[Gelöst] Was passiert mit wontfix Bugs?

Warum Debian und/oder eine seiner Spielarten? Was muss ich vorher wissen? Wo geht es nach der Installation weiter?
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buhtz
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[Gelöst] Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von buhtz » 24.08.2021 16:46:10

Was passiert eigentlich mit wontfix-Bugs?

Die werden weiterhin gelistet und gezählt, wie bspw. hier
https://bugs.debian.org/cgi-bin/pkgrepo ... o&src=xrdp

Aber müssen die nicht irgendwann bereinigt/geschlossen werden - schon für die Bug-Statistik?
Wie läuft das ab und wer macht das?
Zuletzt geändert von buhtz am 31.08.2021 16:55:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von hikaru » 24.08.2021 17:10:25

So lange der Bug nicht release-critical ist, gibt es keinen zwingenden Grund ihn zu fixen, insbesondere wenn der Maintainer dickfällig ist.
Wenn du ihn also gefixt haben willst, dann solltest du entweder einen Grund finden, warum das beanstandete Verhalten release-critical ist, oder einen Patch anbieten, der ihn fixt. Das würde zumindest die wontfix-Erklärung/Ausrede entkräftigen (die ich im Fall von Debian Bugreport860890 übrigens bemerkenswert "kreativ" finde ;) ).

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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von buhtz » 24.08.2021 17:37:59

Es geht nichts ums fixen. Es geht darum, wann der aus dem BugTracker und dem dazugehörigen Zähler verschwindet. Es ist also eine rein verwaltungstechnische Frage und bezieht sich nicht, auf das inhaltliche wontfix-Problem und welche Auswirkungen das ggf. auf die (potentiell) beteiligten Personen haben kann.

off-topic: Zu der Begründung des wontfix fallen mir noch ganz andere Wörter ein, die mich hier dauerhaft verbannen würden. :evil: :twisted:
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von hikaru » 24.08.2021 17:58:09

Wie gesagt, ein Bug der nicht rc ist kann im Prinzip ewig offen bleiben und bleibt dann auch ewig in der Statistik. Falls du Lust hast, kannst du dich ja mal auf die Suche nach dem ältesten noch relevanten Bugreport machen! Es würde mich nicht wundern, wenn der inzwischen volljährig ist.

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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von TRex » 24.08.2021 20:16:52

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
24.08.2021 17:10:25
So lange der Bug nicht release-critical ist, gibt es keinen zwingenden Grund ihn zu fixen, insbesondere wenn der Maintainer dickfällig ist.
Wenn du ihn also gefixt haben willst, dann solltest du entweder einen Grund finden, warum das beanstandete Verhalten release-critical ist, oder einen Patch anbieten, der ihn fixt. Das würde zumindest die wontfix-Erklärung/Ausrede entkräftigen (die ich im Fall von Debian Bugreport860890 übrigens bemerkenswert "kreativ" finde ;) ).
Ziemlich herablassende Einstellung von Dominik, aber ich bin da bei dir - der Zähler alleine ist kein Grund zum Handeln.
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von buhtz » 25.08.2021 08:43:39

Also ich versuche meine Frage nochmal anders zu formulieren.

Man will doch in einem Projekt die Anzahl der Issues/Bugs möglichst gegen 0 drücken.

"wontfix" bedeutet, da passiert nix mehr, was eigentlich einem "close" gleichkommen müsste, oder?

Also warum sollte man einen Bug offen lassen, bei dem eh nix mehr passiert, der den Zähler hoch hält und somit einen negativen Gesamteindruck Eindruck des Projektes vermittelt.
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von hikaru » 25.08.2021 08:50:19

buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
25.08.2021 08:43:39
Also warum sollte man einen Bug offen lassen, bei dem eh nix mehr passiert, der den Zähler hoch hält und somit einen negativen Gesamteindruck Eindruck des Projektes vermittelt.
Weil er nicht gefixt wurde.
Das dem Bugreport zugrundliegende Problem (der Bug) verschwindet ja nicht, nur weil man die Augen davor verschließt. Ein hoher Bugcounter mag zwar kosmetisch unattraktiv sein, aber das eigentliche Problem (unabhängig vom Bugreport) ist ja, dass der Bug nach wie vor existiert. So sieht man wenigstens, dass das Problem bekannt ist und es sich nicht lohnt, sich erneut damit zu beschäftigen (indem man z.B. einen weiteren Bugreport dazu aufmacht.

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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von buhtz » 25.08.2021 08:59:23

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
25.08.2021 08:50:19
Das dem Bugreport zugrundliegende Problem (der Bug) verschwindet ja nicht, nur weil man die Augen davor verschließt.
Ich bin da ganz deiner Ansicht. Aber das widerspricht dem wontfix-Prinzip.

In dem Fall (unsere Sichtweise) dürfte ein "wontfix" Tag gar nicht existieren.

btw: Wer jemals in einem meiner Projekte ein von mir gesetztes wontfix-Tag erblicken sollte, bekommt einen Kasten Bier! :mrgreen:
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von Meillo » 29.08.2021 12:30:34

buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
25.08.2021 08:43:39
Also ich versuche meine Frage nochmal anders zu formulieren.

Man will doch in einem Projekt die Anzahl der Issues/Bugs möglichst gegen 0 drücken.

"wontfix" bedeutet, da passiert nix mehr, was eigentlich einem "close" gleichkommen müsste, oder?

Also warum sollte man einen Bug offen lassen, bei dem eh nix mehr passiert, der den Zähler hoch hält und somit einen negativen Gesamteindruck Eindruck des Projektes vermittelt.
Aus meiner Sicht ist die Anzahl offener Bugs kein so einfaches Qualitaetskriterium wie man oft meint. Natuerlich waeren weniger offene Bugs an sich besser, aber bedeutet das wirklich, dass mehr gefixt oder schneller gefixt werden, oder dass weniger reportet werden? -- Das mal generell zur Anzahl offener Bugs.

Ich stimme dir zu, dass man ein wontfix auch mit einem close abdecken koennte, jedoch bietet wontfix eine inhaltlich andere Aussagekraft. Wenn ich einen Bug behoben habe, dann schliesse ich ihn als erledigt. Wenn ich einen Bug anerkenne ihn aber aus irgendwelchen technischen oder konzeptionellen Gruenden nicht fixen kann oder will, dann ist es ein wontfix. Ich stimme also zu, dass es ein Bug ist, akzeptiere ihn aber, um Nachteile, die aus seiner Loesung entspringen wuerden, zu vermeiden. Das betrifft oft Featurewuensche die konzeptionell nicht zum Programm passen weil sie beispielsweise grundlegend mit der Arbeitsweise des Programms kollidieren und technisch nur umsetzbar waeren, wenn man das Programm komplett umschreibt oder sehr viel komplexer macht.

Welche Bugzustaende man in welche Bugcounter einfliessen laesst ist eine freie Entscheidung des Projekts. Welche Bugzustaende man in welcher Ansicht im Bugtracker anzeigt oder ausblendet ist ebenso eine freie Entscheidung. Diese Entscheidungen werden bei Debian aus meiner Sicht eher im Hinblick auf die Praktikabilitaet fuer die Entwickler getroffen, statt aus Marketingsicht, was ich gut finde.

Und wie geschrieben: Aus der Anzahl offener Bugs eine Aussage ueber die Qualitaet des Projekts abzuleiten halte ich fuer unpassend ... auch wenn es viele in ihrer naiven Sicht tun und das damit zu einem reinen Marketingthema wird, was nichts mit der tatsaechlichen Qualitaet oder dem Bugtracker als Arbeitswerkzeug fuer die Entwicklung zu tun hat.
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von buhtz » 29.08.2021 12:36:34

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
29.08.2021 12:30:34
Wenn ich einen Bug anerkenne ihn aber aus irgendwelchen technischen oder konzeptionellen Gruenden nicht fixen kann oder will, dann ist es ein wontfix. Ich stimme also zu, dass es ein Bug ist, akzeptiere ihn aber, um Nachteile, die aus seiner Loesung entspringen wuerden, zu vermeiden. Das betrifft oft Featurewuensche ...
Scheinbar verwendet ich eine überdurchschnittlich eng gefasste Definition von "Bug"?

Ein Bug ist ein Programmfehler, nicht mehr. Es ist kein FeatureRequest.

Du beschreibst allerdings beides als "Bug".

Vielleicht ist das auch der Grund, warum git-Plattformen lieber den Begriff "Issue" an Stelle von "Bug" verwendet; weil es weiter gefasst ist.
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von Meillo » 29.08.2021 13:12:48

buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
29.08.2021 12:36:34
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
29.08.2021 12:30:34
Wenn ich einen Bug anerkenne ihn aber aus irgendwelchen technischen oder konzeptionellen Gruenden nicht fixen kann oder will, dann ist es ein wontfix. Ich stimme also zu, dass es ein Bug ist, akzeptiere ihn aber, um Nachteile, die aus seiner Loesung entspringen wuerden, zu vermeiden. Das betrifft oft Featurewuensche ...
Scheinbar verwendet ich eine überdurchschnittlich eng gefasste Definition von "Bug"?

Ein Bug ist ein Programmfehler, nicht mehr. Es ist kein FeatureRequest.

Du beschreibst allerdings beides als "Bug".

Vielleicht ist das auch der Grund, warum git-Plattformen lieber den Begriff "Issue" an Stelle von "Bug" verwendet; weil es weiter gefasst ist.
Ja, die Begriffswahl ist unterschiedlich. Manche/aeltere Systeme verwenden als Ueberbegriff nicht ``Ticket'' oder ``Issue'' sondern ``Bug'' und nennen sich dann auch ``Bugtracker'' und nicht ``Ticketsystem'' oder ``Issuetracker''. Wobei in jeden dieser Systeme die einzelnen Eintragungen vom Typ Bug, Feature-Request, etc. sein koennen.


Aber meine Darstellung trifft auch auf tatsaechliche Bugs zu. Hier ein reales Beispiel (ich weiss nicht mehr wie es tatsaechlich getaggt worden ist, aber aus meiner Sicht ist es ein Bug und ein Wontfix):

Es geht um einen nroff-zu-HTML-Konverter. Der Input ist also nroff (das woraus Manpages sind) und er erzeugt HTML, damit man beispielsweise Manpages ins Web stellen kann. Es ist ein kleines Programm, das simpel funktioniert: Es laeuft durch den Input und ersetzt nroff-Steuersequenzen durch entsprechende HTML-Tags. In allen einfachen Faellen klappt das super und es passt auch ganz gut zu der Idee wie HTML bis Version 4 war. Aber modernes XHTML ist XML-basiert und damit eine Baumstruktur. Diese Idee ist sowohl nroff fremd (das der Idee Schreibmaschine/Typewriter nachempfunden ist) als auch dem Konverterprogramm. Folglich erstellt der Konverter bei einer unguenstigen (aber fuer nroff validen) Anordnung von Steuerzeichen invalides HTML. Das ist IMO ein Bug. Das Programm sollte immer valides HTML erzeugen. Aber es ist ein Wontfix, weil es unverhaeltnismaessig aufwaendig waere und das Programm intern komplett umstrukturiert und viel komplexer gemacht wreden muesste, um die Erzeugung validen HTMLs sicherzustellen.

Wie wuerdest du diesen Fall im Bugtracker/Ticketsystem behandeln?
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von buhtz » 30.08.2021 09:24:46

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
29.08.2021 13:12:48
Es geht um einen nroff-zu-HTML-Konverter. Der Input ist also nroff (das woraus Manpages sind) und er erzeugt HTML, damit man beispielsweise Manpages ins Web stellen kann. Es ist ein kleines Programm, das simpel funktioniert: Es laeuft durch den Input und ersetzt nroff-Steuersequenzen durch entsprechende HTML-Tags. In allen einfachen Faellen klappt das super und es passt auch ganz gut zu der Idee wie HTML bis Version 4 war. Aber modernes XHTML ist XML-basiert und damit eine Baumstruktur. Diese Idee ist sowohl nroff fremd (das der Idee Schreibmaschine/Typewriter nachempfunden ist) als auch dem Konverterprogramm. Folglich erstellt der Konverter bei einer unguenstigen (aber fuer nroff validen) Anordnung von Steuerzeichen invalides HTML. Das ist IMO ein Bug. Das Programm sollte immer valides HTML erzeugen. Aber es ist ein Wontfix, weil es unverhaeltnismaessig aufwaendig waere und das Programm intern komplett umstrukturiert und viel komplexer gemacht wreden muesste, um die Erzeugung validen HTMLs sicherzustellen.

Wie wuerdest du diesen Fall im Bugtracker/Ticketsystem behandeln?
Danke für das schöne Beispiel, das tatsächlich nicht einfach zu lösen ist. Aber genau deswegen muss man darüber nachdenken, um dem Report-Opener und jedem nachfolgend Lesenden nicht vor den Kopf zu stoßen bzw. einen falschen Eindruck zu vermitteln.

Kurze Antwort:
Es ist kein Bug i.S. eines Programmfehlers, sondern ein FeatureRequest der sozusagen out-of-scope der Anwendung ist, das heißt von der Anwendung bewusst (per design) nicht abgedeckt wird. Erklären und Schließen.

Lange Antwort:
Die primäre Frage ist, ob es ein Programmfehler ist. Ich spare mir jetzt hier absichtlich das Wort "Bug".
Als das implementiert wurde, gab es HTML4 und es erfüllte seinen Zweck. An XHTML wurde nicht gedacht bzw. das wurde nicht ins Design der Features einbezogen.
Unter dieser Annahme ist es kein Fehler im Code, sondern die Anwendung war nie für den Zweck nach XHTML zu konvertieren gedacht. Diese bewusste Begrenzung von Features lässt sich z.B. in einer FAQ dokumentieren, vom Ticket aus dahin verweisen und das Ticket schließen. Fertig.
Wird später wieder ein Ticket mit dem Thema geöffnet, kann man gleich auf die FAQ verweisen und das Ticket ohne weiteren Kommentar schließen.

Zusätzlich könnten man die Dokumentation des Projektes (manpage, README, -h, etc) entsprechend aktualisieren und den Nicht-Support von XHTML deutlich hervorheben. Im Output (stdout) der Anwendung könnte man auch deutlich darauf hinweisen, dass es hier HTML4 ist und nix anderes. Das kann man doch auch irgendwo im Header der HTML Datei festlegen, oder?

Mangel an Ressourcen bzw. ungünstiges Benefit-Ressourcen-Verhältnis ist kein adäquater Grund, etwas nicht zu tun. Relevant sind aber die Sachverhalte, die zu einer Benefit-Ressourcen-Verhältnis Bewertung hin zu "ungünstig" führen! Es wäre ein adäquater Grund eine gewisse Design-Entscheidung bzw. Entscheidung hinsichtlich der Ausrichtung und Grenzen eines Projektes zu tun.

Ein andere Frage dabei wäre, ob der maintainer so ein Feature (XHTML output) in seinem von ihm verwalteten Projekt akzeptieren würde. Wenn ja, kann er es auf eine Liste von "nice to have Features" setzen und deutlich machen, dass er selbst es aber nicht implementieren wird, ggf. aber einen Contributor dabei unterstützen könnte. Das ist kein wontfix.
Hier muss man dann selbst wissen, ob man solche Feature Requests als offene Tickets im System lässt, oder auf eine separate (Wiki) Liste setzt und das Ticket selbst lieber schließt.
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von hikaru » 30.08.2021 11:26:48

buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
30.08.2021 09:24:46
Kurze Antwort:
Es ist kein Bug i.S. eines Programmfehlers, sondern ein FeatureRequest der sozusagen out-of-scope der Anwendung ist, das heißt von der Anwendung bewusst (per design) nicht abgedeckt wird. Erklären und Schließen.
Damit hast du etwas förmlicher genau das ausgedrückt, was zum "wontfix" in Debian Bugreport860890 geführt hat:
Dort wurde das Abfangen von Wissenslücken des Users vom Maintainer als "out-of-scope" angesehen.
buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
30.08.2021 09:24:46
Lange Antwort:
Die primäre Frage ist, ob es ein Programmfehler ist. Ich spare mir jetzt hier absichtlich das Wort "Bug".
Als das implementiert wurde, gab es HTML4 und es erfüllte seinen Zweck. An XHTML wurde nicht gedacht bzw. das wurde nicht ins Design der Features einbezogen.
Das ist mir zu einfach, bzw. ohne genaue Kenntnis des Konverters zu pauschal.
Die für mich zu klärende Frage ist, mit welchem Anspruch der Konverrter angetreten ist. Ist er mit dem allgemeinen Anspruch angetreten, nroff zu HTML zu konvertieren? Falls ja, dann ist die Unfähigkeit nroff sauber in XHTML zu konvertieren in meinen Augen ein Bug, denn XHTML ist heute die Standardvariante von HTML. Ist er hingegen explizit mit dem Anspruch angetreten, nroff in HTML in/bis Version 4 umzuwandeln, dann ist es kein Bug und das Programm ist in seiner jetzigen Form schlicht überholt.
Dieser Anspruch sollte natürlich dokumentiert sein. Nicht dass sich hinterher jemand damit rausreden kann, dass ja eigentlich nur HTML 4 gemeint war. Wenn wir diesen Dokumentationsgedanken formal zuende führen, landen wir bei der Farge, was im Pflichtenheft des Konverterrs steht.
buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
30.08.2021 09:24:46
Unter dieser Annahme ist es kein Fehler im Code, sondern die Anwendung war nie für den Zweck nach XHTML zu konvertieren gedacht.
Eben das ist die Frage des Anspruchs. Wenn der Konverter älter als XHTML ist, dann hat natürlich damals keiner daran gedacht. Aber wenn der Anspruch allgemein war, in HTML zu konvertieren, dann schließt das zukünftige Änderungen in HTML ein.

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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von buhtz » 30.08.2021 13:31:43

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
30.08.2021 11:26:48
Eben das ist die Frage des Anspruchs. Wenn der Konverter älter als XHTML ist, dann hat natürlich damals keiner daran gedacht. Aber wenn der Anspruch allgemein war, in HTML zu konvertieren, dann schließt das zukünftige Änderungen in HTML ein.
Richtig. Aber wenn der Anspruch da ist, dann ist es schon kein "wontfix" mehr.
Weil wenn der Anspruch da ist, dann sollte der Code auch entsprechend angepasst oder neu geschrieben werden. Mag sein, dass der Aufwand dafür hoch ist, aber nie zu hoch. Sobald es einen ordentlich begründeten Anspruch gibt, ist kein Aufwand zu hoch. Davon jedoch völlig unberührt bleibt die Frage, wer oder wie diese Ressourcen aufgewendet werden.

Natürlich kann jemand sagen, ich habe keine Zeit oder keine Fähigkeiten dafür. Das ist aber kein "wontfix". Der maintainer ist nicht das Projekt. Ein tag kann man nicht nur auf sich selbst beziehen. Das ist gegen den FOSS Gedanken.
Ein "wontfix" würde bedeuten, der maintainer blockiert aktiv eine Änderung. Egal ob er das so meint; die Anwender verstehen es so. Und genau das ist das Problem mit "wontfix" - der Interpretationsspielraum ist zu groß. "wontfix" wird einfach häufig als "Ist mir doch egal!" verstanden.

Die Tatsache, dass etwas bearbeitet werden muss, ist völlig unabhängig davon, ob die Ressourcen dafür vorhanden sind.
Es gehört zu FOSS, dass irgendwann jemand mit den Ressourcen vorbei kommt und/oder das Problem immer wichtiger wird. ;)
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von Meillo » 30.08.2021 15:04:16

buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
30.08.2021 13:31:43
hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
30.08.2021 11:26:48
Eben das ist die Frage des Anspruchs. Wenn der Konverter älter als XHTML ist, dann hat natürlich damals keiner daran gedacht. Aber wenn der Anspruch allgemein war, in HTML zu konvertieren, dann schließt das zukünftige Änderungen in HTML ein.
Richtig. Aber wenn der Anspruch da ist, dann ist es schon kein "wontfix" mehr.
Weil wenn der Anspruch da ist, dann sollte der Code auch entsprechend angepasst oder neu geschrieben werden. Mag sein, dass der Aufwand dafür hoch ist, aber nie zu hoch. Sobald es einen ordentlich begründeten Anspruch gibt, ist kein Aufwand zu hoch.
Das hoert sich fuer mich etwas zu theoretisch an, denn:
Davon jedoch völlig unberührt bleibt die Frage, wer oder wie diese Ressourcen aufgewendet werden.

Natürlich kann jemand sagen, ich habe keine Zeit oder keine Fähigkeiten dafür. Das ist aber kein "wontfix". Der maintainer ist nicht das Projekt. Ein tag kann man nicht nur auf sich selbst beziehen. Das ist gegen den FOSS Gedanken.
Die Realitaet ist nun eben stark resourcen-, zeit- und lustbestimmt ... und haengt (entgegen der Theorie) bei freier Software oft sehr stark an einzelnen Personen.
Ein "wontfix" würde bedeuten, der maintainer blockiert aktiv eine Änderung. Egal ob er das so meint; die Anwender verstehen es so. Und genau das ist das Problem mit "wontfix" - der Interpretationsspielraum ist zu groß. "wontfix" wird einfach häufig als "Ist mir doch egal!" verstanden.
Ich sehe es etwas positiver als das Ergebnis eines gemeinsamen Abwaegungsprozesses zu einem gewissen Zeitpunkt. Wenn zu einem spaeteren Zeitpunkt jemand einen (konzeptionell passenden) Patch liefert, dann kann man das Wontfix aufheben und das Ticket bearbeiten.

Und selbst wenn es der Ignoranz des Haupt-/Alleinentwickers/-maintainers geschuldet ist, dann ist es mir lieber, wenn ich das an diesem dies ausdrueckenden Tag erkenne als dass diese Faelle einfach so geschlossen werden oder einfach offen bleiben. Je besser Tags und Zustaende verwendet werden, desto besser kann ich die Tickets filtern um die zu sehen, die mich interessieren. Wenn ich entwickle, dann will ich wontfix-Bugs nicht sehen, weil die in der normalen Entwicklung nicht relevant sind. Aber ich will die Moeglichkeit haben, mir all die Tickets anzeigen zu lassen, die beiseite gelegt worden sind, ohne dass sie erledigt sind. Das genau bietet wontfix IMO.

Wenn es diesen Zustand nicht gibt, fuehrt ja nicht dazu, dass Entwickler nicht mehr ignorant sind. Stattdessen fuehrt es dazu, dass diese Faelle verschleiert und in andere Kategorien einsortiert werden.
Die Tatsache, dass etwas bearbeitet werden muss, ist völlig unabhängig davon, ob die Ressourcen dafür vorhanden sind.
Es gehört zu FOSS, dass irgendwann jemand mit den Ressourcen vorbei kommt und/oder das Problem immer wichtiger wird. ;)
Ich glaube, es haengt eben am Verstaendnis was wontfix bedeutet und wie es verwendet wird.


Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher worum es dir eigentlich geht. Wolltest du nicht urspruenglich weniger Bugs haben? Da waere wontfix doch sinnvoll, statt sie offen stehen zu lassen. Oder geht es dir gar nicht um Bugtracker/Ticketsysteme sondern generell um die Ignoranz von Entwicklern/Projektleitern?
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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von tijuca » 30.08.2021 18:07:09

buhtz hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
30.08.2021 13:31:43
Der maintainer ist nicht das Projekt.
Doch, bei Debian ist er genau das. Denn er erstellt die Paketaktualisierungen. Ein Maintainer hat so ziemlich Verwaltungshoheit über das Paket wo er als Maintainer eingetragen ist.

So viel geschriebenes Wort um eigentlich nichts :wink: , wonfix ist genau das was das ins Deutsche übersetzt bedeutet. An den Bugreport wird nichts weiter getan. Wenn Du damit nicht einverstanden bist bleibt Dir das TC anzusprechen, allerdings handelt dieses Team auch sehr konservativ und das ist gut so.

Ich lade Dich ein ein paar wontfix markierte Reports zu bearbeiten, Du wirst schnell erkennen warum diese eben wontfix markiert sind.

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Re: Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von buhtz » 31.08.2021 16:54:52

tijuca hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
30.08.2021 18:07:09
Ich lade Dich ein ein paar wontfix markierte Reports zu bearbeiten,
Aber darum geht es doch. "Wontfix" wird nicht mehr bearbeitet - niemals nicht nie mehr. :D Jedenfalls verstehe ich das darunter.

So wie ihr hier wontfix beschreibt, ist wohl ehr ein "low prio" bzw. "nicht so wichtig, evtl. später bearbeiten" gemeint.

Genau deswegen, weil es missverstanden werden kann, würde ich dafür plädieren auf "wontfix" zu verzichten und statt dessen ein label zu nutzen das deutlicher ausdrückt ob und wie mit dem Ticket weiter verfahren wird. Wenn gar nicht "verfahren" wird, kann man es eben auch schließen.

"wontfix" war für mich immer ein Paradox, weil was man "wontfix" setzen kann, kann man doch auch gleich schließen.
Aber ich habe gelernt, das ist anders gemeint, als ich es verstehe.
Und mir ist auch klar, das gerade im konservativen (im besten Sinne gemeint!) Debian Umfeld sich das als letztes ändern wird. Ich wollte es nur verstehen.

Ich merke mir jetzt: "wontfix" ist nicht so gemeint. :D
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Re: [Gelöst] Was passiert mit wontfix Bugs?

Beitrag von tijuca » 31.08.2021 19:28:12

Bugreports die geschlossen worden sind werden nach eine Zeitspanne archiviert, sprich die sind dann auch nicht mehr (direkt) für die Suchmaschinen einsehbar, natürlich kann man diese sich im BTS immer noch anschauen. Nur ein Benutzer findet diese eben nicht mehr so einfach wenn er die Nummer des Reports nicht kennt.

Daher bleiben in der Regel Reports die wontfix markiert sind eben offen, dann sind diese direkt in der Übersicht der Reports sichtbar und dadurch auch leichter für die Suchmaschinen auffindbar. Das BTS von Debian ist mit Sicherheit nicht so Eye Candy wie andere Systeme dafür aber auch seid einigen Jahrzehnten wohl bewährt und erfühlt für die Maintainer exakt das was diese benötigen..

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