[gelöst] Intel Grafik UHD 750 (Iris/XE) ... downgrade auf UHD 630 notwendig für Stable?

[electri]

Hallo,
meinen 8-Jahre alten Rechner musste ich austauschen. Leider habe ich mir aufgrund der Grafikleistung einen intel i5 11500 (Rocket Lake) mit integrierter GPU (UHD 750 bzw. Iris bzw. XE bzw. 12te Gen.) gekauft, in der Hoffnung dass die IntelGrafik unter Linux gut unterstützt wird. Leider funktioniert KDE out of the box aktuell nur auf Kubuntu Impish 21.10 (vor beta, kommt in 1 Monat raus) und auf Manjaro. Beide haben Kernel 5.13 oder neuer.
Da ich gerne weiterhin Debian Stable (Bullseye) einsetzen möchte, überlege ich mir, ob ein Prozessordowngrade auf einen intel i5 10500 (Grafik UHD 630, schon recht abgehangen) sinnvoll wäre. Daher meine Frage, ob jemand einen i5 10500 (bzw. 10400/10600) mit Bullseye verwendet, und Bullseye damit ohne Änderungen am Kernel oder anderen Komponenten läuft.

Die andere Frage wäre, was ihr empfehlen würdet. Ich verwende Debian Stable seit vielen Jahren als Desktoprechner (Internet, Bildbearbeitung, Mail, Textverarbeitung, Soundbearbeitung), habe aber noch nie selber Änderungen am Kernel oder dem Xserver vorgenommen. Ich möchte eigentlich keine 2 Jahre warten, bis ich dann die kommende Version Bookworm installieren kann. Kubuntu und Manjaro ... das funktioniert zwar grundsätzlich halbwegs erträglich, aber unter Debian installiere ich mit apt-get nur die Software die ich wirklich brauche (ausgehend von einem System ohne X) und habe mich vor 2 Jahren in Nftables eingearbeitet, damit ich im Netzwerk vor IOT-Geräten sicher bin. Ich will also Debian weiter verwenden. Hat jemand Erfahrung, wie lange es dauert, bis ein neuer Kernel über die Backports verfügbar ist, und ob das bezüglich Sicherheit und Bequemlichkeit empfehlenswert ist? Eventuell würde ich mich auch mit Debian Testing anfreunden, aber ... auch hier fehlt mir die Erfahrung, ab wann da ein neuerer Kernel verwendet wird. Bisher musste ich mich aufgrund alter Hardware mit sowas nie rumschlagen, daher bin ich gerade etwas planlos.

[KP97]

In experimental gibt es den 5.14.xxx
https://packages.debian.org/search?suit ... image-5.14.
Der ist ohne weiteres herunterzuladen und zu installieren.

Leider ist es mittlerweile so, daß nur noch die LTS-Versionen angeboten werden, da bleibt nur das Repo für experimental oder auch das Archiv.

[electri]

Genau das wollte ich eigentlich vermeiden, einen Kernel aus Experimental oder woanders her selber installieren zu müssen.
Nach ein bisschen Recherche gehe ich davon aus, dass es vermutlich doch nicht (nur?) am Kernel liegt. Der Kernel 5.10, der ja in Bullseye verwendet wird, ist der erste, der eigentlich Unterstützung für Rocket-Lake CPU und GPU eingebaut haben soll. Insofern könnte es noch an anderen Komponenten (Mesa?) haken. Ich hoffe also auf das erste Point-Release und ggf. Lösungen über die normalen Backports bei Stable ... vielleicht gibts dann auch schon mehr Erfahrungsberichte.

[hikaru]

Den Kernel (und dessen Headers) aus Experimental unter Stable zu installieren dürfte momentan(!) problemlos sein. Ich hätte keine Bedenken, ein Produktivsystem damit zu betreiben bis ein entsprechender Kernel in den Backports auftaucht.

Falls du allerdings wirklich weitere Pakete (z.B. mesa) brauchst, sähe das schon anders aus. Nach dem was ich aufgeschnappt habe, sollte das aber nicht nötig sein. Ich weiß nicht ob das für Kernel 5.14 noch zutrifft, aber es könnte sein, dass du dem Kernel über Grub noch eine Option mitgeben musst [1]:

Code: Alles auswählen

i915.force_probe=4c8a

[1] https://www.reddit.com/r/linuxhardware/ ... ng_latest/

[electri]

Ich habe den Thread jetzt mal auf gelöst gesetzt. Vielen Dank. Ein Test mit der KDE-Live-CD (stable, bullseye) hat mit dem genannten Kernel-parameter geklappt. Eine Installation eines Kommandozeilensystems mit der Netinst-CD, Änderung des Kernel-parameters im Grub, und Nachinstallation von KDE hat ebenso geklappt. Ein anderer Kernel oder andere Änderungen bzw. Komponenten waren nicht notwendig. KDE läuft, Videos werden angezeigt, auf den ersten Blick flackert nix, Bildschirmauflösung und Bildschirm werden korrekt erkannt ..... es scheint zu funktionieren mit dem Kernel 5.10.

Ich hatte die Kerneloption bisher nicht getestet, weil ich keine Ahnung habe, was die Bootoption macht. Und dazu kam meine Erfahrung mit Live-CDs, dass unter Kernelversion 5.13 nix gelaufen ist. In dem genannten Artikel auf Reddit wird auch auf Github verwiesen. Offensichtlich ist es nicht erwünscht, diesen Parameter zu verwenden. Daher war und bin ich wie gesagt vorsichtig damit. Wenn ich es richtig verstehe, dann scheint die Hardware erst vorläufig im Kernel zu sein, also noch nicht als stabile Version. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass Debian Stable mit vorläufigem Videotreiber besser läuft als z.B. Fedora mit stabilem Videotreiber

Kann ich die Kerneloption bedenkenlos verwenden, oder könnte es da mögliche Probleme geben?

Nachtrag: Debian Testing (bookworm) verwendet (Stand 09/2021) ebenso wie Stable (bullseye) den Kernel 5.10. Bei einem Update meines Stable-Systems auf Testing ... also bei dem gleichen Kernel 5.10 ... funktioniert die GPU meines RocketLake Prozessors out of the box, also ohne Kernel-parameter. Und beim Testing-System ohne Kernel parameter wird die Grafikeinheit unter KDE im Infozentrum sogar korrekt als Rocket Lake UHD 750 erkannt, während bei Stable mit Kernelparameter die Grafikeinheit nicht korrekt erkannt wird. Ich folgere daraus, dass der 5.10er Kernel eine volle Rocket-Lake-Unterstützung bezüglich der Grafikeinheit biete, und dass Stable (Bullseye) vielleicht nur aufgrund irgendeiner Konfiguration nicht funktioniert. Hoffentlich wird das irgendwann in naher Zukunft gelöst.

Nachtrag2: Auch das Point-Release Bullseye 11.1 unterstützt meinen Rocket Lake nicht. Ich muss den o.g. Kernel-Parameter weiter verwenden. Ich habe es mit einer KDE-11.1-nonfree-Live-CD getestet.

[ingo2]

@electri
Genau das Thema bzw. die Entscheidung beschäftigt mich auch.

Will mir auch einen neuen Mini-PC kaufen oder bauen. Denke dabei an die "T-Version" der CPU - also 35W TDP.
Da stehen zur Wahl i5-11600T oder i5-10600T. Die Graphik scheint ja wirklich beim Rocket-Lake um Vieles besser zu sein, dafür ist die Leistungaufnahme wohl deutlich höher.

Hier noch ein detaillierter Vergleich: https://www.phoronix.com/scan.php?page= ... inux&num=2

Das heißt in diesem Fall auch lauter und bei limitierter TDP eventuell sogar langsamen?

Wie sind Deine Erfahrungen bisher, besonders betreffs Stabilität und Zuverlässigkeit unter Bullseye mit dem Patch, aber auch bezüglich Leistungsaufnahme, speziell im Idle-Betrieb (das ist ja der weitaus häufigste Betriebszustand)?

Gruß,
Ingo

[electri]

Den Kernelparameter einmal in /etc/default/grub eingetragen, hatte ich bisher keine Probleme unter Bullseye. Seit der Veröffentlichung gab es zwei Kernelupdates, wenn ich mich richtig erinnere. Auffallend ist, dass sehr sehr selten das KDE beim Öffnen von dolphin für ca. 0-5 sec. steht. Vermutlich unabhängig davon wird sehr selten auf der Konsole eine Meldung ähnlich "[12.3456789] hdaudio hdaudioC0D2: Unable to bind the codec" auf den Bildschirm geschrieben. Letzteres ist mir aufgefallen, nachdem ich das System ohne X frisch installiert hatte, und dann auf der Konsole bzw. im mc oder einem anderen Texteditor einige Konfigurations-Änderungen vorgenommen habe, bevor ich dann zur Installation von X bzw. KDE übergegangen bin. Ich habe keine Ahnung warum das Verhalten so ist. Beides bedeutet für mich keinerlei Einschränkungen. Ich konnte bisher keine Probleme oder weiteres besonderes Verhalten feststellen. Die Grafik funktioniert gut, Videos und Sound klappen, Netzwerk wird erkannt, keine Abstürze. Das System läuft für mich perfekt. Ich verwende allerdings auch die non-free Installation.

Mit den Komponenten i5-11500, Asus B560 Board, einer M.2 SSD, 2 x 8 GB Ram, 2 Gehäuselüftern, einem Prozessorlüfter sowie einem Seasonic Netzteil mit 500 Watt verbraucht mein System im Bios 40 Watt, im Debian Bullseye idle KDE minimal-Installation ca. 26-29 Watt und mit stress-ng unter s-tui ca. 130 Watt. Die Prozessortemperatur ist mit einem Noctua NHU12S (Towerkühler, 12cm Lüfter) in einem Midi-Tower-Gehäuse (fractal define mini c) im idle bei ca. 30 Grad und beim Stresstest bei ca. 60 Grad. Von meinem alten System kommend (i5 3470) bin ich weniger über den Stromverbrauch erstaunt, als vielmehr über die deutlich höhere Prozessortemperatur. Der i5 3470 war bei mir mit einem größeren Kühler immer minimal über Zimmertemperatur und blieb selbst beim Stresstest unter 40 Grad. Der neue 11500 ist also bei mir deutlich wärmer, auch wenn die TDP von Intel geringer ist.

Über die 11te Intel-Generation mit höherer Leistung (K-Prozessoren) habe ich gelesen, dass diese sehr warm werden und viel Strom verbrauchen. Zu den sparsamen T-Versionen kann ich nichts sagen. Ich habe die Normalversion.

Im Gegensatz zu den neuen AMD-Prozessoren mit integrierter Grafik ist Intel derzeit sowohl mit der UHD750 als auch der UHD630 ziemlich langsam. Meines Erachtens ist dies aber hauptsächlich bei Spielen relevant. Die noch schnellere Iris-Grafik gibt es erst bei der 12ten Intel-Generation, die aktuell noch nicht zu kaufen ist (10/2021). Auch dann bleibt meines Wissens der Vorsprung von AMD. Insofern spricht nichts dagegen, jetzt einen Intel-Prozessor der 10ten Generation zu kaufen, wenn die Grafikleistung nicht das ausschlaggebende Argument ist. Dann wäre aber ohnehin eine separate Grafik besser oder die integrierte Version von AMD. Da ich aber nunmal den Intel 11500 gekauft habe, und ein Wechsel auf z.B. einen Intel 10600 Zeit, Nerven und Geld kostet, bleibe ich dabei. Ich habe übrigens irgendwo gelesen, dass die Probleme mit dem Grafikproblem und dem notwendigen Kernelparameter weniger an der 11ten Intelgeneration liegen, als vielmehr am Board mit dem B560 Chipsatz. Keine Ahnung was da dran ist. Bei meinem System stelle ich unter Debian Bullseye keine Nachteile fest seit ich den Kernelparameter verwende. Das neue (K)Ubuntu 21/10 läuft out of the box, Debian Testing auch.

[ingo2]

@electri

Danke für den ausführlichen Bericht.
Da bin ich ja zufrieden, dass es mit dem Patch stabil unter Bullseye läuft. So, wie ich das sehe, fehlen da nur noch ein paar Optimierungen und auch mesa sollte dafür Version 21.2 haben (Bullseye hat 20.3 - ist aber schon in sid).
Die Rocket-Lake Graphik brauch' ich nicht zum Zocken, interessant sind jedoch die vielen in Hardware unterstützten Video-Codecs.

Das mit dem thermischen Budget bei der T-Version ist zwar hier off-topic und man kann den maximalen CPU-Takt auch über das sysfs reduzieren - aber viel mehr geht da nicht, während Intel zahlreiche Sensoren auf dem Chip auswertet und damit alle verschiedenen Lastarten auf GPU und CPU berücksichtigt.
Mal sehen.

Gruß,
Ingo