = 192.168.1.254
0002. Erste Kontaktaufnahme zum DSL-Modem
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# ping 192.168.1.1
--> Wenn das DSL-Modem auf die Ping-Signale antwortet,
dann wurde die erste Hürde überwunden.
0003. DNS / Nameserver
----------------------
- Als Nameserver können wie üblich die Nameserver von
OpenDNS und/oder Google verwendet werden.
- Wenn allerdings Wert darauf gelegt wird, dass der
Name 'o2.box' aufgelöst wird, dann muss im Rechner
als ersten Nameserver die IP-Adresse des DSL-Modems
eingetragen werden, also die '192.168.1.1'.
P.S.
Text jetzt blau gemacht, in der Hoffnung, dass Blau keine Moderator-Farbe ist.