Kann eine Datei verschwinden?

[neanderthaler]

Hallo Forum,

mein Rechner hat wahrscheinlich einen Defekt. Wenn man einige Zeit, mehr als 2 h, mit einem Editor gearbeitet hat beginnt eine gedrückte Taste zu "Rennen", kann jede sein. Sie Stoppt nicht mehr und man muss den Rechner Herunterfahren. Davor kann man die Datei aber noch sichern. Das ist auch heute Vormittag so passiert.

Als ich jetzt den Rechner wieder hochgefahren habe konnte ich die Datei öffnen und sah die zahllosen Achter. Beim löschen ist die entf.-Taste losgerannt und ich habe den Rechner wieder runter gefahren. Nach nochmaligem Starten ist die Datei verschwunden. In gedit wird sie noch unter den zuletzt benutzten Dokumenten aufgeführt, wird aber nicht mehr gefunden!

Kann eine Datei bei diesem Szenario so Beschädigt werden das sie unauffindbar wird? Ist es vielleicht möglich diese Datei doch irgendwie Wiederherzustellen? Auf der Basis meines Wissens über Linux Glaube ich das nicht, aber man will ja nichts unversucht lassen!

Mein System ist ein aktuelles Debian mit xfce. Die Hardware spielt, wenn man vom wohl beschädigten Board absieht, wahrscheinlich keine Rolle.

Herzliche Grüße

Neanderthaler

[Radfahrer]

Die Hardware spielt, wenn man vom wohl beschädigten Board absieht, wahrscheinlich keine Rolle.

Öhm... naja...
Schon mal ne andere Tastatur ausprobiert?

[TuxPeter]

Schon mal im Fehlerfall Tastatur ab- und wieder angesteckt?

[NAB]

Beim löschen ist die entf.-Taste losgerannt und ich habe den Rechner wieder runter gefahren. Nach nochmaligem Starten ist die Datei verschwunden.

Wenn beim Herunterfahren dein Editor geschlossen wird, bekommt kurzzeitig das nächste Fenster den Fokus - und bekommt die Entf.-Taste ab. Wenn das ein Dateimanager ist, könnte die dort markierte Datei gelöscht werden. Also ... ja .. es ist möglich.

Eventuell existiert aber eine Sicherheitskopie. Die könnte "versteckt" sein, der Dateiname fängt also mit einem "." an.

[debianoli]

Erst mal andere Tastatur nehmen und dann per extundelete bei ext4 Partition gelöschte Dateien wiederherstellen

[neanderthaler]

Hallo Leute,

glaubt ihr wirklich das ich es nicht schon mit einer anderen Tastatur versucht habe? Das hat keinen Unterschied gemacht. Deshalb denke ich das es am Board liegt. Das an- und abstecken der Tastatur im Fehlerfall halte ich bei PS2 nicht für eine so gute Idee. Eine USB-Tastatur habe ich hier noch nicht zum Laufen gebracht.

@NAB: Deine Erklärung leuchtet ein. Es wird wohl so gewesen sein wie du das beschreibst. Danke für den Hinweis auf eine mögliche automatische Sicherheitskopie. Leider habe ich keine gefunden.

@debianoli: Danke für den Tipp mit extundelete. Davon hatte ich noch nicht gehört. Ich habe das Programm über meine home-Partition laufen lassen und es hat über 500 Dateien Erstellt. Darunter sind Fotos die ich schon vor Monaten gelöscht habe und eine Unmenge an Dateien die scheinbar Fragmente vorgefundener Dateien enthalten. Möglicher Weise ist das eine Folge das ich etx3 verwende. Ich habe mit grep nach Schlüsselbegriffen der Arbeit von gestern Vormittag gesucht aber das war wenig ergiebig. Interessanter Weise bin ich so auf Fragmente älterer Versionen der Datei gestossen die ich aber im Backup habe.

Ich sehe schon, es ist so wie ich befürchtet habe, ich darf das noch einmal Schreiben. Trotz der Erfolglosigkeit war es interessant sich ein wenig mit dem Thema Undelete unter Linux beschäftigt zu Haben.

Herzliche Grüße

Neanderthaler

[Cae]

Ueberpruefe, ob es ueberhaupt die verwendete Tastatur ist, die den dauerhaften Keycode sendet (einfach abstecken, wenn es zum Fehlerfall kommt, direkt und ohne Reboot). Falls das Problem bleibt, ziehe testhalber auch die verbleibenden USB-Geraete nacheinander ab und beobachte die Wirkung. xinput zeigt dir ausserdem die gerade bekannten Keyboards an.

Unabhaengig davon die Ursache von "Rechner macht komische Dinge" bei Consumer-Hardware recht haeufig kaputter RAM, also installiere mal memtest86+, reboote und lass' das ein paar Stunden laufen.

Gruss Cae

[Lohengrin]

Wenn man einige Zeit, mehr als 2 h, mit einem Editor gearbeitet hat beginnt eine gedrückte Taste zu "Rennen", kann jede sein.

Wenn der Rechner warm ist, macht er seltsame Dinge. Wenn er kalt ist, nicht.
Kommt mir bekannt vor. Ich habe da einen, wo dann der Bildschirm Striche bekommt.

Das kann kaputte RAM sein. Das kann das Netzteil sein. Das kann ein Bruch in der Hauptplatine sein.

Davor kann man die Datei aber noch sichern.

Wie das ohne Tastatur? Mit der Maus?

Es ist sinnvoll, die Datei alle paar Minuten zu sichern, und bei so einem Rechner würde ich die Datei mindestens jeden Tag, wo ich sie bearbeitet habe, auf irgend ein anders Gerät speichern.

Hängt dein Computer an einem Netzwerk? Falls ja, dann kannst du dich mit einem anderen Gerät auf ihm per ssh anmelden. Das kann sogar ein Smartphone sein.

Wenn beim Herunterfahren dein Editor geschlossen wird, bekommt kurzzeitig das nächste Fenster den Fokus - und bekommt die Entf.-Taste ab. Wenn das ein Dateimanager ist, könnte die dort markierte Datei gelöscht werden.

Du kommst auf Sachen! Ich bin beeindruckt.

Das an- und abstecken der Tastatur im Fehlerfall halte ich bei PS2 nicht für eine so gute Idee.

Wieso? Was soll da schon passieren?
Wenn gar nichts mehr geht, kannst du immer noch die Energieversorgung des ganzen Geräts unterbrechen.

[debianoli]

@debianoli: Danke für den Tipp mit extundelete. Davon hatte ich noch nicht gehört. Ich habe das Programm über meine home-Partition laufen lassen und es hat über 500 Dateien Erstellt. Darunter sind Fotos die ich schon vor Monaten gelöscht habe und eine Unmenge an Dateien die scheinbar Fragmente vorgefundener Dateien enthalten. Möglicher Weise ist das eine Folge das ich etx3 verwende. Ich habe mit grep nach Schlüsselbegriffen der Arbeit von gestern Vormittag gesucht aber das war wenig ergiebig. Interessanter Weise bin ich so auf Fragmente älterer Versionen der Datei gestossen die ich aber im Backup habe.

Falls du es übersehen hast: Du kannst bei extundelete den Zeitraum einschränken, in dem nach gelöschten Dateien gesucht werden soll. Das verhindert Fragmente und führt schneller zum gewünschten Ergebnis. Die Optionen heißen

Code: Alles auswählen

--before date
              Only restore files deleted before the date specified, which should be in the form of the number of seconds since the UNIX epoch.  Use a shell command like
              $ date -d "Aug 1 9:02" +%s
              to convert a human-readable date to the proper format. The conversion from the number of seconds to a readable format may be found by using either of the following:
              $ date -d@1234567890
              $ perl -le "print scalar localtime 1234567890"

       --after date
              Only restore files deleted after the date specified, which should be in the form of the number of seconds since the UNIX epoch.
              See the notes for the --before option for more information.

[neanderthaler]

Hallo debianoli,

ja, da habe ich nicht nachgeschaut. Es hätte ja mit restore-all so einfach sein können. Ich habe jetzt eine Suche für die letzten 36 Stunden eingegeben, das Ergebnis sind knapp 300 Dateien. Darunter solche die ich in dieser Zeit nicht offen hatte. Vielleicht habe ich bei der Zeiteingabe einen Fehler gemacht. Auch restore-file habe ich ausprobiert. Das hat zu 0 Dateien geführt.

@Lohengrin: Ich meine in diesem Forum gelesen zu Haben, dass man das Abstecken eines PS2-Gerätes während der Rechner läuft, nicht machen sollte. Kann es wirklich sein das so was von einem kaputten Netzteil ausgelöst wird? Dem Netzteil traue ich nicht da beim Anschalten manchmal die Sicherung geht, aber die hiesige Computerwerkstätte sagt, dass es OK ist.

Ach ja, das Speichern geht mit der Maus, gedit hat da so einen schönen Schalter zum Klicken. Übrigens ist mir die Notwendigkeit von Sicherheitskopien klar, auch wenn ich das bisher nicht alle 10 Minuten gemacht habe. Daher ist der letzte Stand der Datei, auf die ich zugreifen kann, von Freitag Abend. Daher ist der Verlust der neuesten Datei zwar ärgerlich aber keine Katastrophe.

Die weiteren Vorschläge werde ich in der nächsten Zeit ausprobieren, danke für diese Anregungen.

Neanderthaler

[mludwig]

Schon mal im Papierkorb nach deiner Datei gesucht, XFCE weiß ich jetzt nicht, aber gnome3 (bzw. nautilus) verschiebt standardmässig beim löschen die Dateien erstmal dorthin.

[Lohengrin]

Ich meine in diesem Forum gelesen zu Haben, dass man das Abstecken eines PS2-Gerätes während der Rechner läuft, nicht machen sollte.

Ich weiß nur, dass PS/2 aus einer Zeit ist, als noch nicht so viel mit Plug&Play war. Deshalb kann es sein, dass eine Tastatur, die man im laufenden Betrieb ansteckt, nicht gefunden wird.
Aber was soll bei dir schon passieren? Wenn die Tastatur nicht mehr gefunden wird, drückst du auf den Reset-Taster.

Kann es wirklich sein das so was von einem kaputten Netzteil ausgelöst wird?

Ja. Da kommt dann keine glatte Gleichspannung mehr heraus, sondern gelegentlich Spannungsspitzen, die irgendwas aus dem Tritt bringen. Das kann bei hoher Leistung geschehen, oder wenn das Netzteil warm geworden ist.

Dem Netzteil traue ich nicht da beim Anschalten manchmal die Sicherung geht,

Hoher Strom beim Einschalten kommt häufig vor. Ich habe reproduzierbar erlebt, wie fünf Rechner eingeschaltet hinter einem Schalter und das mit B16 abgesichert, beim Einschalten die B16 raushaut.

aber die hiesige Computerwerkstätte sagt, dass es OK ist.

Die hätten dazu die Spannung am Netzteil messen müssen, wenn eine Taste rennt.

Ach ja, das Speichern geht mit der Maus, gedit hat da so einen schönen Schalter zum Klicken.

Ich klicke nur ungern. Wenn ich einen Editor benutze, gebe ich in einem Terminal vi oder emacs ein. Wie ich durch diesen Thread erfahren habe, erspart mit so etwas, dass mir eine rennende Entf-Taste eine Datei löscht.

[MSfree]

Ich weiß nur, dass PS/2 aus einer Zeit ist, als noch nicht so viel mit Plug&Play war. Deshalb kann es sein, dass eine Tastatur, die man im laufenden Betrieb ansteckt, nicht gefunden wird.

Nur, weil Windows von Windows 3.1 bis Windows XP nicht in der Lage war, PS/2 Tastauren im laufendem Betrieb zu erkennen, heißt das nicht, daß es nicht geht. Linux unterstützt das nämlich schon seit einer Ewigkeit. Eines meiner ersten Linuxinstallationen (irgeneine SuSE von 1997) hat nämlich PS/2 Tastauren schon damals absolut zuverlässig erkannt. Und mir ist bisher keine einziger Rechner und kein einziger Linuxkernel begegnet, mit dem das nicht funktionieren würde.

[NAB]

neanderthaler,
ich erinnere mich dunkel, dass ich mal ein ähnliches Problem hatte. Das Dauerwiederholen der Taste konnte ich jeweils stoppen, indem ich eine andere Taste gedrückt habe. Da war die Ursache aber die Tastatur, die ich dann entsorgt habe.

Auf dem Mainboard ist ein kleiner Speicher für die Tastatureingaben, der speichert wenige Zeichen. Wenn der kaputt ist, weigert er sich vielleicht plötzlich, ein gespeichertes Zeichen zu löschen.

Man soll _funktionierende_ PS/2-Tastaturen nicht im Betrieb abziehen. Wenn deine das nächste mal spinnt, kannst du sie ruhig abziehen. Wenn das Zeichen sich weiterhin wiederholt, liegt's nicht an der Tastatur. Nur dranstecken solltest du sie nicht im Betrieb. (Also es geht schon, aber auf eigene Gefahr!)

An ein defektes Netzteil glaube ich nicht. Die verursachen meist viel fiesere Probleme.

Hast du mal einen Blick in die PS/2-Buchse geworfen? Die ist ein wunderbarer Staubfänger, auch von innen.

Wenn's wirklich immer erst nach min. 2 Stunden auftritt, könnte es wirklich ein thermisches Problem sein. Und da die PS/2-Buchse mechanischer Belastung ausgesetzt ist, könnte es auch einfach ne miese Lötstelle sein.

Ansonsten kannst du mal:
xset -r
ausprobieren. Das schaltet das Wiederholen einer gedrückten Taste generell aus.
Das führst du als User aus (nicht als root) und es wirkt nur bis zum nächsten Neustart.

[neanderthaler]

Hallo Forum,

@Cae: Ich habe jetzt einmal, direkt nachdem das Problem aufgetreten ist, memtest86+ laufen lassen. Nach ca. 2,5 h und über 80 Durchgängen zeigte das Programm 0 Fehler an. Daher ist es wohl nicht das RAM.

@NAB Dein Tipp mit xset -r ist gut, diesen Befehl kannte ich bisher nicht. Das Problem ist, dass das Rennen einer Taste in der Regel nach ca. 2 h auftaucht. In ganz seltenen Fällen aber auch sofort nach dem Einschalten. Bisher habe ich den Rechner noch nicht geöffnet daher weiß ich nicht wie die PS2-Buchse von innen aussieht.

Wie gesagt, ich habe zwei PS2-Tastaturen die auf meinem alten Rechner tadellos funktionieren. An den Tastaturen wird es also nicht liegen.

Gruß

Neanderthaler

[uname]

Vielleicht liegt es am Betriebssystem. Boote mal eine Live-CD oder Live-USB.