[gelöst] Browser mit VA-API/VDPAU Unterstützung gesucht

[Tintom]

Hallo zusammen!

Ich habe hier einen Laptop mit einer AMD E-350 APU und Windows 10. Beim Abspielen von Videos wird alles über die CPU berechnet, welche dann ziemlich schnell an ihre Grenzen stößt. Videos bis ca. SD-Qualität gehen noch gerade, darüber wird die Luft sehr schnell dünn.
Nun kam ich auf die Idee die relativ schwache CPU (1,3 Ghz Dualcore) bei der Wiedergabe von Videos durch den Grafikchip (AMD HD 6310) unterstützen zu lassen. Bei Windows beiße ich auf Granit, vielleicht finde ich auch einfach nur die passende Stellschraube nicht. Kurz: Ich bekomme es nicht hin.

In meiner Verzweiflung griff ich dann zu einer debianbasierten Live-CD und - was soll ich sagen - fünf Minuten und ein paar installierte Pakete später konnte ich BigBuckBunny als HD-Version bei niedriger CPU-Last wiedergeben.

Die Besitzerin des Laptops war beeindruckt und könnte sich durchaus einen Wechsel zu Debian vorstellen. Das Nutzungsszenario ist auch nichts außergewöhnliches, aber ein Punkt bereitet mir Kopfzerbrechen: Sie schaut mit dem Laptop Videos bei Netflix. Ich brauche also einen Browser, der VA-API/VDPAU-fähig ist, wenn der Rechner nicht in die Knie gehen soll.

Eine kurze Recherche brachte mich auf die Wiki-Seite von Arch. Demnach fällt der Firefox flach, Chromium muss extra gepatcht werden (siehe hier) und für Googles Chrome ist anscheinend auch nichts implementiert.

Habt ihr ein ähnliches Szenario zum Laufen gebracht und habt Hinweise/Denkanstöße für mich?

[Lord_Carlos]

Fuer Netflix muss der Browser dann auch noch DRM unterstuetzten.

Normal sollte windows 10 einfach den richtigen Treiber bereitstellen und dann sollte es *eigentlich* out of the box gehen.
Unter Chrome kann man dann chrome://gpu/ aufrufen und gucken was hier steht: Video Decode: Hardware accelerated
Vielleicht ist die GPU mit 10 Jahren auch zu alt und es gibt fuer Windows keine aktuellen Treiber mehr.

[schorsch_76]

Diese CPU habe ich in meinem VDR. Unter Kodi läuft die Wiedergabe Hardware beschleunigt. Als Browser würde ich mal Chrome aus den Google Repos probieren. Das könnte klappen da er auch die DRM Komponenten für Amazon Prime Video mitbringt.

[1] https://www.google.com/linuxrepositories/
[2] https://www.google.com/chrome/

[Lord_Carlos]

Als Browser würde ich mal Chrome aus den Google Repos probieren.

Guck dir mal den Link an den Tintom gepostet hat.
Du musst Chrome patchen oder patchen lassen (Fuer Ubuntu gibt es ein PPA)

[schorsch_76]

Das hab ich schon gelesen. Das war aber vor über einem Jahr. Mehr als nicht klappen kann es nicht und eine bessere Alternative als VDPAU im Browser sehe ich ehrlich nicht.

[debianoli]

Bringt in dem Fall eine Kodi-Installation plus Netflix-Addon nix? Dazu dann noch kodi-inputstream-adaptive von deb-multimedia (kann man auch für normales Debian anpassen).

[wanne]

Konqueror und so defakto jeder OSS Browser kann über gstreamer Hardwarebeschleunigung. Das gilt sogar für Mozillas eigene "Beta"-Engine Servo.
Leider lehnt das Firefox mit dem "not invented here" Argument ab. (Eventuell gibt es da aber doch irgend welche compiler flags.)
Auf der anderen Seite verbietet Netflix OpenSource-Abspieler explizit. Denke dass es schwierig wird beides (Videobeschleunigung und EME) ohne Android zu bekommen.
Mit einem sehr Leistungsstarken PC daneben kannst du reencodieren. Ist aber vermutlich auch nicht was du suchst.

[Tintom]

Danke für die zahlreichen Antworten und Anregungen!
Nach einiger Zeit Pause kann ich mich erst jetzt weiter mit der Sache befassen. Anscheinend hat es der in meinem ersten Beitrag erwähnte Patch schon in den Chromium von Debian geschafft. Ein Bugreport (856255) hat das Ergebnis gebracht, dass der Patch seit Version 72 Teil des Pakets ist.

Ich teste hier an einem Debian 9 mit Chromium 73 und chrome://gpu meldet 'Video Decode: Hardware accelerated'. Wenn ich im Browser die Hardwarebeschleunigung deaktiviere bemerke ich bei FHD-Videos in youtube einen signifikanten Anstieg der Systemauslastung, es scheint also zu funktionieren.

Bleibt nur noch der Punkt netflix. Laut chip.de reicht ein einfaches
cp /opt/google/chrome/libwidevinecdm.so /usr/lib/chromium/
um chromium DRM-fähig zu machen. Gesagt, getan - netflix lässt damit den Zugriff von Chromium zu.

Zum Testen finde ich in dem Zusammenhang die Seite demo.castlabs.com ganz passend. Hier kann man Videos zur Wiedergabe im Browser mit verschiedenen Codecs und verschiedenen Auflösungen abrufen, wahlweise DRM-geschützt oder DRM-frei.

[peter1969]

Sonderbar, ich habe einige Anleitungen im Netz gefunden, die die Hardwarebeschleunigung für den FF beschreiben. Ein Beispiel:
https://linuxconfig.org/firefox-with-va-api-on-linux

[JTH]

Das Thema ist ja schon zwei Jahre alt, in der Zwischenzeit hat sich einiges getan Die verlinkte Anleitung ist vom November 2020, das Thema hier von Februar 2020. Genau dazwischen ist z.B. die VA-API-Unterstützung unter X11 im Firefox dazugekommen.

[wanne]

Btw: Unter Wayland tuts schon seit ende 2020. Leider gibt das nicht auf NVIDIA-Hardware. Das scheint mir auch unter X11 weiterhin der Fall zu sein ob wohl es laut bugreport eigentlich tun sollte. Ist aber für hier irrelevant.

[peter1969]

Ich habs gestern getestet. In Youtube war es war es eh wirkungslos da meine Graka nur H.264 unterstützt. Bekanntlich nutzt Youtube AV1 und VP9. Auf anderen Seiten, die eigentlich mit H.264 arbeiten, ging es aber auch nicht.

Laut Debia Wiki ist firefox-esr auch noch nicht bereit dazu:

https://wiki.debian.org/Firefox#Hardwar ... celeration

Zitat:

Starting around version 95 firefox has enabled hardware video acceleration via VA-API but still needs to be manually turned on. firefox-esr is projected to be updated to version 102 sometime in 3Q 2022. Until then, you must use mozilla binaries, flatpak, or snap if you want hardware video acceleration.