Erste Schritte mit debian

Warum Debian und/oder eine seiner Spielarten? Was muss ich vorher wissen? Wo geht es nach der Installation weiter?
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marcellotogg
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Erste Schritte mit debian

Beitrag von marcellotogg » 27.08.2021 19:07:53

Als Windows Umsteiger habe ich verschiedene Distributionen angeschaut und bin nun auch bei Debian gelandet. Alle gelesenen Kritiken sind sehr gut. Allerdings habe ich bei der Installation einiges festgestellt, das für einen Newbie zum Abbruch führt:
1. Die auf der Webseite empfohlene Version des Iso ist nicht geeignet, da nur die Live Iso eine grafisch geführte und verständliche Anleitung bietet.
2. Nach Fertigstellen der Installation werden keinerlei Empfehlungen angezeigt, was noch zu machen wäre: Wie Sprachdateien vervollständigen usw.

wenn man die Installation mit Zorin vergleicht, ist noch vieles zu verbessern.
Wie seht Ihr das?

DeletedUserReAsG

Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von DeletedUserReAsG » 27.08.2021 19:16:27

marcellotogg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 19:07:53
wenn man die Installation mit Zorin vergleicht, ist noch vieles zu verbessern.
Wie seht Ihr das?
Ganz ehrlich? Wenn dir die Herangehensweise von Zorin (ich kenne es nicht, muss ich dazuschreiben) mehr zusagt, dann wär’s nicht die schlechteste Idee, genau das zu nehmen.

Ich für meinen Teil finde, dass bei Debian über die letzten Releases schon zuviel „dumbed down“ wurde, um Einsteigern entgegen zu kommen. Dadurch sind manche Sachen ziemlich bloatig und aufgrund der dafür notwendigen Automatismen auch fehleranfällig geworden – und das ist nicht, was Debian mal ausgemacht hat.

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hikaru
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Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von hikaru » 27.08.2021 20:03:47

Ich habe 2007 versucht von Windows auf Linux umzusteigen und habe mich zunächst an OpenSuse versucht, weil das in meinem Umfeld verbreitet war. Es hat mir viel Arbeit abgenommen und es war klar zu erkennen, das es mich als Windowsuser abholen wollte. Letztendlich war es aber eine schlechte Windows-Kopie, wenn man es als solche behandelt hat. Das Ganze gipfelte darin, dass ich Windows und Suse in der Benutzung verwechselt habe (z.B. Gerätemanager und Yast2).
Dann stieß ich auf Debian und es war eine völlig andere Erfahrung. Debian hat nicht versucht mich "abzuholen", sondern mir klar meine Grenzen aufgezeigt. Wo Suse mich an die Hand nahm, hat Debian gesagt: "Du kannst das nicht. Setz dich auf den Hosenboden und lerne es - richtig!"
Dieser Sprung in's kalte Wasser war es, was mich technisch von Debian überzeugt hat. Das erste halbe Jahr war hart. Nach einem Jahr habe ich die Windows-Partition plattgemacht. Und ich wollte seitdem nie wieder zurück.

Der Text ist zwar uralt und in den Details überholt, aber der Kern ist immer noch wahr (und gilt für Debian mehr als für manch andere Distribution): "Linux is not Windows" [1]
Debian hat nicht das Ziel, auf dem Installationsimage eine grafisch geführte Instalationsanleitung zu liefern, sondern einen möglichst minimalen Installer anzubieten. Wenn man, wie ich, geschätzt 100 Debian-Installationen hinter sich hat, will man auch nicht jedes mal nach dem ersten Boot einen Empfehlungsdialog wegklicken.


[1] https://linux.oneandoneis2.org/LNW.htm

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kalle123
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Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von kalle123 » 27.08.2021 21:49:11

Hallo zuerst mal :wink:
marcellotogg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 19:07:53
1. Die auf der Webseite empfohlene Version des Iso ist nicht geeignet, da nur die Live Iso eine grafisch geführte und verständliche Anleitung bietet.
Welche Webseite meinst du denn?
marcellotogg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 19:07:53
2. Nach Fertigstellen der Installation werden keinerlei Empfehlungen angezeigt, was noch zu machen wäre: Wie Sprachdateien vervollständigen usw.
Schau mal hier rein. https://www.heise.de/tipps-tricks/Linux ... 19937.html

Ich zitiere mal diese beiden Sätze aus dem Artikel

'Linux-Ein- und Windows-Umsteiger sind bei Mint, Ubuntu und openSUSE zunächst am besten aufgehoben - nach Meinung des Autors dieser Zeilen in genau dieser Reihenfolge.' :THX:

'Wer ein möglichst stabiles System haben möchte, nicht ständig neue Software installiert/ausprobiert und mit Standard-Tools wie Office, Browser, Bildbearbeitung und so weiter auskommt, kann sich getrost ein Debian aufsetzen - aber vielleicht nicht als Ihr erstes Linux überhaupt.' :THX:

Ich hab jetzt in der letzten Tagen auf 2 Desktop Rechnern und einen Laptop Debian neu aufgesetzt mit Xfce (ist schon etwas abschreckend, der recht kahle Desktop), aber 'Sprachdateien vervollständigen', was soll das denn sein??
marcellotogg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 19:07:53
wenn man die Installation mit Zorin vergleicht, ist noch vieles zu verbessern.
Dazu sag ich besser mal nix. :D

Bleib bei Zorin oder nimm Mint und wenn du Spass dran hast, komm in ein paar Monaten/Jahren wieder.

Grüße KH (Desktop User, der ein stabiles System ohne zu viel Klimbim schätzt und hat!)

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hikaru
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Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von hikaru » 27.08.2021 22:02:03

kalle123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 21:49:11
'Linux-Ein- und Windows-Umsteiger sind bei Mint, Ubuntu und openSUSE zunächst am besten aufgehoben - nach Meinung des Autors dieser Zeilen in genau dieser Reihenfolge.' :THX:
Ich kenne den aktuellen Zustand nicht, aber Mint hat in der Vergangenheit absichtlich beim Paketmanagement geschlampt.
Sofern das immer noch so ist, würde ich davon abraten, die Distribution produktiv einzusetzen.

mcb

Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von mcb » 27.08.2021 22:08:13

Ich verstehe das Problem jetzt nur bedingt.

Für eine Standartinstallation müßen doch nur einige wenige Fragen beantwortet werden, besonders im Textmode.
Und Gnome ist auch recht pflegeleicht.

Fehlt die Firmware für Hardware? https://cdimage.debian.org/cdimage/unof ... -firmware/

Was sollte denn deiner Meinung nach anders laufen? Die Unterschiede im Installer zw. Ubuntu & Co und Debian sind doch marginal.

mcb

Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von mcb » 27.08.2021 22:09:45

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 22:02:03
kalle123 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 21:49:11
'Linux-Ein- und Windows-Umsteiger sind bei Mint, Ubuntu und openSUSE zunächst am besten aufgehoben - nach Meinung des Autors dieser Zeilen in genau dieser Reihenfolge.' :THX:
Ich kenne den aktuellen Zustand nicht, aber Mint hat in der Vergangenheit absichtlich beim Paketmanagement geschlampt.
Sofern das immer noch so ist, würde ich davon abraten, die Distribution produktiv einzusetzen.
Absichtlich ?!? Hast du ev. noch einen Link Stichwort? Da waren mal Hacker im Server aber sonst.

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hikaru
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Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von hikaru » 27.08.2021 22:51:09

mcb hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 22:09:45
Absichtlich ?!? Hast du ev. noch einen Link Stichwort?
Links habe ich leider nicht parat, dafür ist es zu lange her. Aber ich habe zur Zeit als Debian Jessie stable war (also vor schätzungsweise fünf Jahren) selbst vier Effekte gesehen, die ich nach Recherche auch im Netz bestätigt sah:

1. Mint hat die binären Ubuntu-Repos verwendet und darauf eigene Mint-Repos aufgesetzt. In etwa ist das vergleichbar mit einem Debian mit Fremdquellen und es bestehen prinzipiell die gleichen Probleme. Wenn ein Update für ein Ubuntu-Paket kam hat Mint nicht die eigenen Pakete die davon abhingen neu gebaut. Das hat teils zu ABI-Brüchen geführt.

2. Mint hat innerhalb eines Releases keine sauberen Upgrades/Dist-Upgrades gemacht, sondern seine Pakete in drei Prioritätsstufen eingeteilt. Die Priorität richtete sich im Wesentlichen nach dem Schadenspotenzial eines missglückten Paketupdates. So wurde z.B. der Kernel (ein Paket mit höchster Priorität) praktisch nie aktualisiert. Das hat zu offenen Sicherheitslücken geführt und es bestand rein theoretisch auch hier das Potenzial für ABI-Brüche, auch wenn ich das selbst nicht gesehen habe.
Da Mint natürlich hauptsächlich auf die Ubuntu-Repos zurückggriffen hat, hatten sie nicht wirklich Kontrolle über den Inhalt der Repos. Daher konnten sie diesen Mechanismus nicht über die Standard-Debian/Ubuntu-Werkzeuge (apt) umsetzen, sondern machten das über ihren eigenen Paketmanager. Ein Mischbetrieb beider Werkzeuge führte zwangsläufig zu einem kaputten System, weshalb Mint von der Benutzung der Upstream-Werkzeuge stark abriet.
Soweit ich informiert bin, war diese Praxis spätestens Anfang 2020 abgeschafft und Mint sollte nun auch mit Standardwerkzeugen wartbar sein.

Über 1. und 2. gab es seinerzeit recht prominente Streitigkeiten zwischen Mint und Canonical. Es sollten sich also in den Archiven von IT-Magazinen entsprechende Artikel finden lassen. Ich kann nur keine Stichworte mehr liefern. Canoncal wollte Mint diese Praxis untersagen weil sie negative Publicity für Ubuntu befürchteten. Man fand aber keinen juristischen Hebel.

3. Wohl als Folge von 1. & 2. sah Mint keine regulären Dist-Upgrades auf ein neues Release vor, sondern hat auch das über ein eigenes Werkzeug gelöst. Je nachdem welche Pakete man installiert hatte, war ein "Dist-Upgrade" auf ein neues Release möglich oder nicht. Eine saubere Dokumentation über problematische Pakete gab es nicht. Es war Glückssache. Ich hatte auf einem produktiven System kein Glück, was mich dazu veranlasste, zwei von mir betreute Mint-Systeme auf Debian umzustellen.

4. Mint hat absichtlich über mindestens zwei Releases Pakete ausgeliefert, die zu Konflikten im Repo führten. Konkret erinnere ich mich an den Login-Manager "mdm". Es gibt ein Debian-/Ubuntu-Paket Debianmdm, das nichts mit Login-Managern zu tun hat. Wer Mint nutze und daher den Login-Manager installiert hatte, konnte nicht das eigentliche Ubuntupaket installieren. Ich erinnere mich an ein weiteres Paket, kann dessen Namen aber nicht mehr nennen.

Es ist möglich, dass heute keines der genannten Probleme mehr existiert. Aber dass sie überhaupt existiert haben zeugt in meinen Augen von einer gewissen "Arbeitseinstellung", die nicht zum Betrieb einer produktiv nutzbaren Distribution passt.

Felis
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Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von Felis » 28.08.2021 00:40:54

Ich komme eigentlich nur sehr selten hier im Forum vorbei. Vielleicht auch nur, weil ich bloß ein zufriedener Debiannutzer bin, der wenig an seinen stable Systemen rumbastelt und sich dadurch in den letzten Jahren kaum Probleme aufgetan haben. Dies hier schreibe ich in Raspbian. Ich bin seit 2000/2001 bei Linux (allerdings vorher nur ganz kurz erste Windows98 -Schritte als "Spätberufener" gemacht und bald unzufrieden gewechselt) und seit 2006 bei Debian. Und zu Debian bin ich über Kanotix gekommen, und deswegen melde ich mich hier jetzt auch zu Wort. Seit vielen Jahren bietet Kanotix nämlich ein unverfälschtes Debian stable an, ergänzt durch eigene Skripten und einen schnellen und guten Installer vom Live System. Vielleicht für so manchen Umsteiger eine empfehlenswerte Erleichterung und Alternative, wobei ich selbst auch etliche "richtige" Debian Systeme in meinem Leben installiert habe und den klassichen Installer für hervorragend halte - was er ja auch ist. :) Nur ist halt ein fix-fertiges Kanotix in 10 Minuten auf der Platte und hat alles dabei was man anfangs so braucht. Und das hat auch seinen Reiz.

schwedenmann
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Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von schwedenmann » 28.08.2021 09:48:46

Hallo

1. Die auf der Webseite empfohlene Version des Iso ist nicht geeignet, da nur die Live Iso eine grafisch geführte und verständliche Anleitung bietet.
2. Nach Fertigstellen der Installation werden keinerlei Empfehlungen angezeigt, was noch zu machen wäre: Wie Sprachdateien vervollständigen usw.
Zu 1
Der graf. Installer von Debian unterscheidet sich m.M. nach nur in Nuancen von anderen graf. Installern (wie dem von Zorin,das ist im übrigen Ubiquity) und obn garfsich oder ncurses ist egal,da ist bei debian kein Unterschied.

Zu 2
Die Sprache hast du bei Zorin als 1. konfiguriert und als 2. das Tastaturlayout,das ist afaik bei anderen Installern,incl dem von Debian genauso.
Was willst du denn nach der Installation noch für Tips,sowas sollte man sich vorer überlegen,ich persöblich halte diese tips,wie sie auch diverse SW als popup nach der Installtion der SW bieten,eher für nervig,denn hilfreich.

Wobei für mich der Duialog des debianinstaller,wenn man manuelle Partitionierung aufruft und vorbereitete Partitioen /boot / und /home zuweisen will,einfacher und logischer ist,als der entsprechende Punkt im Ubiquity-Installer den diverse Distris mitlerweile verwenden.

mfg
schwedenmann

mcb

Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von mcb » 29.08.2021 22:05:44

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 22:51:09
mcb hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 22:09:45
Absichtlich ?!? Hast du ev. noch einen Link Stichwort?
Links habe ich leider nicht parat, dafür ist es zu lange her. Aber ich habe zur Zeit als Debian Jessie stable war (also vor schätzungsweise fünf Jahren) selbst vier Effekte gesehen, die ich nach Recherche auch im Netz bestätigt sah:

1. Mint hat die binären Ubuntu-Repos verwendet und darauf eigene Mint-Repos aufgesetzt. In etwa ist das vergleichbar mit einem Debian mit Fremdquellen und es bestehen prinzipiell die gleichen Probleme. Wenn ein Update für ein Ubuntu-Paket kam hat Mint nicht die eigenen Pakete die davon abhingen neu gebaut. Das hat teils zu ABI-Brüchen geführt.
..............................

Es ist möglich, dass heute keines der genannten Probleme mehr existiert. Aber dass sie überhaupt existiert haben zeugt in meinen Augen von einer gewissen "Arbeitseinstellung", die nicht zum Betrieb einer produktiv nutzbaren Distribution passt.
Ja Danke - ich habe durch deinen Beitrag wieder mal viel gelernt.

100% ist mir das technisch nicht klar:
Da hat Mint sinngemäß das gleiche gemacht wie ich, wenn ich einfach ein Paket aus testing auf stable installiere, statt es selbst zu kompilieren?

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Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von TRex » 29.08.2021 22:27:39

marcellotogg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
27.08.2021 19:07:53
1. Die auf der Webseite empfohlene Version des Iso ist nicht geeignet, da nur die Live Iso eine grafisch geführte und verständliche Anleitung bietet.
Wenn du konkrete Fragen hast, die dir nicht beantwortet wurden, finden wir sicher Antworten darauf. Das Problem beim Installationsvorgang ist, dass man da nicht hellsehen kann, was der Installierende da will. Ich bevorzuge beispielsweise eine Minimalinstallation (ohne GUI, ohne alles) und installiere dann, was ich brauche (ggf. nach und nach). So ein "bloat"-Installer wie der von Ubuntu, wo ein komplettes System mit Gnome 3, Office und weiß der Geier was noch eingerichtet wird, wäre mir zuviel. Um das "universelle" Betriebssystem zu sein, kann debian nur bedingt letzteres umsetzen.

Vielleicht ist das auch der eigentliche Grund, warum debian für Einsteiger nur bedingt taugt. Du musst Informationen einholen, die dir fehlen - nicht darauf warten, dass sie dir jemand serviert.
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Windows ist doof, Linux funktioniert nichtDon't break debian!Wie man widerspricht

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hikaru
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Re: Erste Schritte mit debian

Beitrag von hikaru » 29.08.2021 23:28:47

mcb hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
29.08.2021 22:05:44
Da hat Mint sinngemäß das gleiche gemacht wie ich, wenn ich einfach ein Paket aus testing auf stable installiere, statt es selbst zu kompilieren?
1:1-Vergleiche sind hier schwierig.
Die passendste Analogie wäre wohl, sich Mint als Debian mit Multimedia-Repo vorzustellen. Pakete in dmo werden mit Abhängigkeiten aus Vanilla-Debian gebaut. Wenn Debian innerhalb eines Releases ein Paket gegen eine neuere Version austauschen würde, die andere Schnittstellen hat, dann müssen alle Pakete die von diesem Paket abhängen ebenfalls neu gebaut (oder zumindest geprüft) werden um zu den neuen Schnittstellen kompatibel zu sein. Sowas wird in Stable nicht passieren, denn eben diese "Schnittstellenstabilität" ist es, worauf sich der Name "Stable" bezieht.
Wenn wir nun aber annehmen, das du zusätzlich Backports verwendest und von dort neue Upstream-Versionen beziehst, dann kann es durchaus vorkommen, dass sich Schnittstellen ändern. Daher müssen dmo-Pakete berücksichtigen, ob ihre Abhängigkeiten aus Stable oder den Backports kommen, indem sie konkrete Versionen ihrer Abhängigkeiten anfordern.

Ob dmo das immer sauber macht weiß ich nicht - vielleicht ja, vielleicht nein. Es ist zumindest mir aber auch egal. Ich verwende kein dmo und wenn mich jemand danach fragt, dann gebe ich zumindest als Disclaimer eine Fremdquellenwarnung raus. Letztendlich ist dmo nur ein inoffizieller Aufsatz auf Debian und jeder weiß, dass er es auf eigene Gefahr nutzt.
Wenn man aber eine Distribution "DMO" veröffentlichen würde, mit der gesamten dazugehörigen Infrastruktur (fertige Images, Webseite, Foren) und das in einer (scheinbaren) Professionalität betreibt, die an Debian heranreicht, dann gehört zu dieser Professionalität auch professionelles Paketmanagement das sich um solche Grenzfälle kümmert.
Nun heißt die Distribution nicht "DMO" sondern Mint und setzt (in ihrer Urform) nicht auf Debian auf sondern auf Ubuntu. Aber das Grundprinzip bleibt das Gleiche. Und da passten Anspruch/Selbstdarstellung und technische Umsetzung vor fünf Jahren nicht zusammen. Und (ich meine mich zu erinnern, dass das seinerzeit immerhin die Distribution war, die konsequent die Distrowatch-Statisik angeführt hat. Man hat(te) also eine gewisse Verantwortung (auch wenn die Statistik in letzter Konsequenz natürlich nicht stichhaltig ist).

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