Grundsatzfrage: Warum Linux?

Warum Debian und/oder eine seiner Spielarten? Was muss ich vorher wissen? Wo geht es nach der Installation weiter?
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SirArthur
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von SirArthur » 16.11.2018 04:20:06

Weil es nicht user-friendly ist.

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hikaru
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von hikaru » 16.11.2018 09:28:45

mampfi hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
14.11.2018 13:49:41
In der aktuellen CT schrieben Sie was Elementary OS, einfach zu bedienen ...
Nicht wirklich. Ein (Linux-)Desktop hat nun mal eine gewisse Grundkomplexität, die man nicht reduzieren kann. Versucht man es trotzdem, dann kommt dabei das heraus, was auf Englisch als "dumbed down" bezeichnet wird. Weitere "Vereinfachung" geht dann auf Kosten der Funktionalität, das Ergebnis wird unterkomplex.

Gerade unter Linux gibt es dafür gute Beispiele. Ich lege z.B. recht wenig Wert auf das Aussehen meines Desktops der Schönheit wegen, möchte dafür aber den vorhandenen Platz möglichst effizient nutzen. Am einfachsten fällt mir das mit Xfce, denn der Desktop ist auf einfachem Weg weitreichend konfigurierbar. Ich kann mit LXDE und Mate ähnlich gute Ergebnisse erzielen, das ist aber teils nicht so komfortabel oder einfach nur anders im Sinne von ungewohnt. Möglicherweise könnte ich auch Cinnamon und KDE für mich passend konfigurieren, aber dafür kenne ich mich mit denen nicht gut genug aus.

Gnome und Unity sind in meinen Augen unterkomplex, denn mit denen ist es unmöglich, den Desktop so zu gestalten wie ich ihn gern hätte. Das liegt nicht an deren grundlegenden Bedienparadigmen, die finde ich teils ansprechend, sondern an der mangelnden Konfigurierbarkeit der Oberfläche.
Das geht mMn sogar so weit, dass Xfce gegenüber Gnome auf Touchscreens überlegen ist, obwohl Gnome hier eigentlich das überlegene Paradigma hat. Gnome macht 80% von Hause aus richtig. Weitere 10% lassen sich hinbiegen, aber die letzten 10% machen den Desktop nahezu unbedienbar. Xfce macht nicht mal die Hälfte richtig, aber der Rest lässt sich zumindest so weit konfigurieren, dass es bedienbar wird.

Elementary schlägt in die Gleiche Kerbe. Es nutzt ein modifiziertes Gnome und hat daher schon von Hause aus die selben Unzulänglichkeiten. Hinzu kommt, dass es versucht, die unweigerlich vorhandene Komplexität des Systems vor dem User zu verstecken. Ähnliche Ansätze verfolgten schon Xandros, LinuxXP und Linpus. Das Ergebnis war jeweils nur auf den ersten Blick ein einfach zu bedienendes System.
Bricht man die Fähigkeiten eines Anfängers, eines Fortgeschrittenen und eines Experten in einem Anfall von Generalisierungswahn auf einen einzelnen Benchmark-Wert herunter, so kann man diese Werte als einzelne Punkte in ein Diagramm eintragen und sie verbinden. Was man erhält ist eine Lernkurve. Die Benchmark-Werte lassen sich nur schwer ändern, aber man kann die Lernkurve durch diverse Helferlein verbiegen. Genau das machen "einfach zu bedienende" Distributionen für gewöhnlich. Sie flachen die Lernkurve am Anfang ab, was allerdings auf Kosten einer später zu erklimmenden "Wand" geht, denn während Nutzer einer "normalen Distribution" mit wachsenden Aufgaben nach und nach relativ konstant Fähigkeiten ansammeln, fällt Nutzern "einfacher Distributionen" anfangs viel in den Schoß - bis sie schließlich an die Grenzen der Fähigkeiten ihrer Helferlein stoßen, die dann oft nicht nur nutzlos, sondern sogar widerspenstig werden.
mampfi hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
14.11.2018 13:49:41
(Zahlen ist freiwillig)
Zumindest bezogen auf Geld. ;)

ViNic

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von ViNic » 16.11.2018 23:34:26

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
16.11.2018 09:28:45
Ein (Linux-)Desktop hat nun mal eine gewisse Grundkomplexität, die man nicht reduzieren kann.
Würde ich auch so unterschreiben.

Linux ist das komplizierteste Desktop-System im Vergleich zum Windows und MacOS. Zumindest für mich. Es ist ja nicht so das ich nicht damit zurecht komme, das tue ich sehr wohl. Nur Hürden und Stolpersteine gibt es am meisten unter Linux. Einfach aus dem Grund wie Linux und sein Ökosystem beschaffen ist.

Ich nutze es als LAMP-Workstation und da bin ich doch sehr zufrieden mit Linux. Alles andere mache ich mit anderen Systemen, einfach weil die bessere Software und Hardware Unterstützung bieten.

Gnome3 lässt sich aber auch ohne Extensions weitgehend konfigurieren. Es ist nicht so wandelfähig wie XFCE, lässt sich aber immerhin soweit konfigurieren das es weniger grottig wirkt. Weiteren Rest lässt sich noch zusätzlich mit Extensions erschlagen. Mein Kritik Punkt ist das Gnome3 zuerst befrickelt werden muss, damit man mit ihm arbeiten kann. Bei Gnome2 musste man es nicht, konnte aber.

DeletedUserReAsG

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 17.11.2018 00:29:15

… was man aber auch von der anderen Seite aus betrachten kann: man kann sich das System samt Desktop so einrichten, wie man mag, und wie man am besten damit zurechtkommt – und ist nicht gezwungen, es zu nutzen, wie irgendein Hersteller es vorgibt. Und wenn man sich erstmal ’nen Desktop zurechtgebaut hat, kann man den auch problemlos und mit wenig Zeitaufwand bei ’ner Neuinstallation wiederherstellen.

ViNic

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von ViNic » 17.11.2018 10:13:17

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.11.2018 00:29:15
… was man aber auch von der anderen Seite aus betrachten kann: man kann sich das System samt Desktop so einrichten, wie man mag, und wie man am besten damit zurechtkommt – und ist nicht gezwungen, es zu nutzen, wie irgendein Hersteller es vorgibt. Und wenn man sich erstmal ’nen Desktop zurechtgebaut hat, kann man den auch problemlos und mit wenig Zeitaufwand bei ’ner Neuinstallation wiederherstellen.
Wie ein Hersteller seinen Desktop baut und wartet, ist aber auch nicht zu vernachlässigen. Was ich an mir und anderen Usern gesehen habe, die Linux nutzen, ist die Tatsache das viele ihren Desktop ändern. Weil die es eher müssen. Das Theme ist nicht gut, die Icons zu klein, die Schrift ist unscharf etc. Unter MacOS und Windows passiert das viel seltener, obwohl auch diese Systeme viele Möglichkeiten zur Gestaltung bieten. Aber hier ist der Punkt, meist ist das System schon sinnvoll eingestellt. Mein Windows und MacOS sind weitgehend Standard, bei vielen anderen Installationen ist das auch so. Mal ein anderes Hintergrund... okay.

https://www.heise.de/ct/artikel/c-t-upl ... 17993.html

Hier wird auch kurz über das Problem diskuttiert. Auch so der Hintergrund warum die Elementary-Distribution existiert. Vieles wäre unter Linux schon lösbar, allerdings weil jeder sein eigenes Süppchen kocht, scheint es eher ein unlösbares Problem zu sein. Naja nu ...

DeletedUserReAsG

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 17.11.2018 10:45:22

ViNic hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.11.2018 10:13:17
Was ich an mir und anderen Usern gesehen habe, die Linux nutzen, ist die Tatsache das viele ihren Desktop ändern. Weil die es eher müssen. Das Theme ist nicht gut, die Icons zu klein, die Schrift ist unscharf etc. Unter MacOS und Windows passiert das viel seltener, obwohl auch diese Systeme viele Möglichkeiten zur Gestaltung bieten. Aber hier ist der Punkt, meist ist das System schon sinnvoll eingestellt.
Ich kann nur für Windows sprechen, MacOS hab ich vor 20 Jahren das letzte Mal in den Fingern gehabt: da sind einige Sachen, die mir sehr umständlich vorkommen, und die ich gerne ändern würde. Es geht nicht, ich bin auf die kruden Ansichten des Herstellers festgenagelt, was die Usability angeht. Andere Sachen lassen sich ändern, allerdings mit Drittsoftware und viel Zeit beim Einrichten – mehr Zeit, als ich benötige, um mir mein Xfce nach ’ner Neuinstallation manuell so hinzubiegen, wie ich es haben möchte. Und wenn’s nur um ein zusätzliches System geht, ist die Sache unter Linux mit ’nem einfachen Kopieren der entsprechenden Config in zwei Minuten gegessen, während man bei ’ner weiteren Windowsinstallation die gesamte Klickorgie erneut durchziehen muss.

Nein, tut mir leid: das Argument, Windows könne man ootb benutzen, während man an Linux lange rumfrickeln müsse, gilt nur für die Leute, die nix anderes als Windows kennen und sich daher an dessen Eigenheiten angepasst haben, weil sich das System halt nicht sonderlich den eigenen Vorstellungen entsprechend anpassen lässt. Ich hab’s ausreichend oft von Nur-Windows-Usern gehört: „Wie bekloppt ist das denn, dass ich hier und dort klicken muss, um jenes zu erreichen? Wieso geht das nicht einfach so: …? Und warum kann man nicht einfach […]?”.
Abgesehen davon habe ich vor Kurzem mal ’n aktuelles Debian in ’ner VM hochgezogen, und stumpf Xfce via Installer mitinstalliert – und wüsste nicht, inwiefern das nun geändert werden müsste, um’s nutzen zu können.

Buerste
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von Buerste » 17.11.2018 12:24:21

Ich kann an Windows nicht leiden das man immer und immer wieder den Rechner neu starten muss(z.B. nach Updates), das nervt unheimlich. Und dann dieser Zwang, wenn man neue Hardware einbaut, oder z.B. das Board wechselt sich neu zu registrieren. Windows nervt einfach nur noch. Oder man wird mehr oder weniger gezwungen, sich neue Hardware zu kaufen weil einfach die Unterstützung für ältere Sachen fehlen usw.

Nee danke. Bin mit Debian viel glücklicher :hail:

thoerb
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von thoerb » 17.11.2018 13:28:01

Buerste hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.11.2018 12:24:21
Ich kann an Windows nicht leiden das man immer und immer wieder den Rechner neu starten muss(z.B. nach Updates), das nervt unheimlich.
Das dauert bei Windows auch alles so furchtbar lange. Ein apt full-upgrade dauert bei Debian stable meist nur ein paar Sekunden. Wenn ich nach einem Windows-Update am nächsten Tag meinen Rechner starte, kann ich mir erst mal einen Kaffee holen, bis sich da wieder alles ausgetobt hat. Gerade für Gelegenheitsnutzer ist das wirklich ungünstig. Ich kenne viele Leute, die nur ein bis zwei mal pro Woche ihre E-Mails abrufen oder mal schnell was im Internet gucken wollen. Die sind dann erst mal eine halbe Stunde mit Updates beschäftigt. Ich kenne auch einige, die ihr Windowssystem gar nicht aktualisieren, weil denen das halt zu zeitaufwändig oder denen die Notwendigkeit gar nicht bewusst ist. Auf deren Rechnern geht dann irgendwann gar nichts mehr. Denen empfehle ich dann immer ihren Rechner mal über Nacht eingeschaltet zu lassen und das löst dann auch meistens alle Probleme.

Ich denke, das ist auch der Grund dafür, warum viele Windows-Gelegenheitsnutzer ihren PC/Notebook gar nicht mehr einschalten sondern lieber alles über ihr Smartphone machen. Das spart Zeit und nervt weniger.

ViNic

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von ViNic » 17.11.2018 13:32:00

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.11.2018 10:45:22
Ich kann nur für Windows sprechen
Mir ging es jetzt gar nicht so sehr um Windows, sondern eher dem Konzept eines gepflegtem Desktops. Das nicht alles perfekt sein kann liegt wohl in der Natur der Sache.

DeletedUserReAsG

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 17.11.2018 13:43:13

Du schriebst aber was von MacOS und Windows vs. Linux-Desktop. Wie geschrieben, für MacOS kann ich nicht sprechen, und was Windows angeht, stelle ich mir unter ’nem gepflegten, ootb nutzbaren, Desktop was deutlich Anderes vor.

argx3
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von argx3 » 17.11.2018 13:44:18

thoerb hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.11.2018 13:28:01
Ich kenne auch einige, die ihr Windowssystem gar nicht aktualisieren, weil denen das halt zu zeitaufwändig oder denen die Notwendigkeit gar nicht bewusst ist.
Da das hat sich ja mit Windows 10 dann erledigt. :mrgreen:

thoerb
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von thoerb » 17.11.2018 13:53:25

argx3 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.11.2018 13:44:18
thoerb hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.11.2018 13:28:01
Ich kenne auch einige, die ihr Windowssystem gar nicht aktualisieren, weil denen das halt zu zeitaufwändig oder denen die Notwendigkeit gar nicht bewusst ist.
Da das hat sich ja mit Windows 10 dann erledigt. :mrgreen:
Bei Nutzern die nur mal schnell ihre E-Mails abrufen, reicht das Zeitfenster aber nicht aus um das System zu aktualisieren.

ViNic

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von ViNic » 17.11.2018 14:58:04

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
17.11.2018 13:43:13
Du schriebst aber was von MacOS und Windows vs. Linux-Desktop. Wie geschrieben, für MacOS kann ich nicht sprechen, und was Windows angeht, stelle ich mir unter ’nem gepflegten, ootb nutzbaren, Desktop was deutlich Anderes vor.
Es sind einfach nur Beispiele.

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hikaru
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von hikaru » 20.11.2018 10:20:53

ViNic hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
16.11.2018 23:34:26
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
16.11.2018 09:28:45
Ein (Linux-)Desktop hat nun mal eine gewisse Grundkomplexität, die man nicht reduzieren kann.
Würde ich auch so unterschreiben.
Das "Linux" habe ich in Klammern gesetzt, weil ich andere Systeme kaum noch beurteilen kann, aber eigentlich war das plattformübergreifend auf Desktops allgemein bezogen.
Eigentlich MUSS* man die meisten Linux-Desktops in ihrer Standardeinstellung gar nicht anpassen.** Sie haben meist von Hause aus eine relativ effiziente Anordnung für klassische Mausbedienung auf ausreichend großen Displays (12", 1024x768 - oder mehr) und die Standard-Themes stehen einem für gewöhnlich nicht durch schlechte Lesbarkeit oder ablenkend hohen Kontrast im Weg. Mehr Anforderungen stelle ich eigentlich nicht an einen Desktop im Auslieferungszustand.

Der zweite Punkt ist dann die Konfigurierbarkeit. Gerade das ist die Stärke von Xfce, wobei Mate kaum nachsteht. LXDE fehlen für meinen Geschmack ein paar Plugins, wäre aber immerhin noch auf meiner Favoritenliste. Mit KDE4 bin ich nie wirklich warm geworden und mit Cinnamon habe ich mich nicht gründlich genug beschäftigt, so dass ich die beiden nicht wirklich beurteilen kann.
Was ich im Jahre 2018 unentschuldbar finde ist, wenn mir ein Desktop seine Konfiguration verweigert, so wie es z.B. Gnome tut. Ich weiß, das ist eine bewusste Designentscheidung des Gnome-Teams, um den User nicht zu verwirren. Aber ehrlich gesagt finde ich es eine unverschämte Anmaßung, dass die Gnome-Devs meinen, für alle User beurteilen zu können, wie deren Desktop auszusehen hat, weil der User ja zu blöde dazu ist.
ViNic hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
16.11.2018 23:34:26
Linux ist das komplizierteste Desktop-System im Vergleich zum Windows und MacOS. Zumindest für mich. Es ist ja nicht so das ich nicht damit zurecht komme, das tue ich sehr wohl. Nur Hürden und Stolpersteine gibt es am meisten unter Linux. Einfach aus dem Grund wie Linux und sein Ökosystem beschaffen ist.
Ich glaube, wir sprechen hier über verschiedene Dinge. Ich meine wirklich nur den Desktop als grafische Oberfläche, nicht die Gesamtheit aus GUI und darunterliegendem System.
Du sprichst dagegen von Linux als Desktop-System. Ob das sonderlich kompliziert ist, kann ich mangels Vergleich nicht beurteilen. Meine letzten Vergleichssysteme wären FreeBSD und Opensolaris. Ich fand die nicht einfacher. In Richtung Mainstream wären meine aktuellsten Vergleichssysteme Windows XP und Vista. Die fand ich vor 10 Jahren, zur Zeit meines Umstiegs, sicher einfacher. Aber ich habe das immer als zu überwindende Umstiegshürde angesehen, nicht als Kompliziertheit von Linux.
Seit etwa 2010 habe ich mich dagegen jedes mal in der mangelnden Konfigurierbarkeit eines Window-Desktops eingesperrt gefühlt, ähnlich wie es mir heute unter Gnome geht. Das ist also nichts Windows- oder Linux-Spezifisches.
ViNic hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
16.11.2018 23:34:26
Gnome3 lässt sich aber auch ohne Extensions weitgehend konfigurieren. Es ist nicht so wandelfähig wie XFCE, lässt sich aber immerhin soweit konfigurieren das es weniger grottig wirkt.
Ich vermute, mit "grottig" meinst du optische Unansehnlichkeit? Mag sein, dass Gnome da "moderner" und Xfce "altbacken" ist, aber ich verstehe immer nicht, warum viele so viel Wert darauf legen.
Die Optik ist doch jenseits der Lesbarkeit reine Mode, ohne funktionale Bedeutung. Ich verstehe, wenn man auf einem Show-Rechner einen modischen Desktop präsentieren möchte. Aber welche Relevanz hat die Mode im Alltagsbetrieb?


*) Natürlich ist das höchst subjektiv
**) Die unrühmliche Ausnahme ist Xfce. Wer auch immer das untere mittlere Stummelpanel so erfunden hat, gehört geteert und gefedert. Es verkleinert den Platz auf dem Desktop, ohne wirklichen Mehrwert zu bieten. Die Idee an sich wäre gar nicht schlecht, wenn es standardmäßig auf "autohide" stehen würde. Im Grunde wäre es dann das, was man heute als "Dock" bezeichnet.

debianoli
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von debianoli » 20.11.2018 11:02:23

Es kommt immer darauf an, was man mit seinem Rechner macht. Sobald man aber produktiv arbeiten will, ist für mich ein KDE5 Plasma einem Win10 oder OSX und auch einem Gnome3 meilenweit überlegen. Und das vor allem durch die individualisierbaren Features:
- Desktops: Ich kann bei KDE problemlos verschiedene Desktops anlegen und Programme so einrichten, das sie immer nur auf diesem Desktop starten. In Verbindung mit selbstwählbaren Tasten-Shortcuts kann man so unglaublich schnell zwischen verschiedenen Programmen umschalten, ohne mühsames Suchen oder Vergrößern der Fenster. Win10 kann das neuerdings auch, aber bei weitem nicht so benutzbar wie unter KDE. Dito OSX. bei xfce ist das dagegen nicht gut gelöst, da wird zB Thunderbird beim Anklicken eines OSD-Benachrichtigung immer auf meinen aktiven Desktop verschoben. Und über die KDE-Aktivitäten kann man das alles noch sehr viel weiter optimieren ( nutze ich aber nicht).
- Dateimanager: Dolphin etwa hat einigen Killer-Features, mit denen man seine Produktivität sehr steigern kann: Teilbares Fenster, ideal zum Verschieben/ Kopieren von Dateien. Nachfrage, ob beim Drag and Drop die Datei verschoben oder kopiert werden soll. Möglichkeit zum sehr einfachen umbenennen von vielen Dateien. Einblendung einer Shell zum geöffneten Verzeichnis etc. Das alles sind Dinge, die die Standard-Dateimanager von OSX und Windows überhaupt nicht können. Und Gnome hat viele dieser Killer-Features "wegoptimiert". Bei Thunar geht das auch nur teilweise.
- Konfigurierbarkeit der Desktop-Effekte: Ein KDE5 Plasma lässt sich so einstellen, dass es auch auf schwächerer Hardware läuft. Einschränkung ist nur der Grafik-Treiber, aber viele der Effekte lassen sich abstellen (geht bei Gnome3 meines Wissens nicht mehr ).

Zur Info: Beruflich habe ich mit Linux, OSX und Win10 als Anwender zu tun. Unter Debian komme ich immer wieder zu KDE zurück, obwohl es dort nicht immer so rund läuft.

ViNic

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von ViNic » 20.11.2018 20:50:43

ViNic hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
14.11.2018 08:50:49
Funktionen! Funktionen! Funktionen! :wink:
Meine Antwort auf die Grundsatzfrage: Warum Linux?, habe ich ja bereits geäußert :)

willy4711

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von willy4711 » 20.11.2018 22:19:13

debianoli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
20.11.2018 11:02:23
bei xfce ist das dagegen nicht gut gelöst, da wird zB Thunderbird beim Anklicken eines OSD-Benachrichtigung immer auf meinen aktiven Desktop verschoben.
Na na beleidige mal nicht Xfce :wink:

In Xfce kannst du das wesentlich besser und effizienter regeln als in KDE. --> Debiandevilspie2
Die Verwaltung der Desktops ist damit um einiges besser als in KDE.
Unterschiedliche Hintergründe pro Desktop muss man nicht über den Trick "Aktivitäten" einrichten.
Die Verwaltung der Panels / Benachrichtigungs- Fläche ist zuverlässiger vor allem gibt es keine Probleme mit Icons.
Und - es gibt sogar ein Xfdashboard :!:
Video : https://www.youtube.com/watch?v=EkmiR-cNoCM

Zusammen mit dem Debiancairo-dock (unten) und Xfce- Leiste (oben) ist das für mich der perfekte Desktop, der allen andern Lösungen auch an Stabilität meilenweit überlegen ist.
Natürlich auch den nur schwer anpassbaren Windows Zeugs (hab WIN 7 /10 auch aber nur in Vm's)

So das war meine Lobeshymne auf Linux und Xfce :mrgreen:

debianoli
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von debianoli » 21.11.2018 07:25:04

willy4711 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
20.11.2018 22:19:13
debianoli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
20.11.2018 11:02:23
bei xfce ist das dagegen nicht gut gelöst, da wird zB Thunderbird beim Anklicken eines OSD-Benachrichtigung immer auf meinen aktiven Desktop verschoben.
Na na beleidige mal nicht Xfce :wink:

In Xfce kannst du das wesentlich besser und effizienter regeln als in KDE. --> Debiandevilspie2
Die Verwaltung der Desktops ist damit um einiges besser als in KDE.
Das stimmt nicht. Ich hatte Xfce mit devilspie am Laufen und das funktioniert eben nicht wie ich es will. Siehe meine Beschreibung.

Noch dazu sind die Aktivitäten von Kde viel mehr als farbige Hintergründe. Das musst du dir mehr als mehrere individuell konfigurierbare Desktop-Sitzungen für den einzelnen User vorstellen. D.h., ich lege zB eine Aktivität Grafik an. Dort ist alles auf Bildbearbeitung optimiert. Per Tastendruck kann ich dann zu anderen Aktivitäten wechseln und habe nach dem Wechsel immer wieder genau den Desktop wie er vor dem Wechsel war.

Xfce ist bei vielen Sachen nicht schlecht, kommt aber bei Dingen wie den Desktops nicht an Kde heran. Vom Unterschied Dolphin zu Thunar ganz zu schweigen

Nachtrag:
Hier ist ein Blog-Beitrag zu den KDE Activites (auf Englisch), der ein wenig Licht ins Dunkel bringt http://www.ocsmag.com/2017/03/16/how-pl ... e-desktop/

DeletedUserReAsG

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von DeletedUserReAsG » 21.11.2018 13:11:39

debianoli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.11.2018 07:25:04
Das musst du dir mehr als mehrere individuell konfigurierbare Desktop-Sitzungen für den einzelnen User vorstellen. D.h., ich lege zB eine Aktivität Grafik an. Dort ist alles auf Bildbearbeitung optimiert. Per Tastendruck kann ich dann zu anderen Aktivitäten wechseln und habe nach dem Wechsel immer wieder genau den Desktop wie er vor dem Wechsel war.
Vielleicht sollte ich es mir doch mal wieder anschauen, das klingt recht interessant.

willy4711

Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von willy4711 » 21.11.2018 14:52:41

Vielleicht habe ich KDE nicht verstanden.
Ziel der Geschichte ist doch, dass man thematisch verwandte Programme nicht auf X- Virtuellen Desktops verstreut hat,
sondern z.B. Multimedia - Zeugs auf dem Desktop "media" residiert.
Vm' s z.b auf dem Desktop "VIRT"
usw. usw.
So habe ich das bei mir in KDE und auch in Xfce organisiert.
Bei KDE ist das im System integriert, bei Xfce muss man sich mit Debiandevilspie2 behelfen.
Das Xfdashboard (https://goodies.xfce.org/projects/appli ... oard/start ist aus meiner Sicht
sowohl dem von Gnome als auch der Aktivitäten- Übersicht in KDE überlegen.
Per Win- Taste aufgerufen, kannst du mit dem Mausrad durch alle Desktops scrollen (rechts), und bekommst
die jeweils offenen Fenster des Desktops angezeigt. Auswählen -> gut
Suchfeld für Programme Favotiten - Leiste ----> alles vorhanden.
Bild

Thunderbird bleibt bei mir in Xfce da, wo er gestartet wurde. Allerdings bediene ich Thunderbird
über Firetray, auf Debianisch : Debianxul-ext-firetray

@debianoli :Mit Thunar hast du größtenteils Recht, obwohl ihn mit gut einem Dutzend Custom- Actions" erweitert habe,
dass er eigentlich keine Wünsche übrig lässt. Für Zwei -Fenster -Technik habe ich dann noch Debiannemo
Und ja Debiandolphin ist der größte, wenn auch inzwischen durch die fehlenden Root- Actions mächtig kastriert.

Eine Grundsatzdiskussion über die verschiedenen Desktops will ich hier nicht entfachen.

Ich will nur darauf hinweisen - und das ist ja der Riesen- Vorteil von Linux, dass es inzwischen viele sehr leistungsfähige
Desktop Umgebungen gibt, die unterschiedlich Bedienkonzepte haben (halt Geschmackssache) und die man sich
nach Belieben aufrüsten kann.
Leichtgewichtig" ( :facepalm: ) sind die dann auch nicht mehr, müssen sie auch nicht.

Aber es ist was ziemlich eigenes.

debianoli
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Re: Grundsatzfrage: Warum Linux?

Beitrag von debianoli » 22.11.2018 10:53:41

willy4711 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.11.2018 14:52:41
Vielleicht habe ich KDE nicht verstanden.
Ziel der Geschichte ist doch, dass man thematisch verwandte Programme nicht auf X- Virtuellen Desktops verstreut hat,
sondern z.B. Multimedia - Zeugs auf dem Desktop "media" residiert.
Vm' s z.b auf dem Desktop "VIRT"
usw. usw.
...
Leichtgewichtig" ( :facepalm: ) sind die dann auch nicht mehr, müssen sie auch nicht.

Aber es ist was ziemlich eigenes.
Das das alles sehr speziell ist, da hast du mehr als recht... und gleichzeitig oft sehr innovativ. Was man auch immer beachten sollte, sind die Entwickler der jeweiligen Desktop Environments. Bei Gnome und KDE hat man eine sehr große Community, teilweise mit Unterstützung durch Firmen. Das merkt man dann auch. Andere Projekte gefallen mir auch gut, wie zB Mate, aber teilweise fehlen da einfach die Entwickler.

Zu den KDE-Activities: Die Aktivitäten sind allerdings mehr als eine reine Trennung nach Aufgaben, das ist nur eine Einsatzmöglichkeit. Man hat beim Umschalten zwischen den Aktivitäten immer wieder den Stand der jeweiligen Aktivität vor dem Wechsel. Das ist recht praktisch, wenn man zB die Kinder "mal schnell was im Internet suchen" wollen.

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