Backup-Strategie

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manes
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Backup-Strategie

Beitrag von manes » 08.11.2017 18:20:41

Hallo Forum,

ich habe zwei Rechner zur Verfügung. Beide Rechner laufen unter identischer Hardware: Board, CPU, RAM, Anbindung im LAN.
Der eine hängt am Netz, ein bißchen torrent, ein bißchen Webserver mit wenig Content auf statischen Seiten und wenig traffic, ein bißchen TOR-Relay.
Beide Rechner nutzen dmcrypt/Luks, und darauf ein ZFS. Der kleinere Rechner hat vier Festplatten und erhält bislang per rsync die Dateien des größeren Rechners, der auf acht Festplatten zugreift, auf denen die Daten wiederum als ZFS-Mirror gedoppelt vorliegen.
Bislang also ist der kleine Rechner (ZFS, aber ohne mirror) das Backup für den großen Rechner (ZFS-Mirror). Im Grunde ist die ganze Konstruktion overkill, denn die Daten sind nicht so wertvoll, wie es jetzt vielleicht den Anschein hat. Neulich hatte ich einen Hardwareschaden, der mich zwar reichlich Geld, Mühe und viel Daten gekostet hat, aber es ist nur Hobby und nur weniges war unwiederbringlich dahin.

Trotzdem werfe ich diese Frage in die Runde: Wäre die Umstellung eine gute Strategie?
Ich vermute, daß es sinnvoller wäre, das ganze anderesherum zu betreiben.
Pro:
  • geringerer Stromverbrauch, da nur vier statt acht Platten drehen
  • geringeres tear and wear, bei ständig drehenden acht Platten wird wohl früher mal eine kaputtgehen als bei vieren
Contra:
  • ?
Wie würdet ihr das machen? Ist das Risiko für einen relevanten Datenverlust höher, wenn das Backup fragiler ist oder der Hauptrechner?
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David Mertz

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jph
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Re: Backup-Strategie

Beitrag von jph » 10.11.2017 17:55:13

Eine klare Antwort kann ich dir nicht geben, da nur du beurteilen kannst, wie wertvoll dir einzelne Bestände sind, aber dafür aber folgende Gegenfrage stellen: wogegen soll das Backup schützen? Versehentliches Löschen? Dagegen helfen deine Snapshots. Hardwaredefekt? Dafür gibt es RAID. Brand, Diebstahl? Das geht nur mit einer Datensicherung außerhalb der eigenen vier Wände.

In dem Zusammenhang solltest du dir überlegen, welche Bestände überhaupt gesichert werden sollten. In Zeiten von Spotify, Netflix und ähnlichem lohnt die Sicherung von Musik und Filmen m.E. nicht mehr (ganz zu schweigen von entsprechenden illegalen Downloads).

Für ein bisschen privaten Heimserver hört sich das für mich arg nach Overkill an. An den Stromverbrauch mag ich nicht denken. :)

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heisenberg
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Re: Backup-Strategie

Beitrag von heisenberg » 10.11.2017 18:23:17

Grundsätzlich würde ich statt Mirror(RAID1) ein Raidz(RAID5) mit jeweils 5 Platten empfehlen - bei beiden Servern. Die verkraften dann beide den Ausfall von je 1 Platte.

Ansonsten gibt es ja heutzutage schon bis 12 TB pro Platte. Wenn das Ziel nicht Performance sondern Strom sparen heisst, dann würden Dir da bestimmt 3 Platten reichen.

Ansonsten kann man mit dem Geld, was man bei den Servern für Stromkosten bezahlt sicher so einiges an Alternativanschaffungen tätigen:
  • vServer im Internet
  • stromsparende leistungsstarke Debian NAS
Die Stromkosten mal durchzurechnen wäre meine Empfehlung.
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jph
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Re: Backup-Strategie

Beitrag von jph » 11.11.2017 10:40:51

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.11.2017 18:23:17
Grundsätzlich würde ich statt Mirror(RAID1) ein Raidz(RAID5) mit jeweils 5 Platten empfehlen - bei beiden Servern. Die verkraften dann beide den Ausfall von je 1 Platte.
Den verkraften sie bei RAID1 auch, in sofern ändert sich da nichts. Aber du meinst wahrscheinlich, dass bei gleicher Speicherkapazität 1x RAID5 mit einer Platte weniger als 2x RAID1 auskommt und sich so der Stromverbrauch reduzieren lässt?

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manes
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Re: Backup-Strategie

Beitrag von manes » 11.11.2017 19:08:49

Danke für eure Beiträge!
jph hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.11.2017 17:55:13
In Zeiten von Spotify, Netflix und ähnlichem lohnt die Sicherung von Musik und Filmen m.E. nicht mehr (ganz zu schweigen von entsprechenden illegalen Downloads).
Ich habe meine Daten gerne in meiner Nähe. Was ich auf diesen Platten liegen habe, kopiere ich bei Gelegenheit auf die mitgebrachten Platten von Freunden. Und wesentliche Teile davon gibts auch nicht bei den Anbietern, die Du genannt hast.
jph hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.11.2017 17:55:13
Für ein bisschen privaten Heimserver hört sich das für mich arg nach Overkill an. An den Stromverbrauch mag ich nicht denken. :)
Ich weiß…
heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.11.2017 18:23:17
Grundsätzlich würde ich statt Mirror(RAID1) ein Raidz(RAID5) mit jeweils 5 Platten empfehlen - bei beiden Servern. Die verkraften dann beide den Ausfall von je 1 Platte.
[…]
Alternativanschaffungen tätigen:
  • vServer im Internet
  • stromsparende leistungsstarke Debian NAS
Die eine Kiste hat Platz für vier, die andere für acht Festplatten. Der mirror scheint mir da passender zu sein. Und die vielen Platten haben ja auch eine nicht unwesentliche Kapazität, sowas bekomme ich als vserver nicht und als rootserver nicht bezahlbar. Ich finde, ich habe hier ein "stromsparende(s) leistungsstarke(s) Debian NAS". Ich kann nur meine Freundin nicht davon überzeugen, daß wir cat6-Kabel durch die ganze Wohnung verlegen müssen, unter Putz natürlich, damit wir dessen Leistung auch am wohnzimmerlichen Medienanzeigegerät geniessen können.
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Re: Backup-Strategie

Beitrag von heisenberg » 11.11.2017 23:33:48

Wenn Du es schon stromsparend hast, dann wäre das schon mal abgehakt.

Mein Vorschlag mit dem vServer war nur auf den Webserver und evtl. andere Dienste bezogen, die nicht viel Speicher brauchen, als Anregung darüber nachzudenken. Letztlich entscheiden musst Du selbst. Aber das hört sich eher so an, als ob die Hauptsache nur die Daten sind. Der Rest scheint Kleinkram, der halt so mitläuft.

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Ein RAID-5 mit 5 Platten gleicher Kapazität hat genauso viel Kapazität wie ein RAID-1 mit 8 Platten. Letzteres kann im günstigsten Fall den Ausfall von bis zu 4 Platten ohne Datenverlust verkraften. Bei RAID-5 ist es genau eine Platte. Im ungünstigsten Fall sind aber auch bei RAID-1 beim 2. Festplattenschaden die Daten futsch. Insofern würde ich die RAID-5-Variante bevorzugen, da im Betrieb 3 Platten weniger benötigt werden. Alternative wäre noch RAID-6/raidz2(verträgt 2 beliebige HDD-Ausfälle) bei gesamt 6 Platten oder raidz3 (7 Platten/3 beliebige HDD-Ausfälle ohne Datenverlust), wobei es dann von raidz zu raidz2 und raidz3 auch immer ein Stück langsamer wird.

Aber sag Doch mal um welche Grössenordnungen es geht.

Bzgl. des Backupsystems - einfach Mal nur so ins Blaue gedacht - wäre die Überlegung, ob man eine Aufteilung des Speicherplatzes vornimmt.
Ein Vollbackup auf 3 Platten. Eine inkrementelle Sicherung dann auf Platte 4. Die 3 Platten sind dann nur 1x im Monat an bei einer Vollsicherung. Sonst nur das System mit Platte 4 für inkrementelle/differentielle Sicherungen. Ob und wie so etwas sinnvoll umsetzbar ist: Keine Ahnung. Im übrigen mag ich es beim Thema Datensicherung lieber einfach. Also ist der Sinn dieses Abschnittes eher fragwürdig.

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Zum Thema Verkabelung: Falls 10MBit ausreicht: Das kann man bei Kabellängen bis zu 30 Metern stabil über 4-adriges Telefonkabel betreiben, was ja evtl. schon liegt.

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Edit: Ich nehme an, dass Du die Kompression beim ZFS schon eingeschaltet hast. Beim Backupsystem könnte man auch mit den höheren Stufen der gzip Kompression testen(macht nix, wenn es dort langsamer ist). Beim Live-System würde ich es beim schnellen LZ4 lassen.

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Edit-2: Was Deine Frage betrifft: Das System mit den 4 Platten produktiv nehmen? Kommt auf die Sicherungshäufigkeit drauf an und darauf, ob Du mit dem max. erwartbaren Datenverlust leben kannst. Eines ist sicher: Ein RAID-0 mit 4 Platten stirbt regelmässig. Ich persönlich fände es da sehr nervig auch immer wieder das Betriebssystem aufspielen zu müssen.

Evtl. kann man das Hauptsystem wie oben beschrieben auf 5 Platten reduzieren und das Backupsystem nach und nach beim ersetzen defekter Platten auf solche mit grösseren Kapazitäten umstellen und dann dort auch ein RAID-5 mit 4 Platten bauen, was dann auch bei 25% geringerer Kapazität wegen RAID-Redundanz immer noch genug hat. Oder dir reicht ein Backupsystem mit RAID-0 einfach aus. Wäre in dem Fall halt gut, das defekte Backupsystem zu bemerken, bevor man auf die Datensicherung angewiesen ist.

Im Übrigen sind meiner Erfahrung nach die Masse an Daten minderwichtig und bei einem kleinen Teil ist der Verlust gravierend. Diesem kleinen Teil würde ich mehr Aufmerksamkeit widmen.
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