[gelöst] Kernel unter Jessie bauen… habe wohl einiges vergessen

Welches Modul/Treiber für welche Hardware, Kernel compilieren...
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jph
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[gelöst] Kernel unter Jessie bauen… habe wohl einiges vergessen

Beitrag von jph » 22.12.2020 10:50:25

Hallo zusammen,

man braucht ja über die Festtage Beschäftigung. Ich habe im Keller einen alten PC wiedergefunden, an den ich mich nur verschwommen erinnerte. Es war dann aber nicht das Bernsteinzimmer drin versteckt, sondern nur ein gut abgehangenes 32-Bit-Jessie. Dann habe ich das Weihnachtgeschenk meiner Eltern von 1996 wiedergefunden: ein Parallelport-Ziplaufwerk. Das zugehörige Modul (ppa) ist noch in den Kernel-Sourcen enthalten, wird aber unter Debian nicht mehr gebaut. Da der Jessie-Rechner noch über einen Parallelport verfügt, habe ich beschlossen, einen Kernel mit ppa zu bauen. Das habe ich zuletzt vor… sagen wir mal 15 Jahren getan.

Ich bin dabei nach dieser Anleitung vorgegangen: https://kernel-team.pages.debian.net/ke ... n-building

Über make defconfig (alternativ make localmodconfig, das Ergebnis ist das gleiche) bin ich eingestiegen und habe dann in make nconfig ppa aktiviert. Die mit make clean/make deb-pkg gebauten Kernel funktionieren aber nicht: beim Booten schlägt systemd-modules-load fehl, bspw. wird nouveau nicht gefunden. Danach klappt das Einhängen der Dateisysteme nicht, weil LVM die Volume Group nicht zu finden scheint. Schlussendlich lande ich in einer Rescue Shell, in der ich die Volume Group aktivieren und die Dateisysteme einhängen kann. Ein systemctl default bewirkt aber nur, dass die Maschine steht.

Helft meiner Erinnerung auf die Sprünge: was mache ich falsch? Was habe ich übersehen?

Schöne Festtage

Jan

P.S. Ja, ich weiß, dass LTS für Jessie diesen Sommer ausgelaufen ist. Der Rechner verschwindet hinterher wieder im Keller.
Zuletzt geändert von jph am 22.12.2020 20:23:02, insgesamt 1-mal geändert.

KP97
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Re: Kernel unter Jessie bauen… habe wohl einiges vergessen

Beitrag von KP97 » 22.12.2020 14:01:32

Ich würde eher make oldconfig empfehlen, denn localmodconfig setzt nur die Module für die _gerade_ laufenden Geräte.
Da kann es gut sein, daß etwas Wichtiges fehlt, weil momentan nicht genutzt. Auch ist ein bindeb-pkg besser, dann geht es deutlich schneller und der Debug-Kernel fällt weg.
Wird der Kernel auf dem alten Schätzchen gebaut?

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jph
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Re: Kernel unter Jessie bauen… habe wohl einiges vergessen

Beitrag von jph » 22.12.2020 14:17:38

Danke für die Tipps! make oldconfig ist wahrscheinlich das, was ich suche.

Ich kann den Kernel auf dem alten Schätzchen bauen oder in einer Jessie-VM, die ich mir zu dem Zweck auf meinem Desktop hochgezogen habe. Ich werde berichten!

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Livingston
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Re: Kernel unter Jessie bauen… habe wohl einiges vergessen

Beitrag von Livingston » 22.12.2020 14:28:27

Ein beherztes make help|less liefert auch 'ne Menge Stoff zum Nachdenken. :wink:
Der Hauptunterschied zwischen etwas, was möglicherweise kaputtgehen könnte und etwas, was unmöglich kaputtgehen kann, besteht darin, dass sich bei allem, was unmöglich kaputtgehen kann, falls es doch kaputtgeht, normalerweise herausstellt, dass es unmöglich zerlegt oder repariert werden kann.
Douglas Adams

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[gelöst] Re: Kernel unter Jessie bauen… habe wohl einiges vergessen

Beitrag von jph » 22.12.2020 20:22:48

So, make oldconfig war des Rätsels Lösung. Das bald 25 Jahre alte Zip-Laufwerk funktioniert immer noch und ich kann wieder auf meine Diplomarbeit sowie Datensicherungen von Woody und möglicherweise Sarge zugreifen. Ich hatte schon vergessen, wie unglaublich LANGSAM dieses Ding ist.

Vielen Dank und frohe Festtage!

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Oppa erzählt vom Kriech

Beitrag von jph » 23.12.2020 12:44:47

Nachtrag: Ich habe Images der Disketten erzeugt und schaue mir die gerade an. Das sind Sicherungen von 2005, da war ich gerade mit dem Studium fertig.

Auf den Disketten befinden sich Sicherungen von Debian 3.1 „Sarge“, das damals noch Testing gewesen sein muss. Freigegeben wurde es am 6.6.2005. In der sources.list habe ich mir jedenfalls munter ein FrankenDebian zusammengebaut und über apt-pinning einigermaßen kontrolliert:

Code: Alles auswählen

...

# Standardquellen Stable
deb http://ftp2.de.debian.org/debian/ stable main non-free contrib
#deb-src http://ftp.de.debian.org/debian/ stable main non-free contrib
deb http://non-us.debian.org/debian-non-US stable/non-US main contrib non-free
#deb-src http://non-us.debian.org/debian-non-US stable/non-US main contrib non-free

# Sicherheitsupdates Stables
deb http://security.debian.org/ stable/updates main contrib non-free

# Standardquellen Testing
deb http://ftp2.de.debian.org/debian/ testing main non-free contrib
deb http://non-us.debian.org/debian-non-US testing/non-US main contrib non-free

# Sicherheitsupdates Testing
deb http://security.debian.org/ testing/updates main contrib non-free

...
Backports gab es ja damals noch nicht. Dafür noch das gute non-US Repository, das mit Sarge weggefallen ist. Und, aua, ich habe „stable“ und „testing“ in die sources.list geschrieben anstelle der Codenamen. Der Wagemut der Jugend.

Das i-Tüpfelchen ist aber, dass die Kernelkonfiguration mitgesichert wurde, die damals noch als config-$version in /boot lag. Hatte dieser Thread nicht damit begonnen, wie ich eine saubere Konfiguration erhalte? :D In der Sicherung sind Konfigurationen für Kernel 2.4.18-bf2.4 und 2.6.8-2-k7 enthalten. Sarge kam mit zwei Kernels und einer entsprechenden Empfehlung in den Release Notes: „Es wird Ihnen daher aufs dringendste empfohlen, nicht als Teil der Aktualisierung von Woody zu Sarge auf einen 2.6er Kernel zu wechseln. Stattdessen sollten Sie zunächst sicherstellen, dass Ihr System korrekt mit dem alten Kernel oder einem 2.4er Kernel aus Sarge arbeitet, und dann als separates Projekt auf einen 2.6er Kernel wechseln.“ Wer sich über das -k7 wundert: damals gab es für die Prozessorarchitektur optimierte Kernel. Ich hatte einen AMD Duron 1300.

Die Sicherungen habe ich mit einem selbstgestrickten (und nun auch wiedergefundenen) Backup-Skript erstellt, das tar-Archive geschrieben und mit GnuPG verschlüsselt hat. Die Schlüssel hatte ich noch und auch das Passwort ist mir noch eingefallen – was weniger über die Qualität meines Gedächtnisses aussagt als vielmehr über die Qualität des Passwortes. :D

Nächste Herausforderung: ich habe meine Diplomarbeit gefunden, in LaTeX geschrieben. Ob ich das zum Laufen bekomme? Dann könnte ich endlich die letzten Tippfehler beseitigen.

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Re: [gelöst] Kernel unter Jessie bauen… habe wohl einiges vergessen

Beitrag von KP97 » 23.12.2020 14:34:17

...und auch das Passwort ist mir noch eingefallen – was weniger über die Qualität meines Gedächtnisses aussagt als vielmehr über die Qualität des Passwortes
Schön...;-)

Zur Not kannst Du das alte LaTex ja in der VM installieren.
Seit Sarge bin ich auch mit Debian unterwegs. Wenn man das mit heute vergleicht, hat sich wirklich jede Menge getan, und wir haben viel gelernt.

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