Webmail empfehlung?

Debian macht sich hervorragend als Web- und Mailserver. Schau auch in den " Tipps und Tricks"-Bereich.
Antworten
hec_tech
Beiträge: 1093
Registriert: 28.06.2007 21:49:36
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: Webmail empfehlung?

Beitrag von hec_tech » 20.11.2018 21:42:43

Anfangs war da die Frage nach einem Webmail.

Mittlerweile kommt mir das eher nach einer Diskussion ob Framework gut ist oder nicht und wenn ja welches ok ist.

Ich habe früher auch Squirrelmail eingesetzt - später dann Roundcube und mittlerweile nur mehr Horde. Früher haben sich User mit einem reinem Webmail zufrieden gegeben - dafür war Squirrelmail ideal. Mittlerweile wollen die User aber alles mögliche von Kontakten und eben auch Kalender und das ganze vor allem für Tablets und Smartphones. Da kenne ich einfach nichts besseres als Horde.

Ich setze Horde sowohl in da Firma als auch "Privat" ein. Ich finde auch Horde ist recht schnell mit entsprechender Konfiguration.

Ob die ganze Installation jetzt 100MB oder 500MB belegt ist mir wirklich egal. Wenn ich den Speicherplatz nicht habe sollte ich ein Webmail sowieso nicht hosten.
Natürlich können mehr Bugs bei mehr Code auftreten. Allerdings haben große Frameworks wie Horde auch entsprechend viele Leute die daran mitarbeiten.

Jeder muss für seinen Einsatzzweck das Richtige finden.

Benutzeravatar
novalix
Beiträge: 1908
Registriert: 05.10.2005 12:32:57
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz
Wohnort: elberfeld

Re: Webmail empfehlung?

Beitrag von novalix » 21.11.2018 15:37:28

hec_tech hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
20.11.2018 21:42:43
Anfangs war da die Frage nach einem Webmail.
...
Jeder muss für seinen Einsatzzweck das Richtige finden.
Das konkrete Problem aus der Ursprungsfrage ist ja auch schon gelöst.
Dass in der Folge über das Für und Wider bestimmter Lösungen gesprochen wird, finde ich aber nicht weiter verwerflich.
Der Einwand, dass bei webbasierten Lösungen nicht selten mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird, ist nach meinem Dafürhalten in Ordnung.
Natürlich sagt die reine Installationsgröße einer Software noch nicht hinreichend etwas über deren Güte und Stabilität aus. Als "Hinweis" kann man sie aber durchaus benutzen. Das gleiche gilt für die verwendeten Programmierplattformen.

Java gilt z.B. noch immer in Unternehmensbereichen als industrial strength Plattform. Warum auch immer.
Im Vergleich zu PHP immerhin wirkt selbst Brainfuck als konzeptionell solide. Dabei hat PHP vor allem in den letzten zehn Jahren eine rasante Entwicklung genommen[1]. Bezahlt wird das wiederum mit ständiger Inkompatibilität zu früheren Versionen, weil der konzeptionelle Kern der Plattform der Überarbeitung bedurfte.

Ich verfolge die Entwicklung von z.B. Horde nicht eng[2], gehe aber davon aus, dass die Entwickler in den letzten Jahren sehr viel Arbeit damit hatten, die Code-Basis auf die jeweils aktuellen Gegebenheiten der Plattform anzupassen. Das mögen sie zufriedenstellend gelöst haben. An kleineren Projekten wie squirrelmail kann man ablesen, dass dieser Aufwand zwar prinzipiell bewältigt werden kann, aber zu Lasten anderer gesetzter Ziele (z.B. Veröffentlichung stabiler Versionen).

Ich selber habe vor .ca sechs Jahren ein reines Webmail Interface (roundcube) durch eine Groupware (sogo) ersetzt, weil der Bedarf da war. Zu der Zeit war es mir bei Horde an einigen Stellen nicht ganz klar, ob die Anforderungen vollständig abgebildet wurden.
@r4pt0r kritisiert die Größe der Installation und einige Abhängigkeiten. Nicht ganz zu unrecht.
Allerdings sollte man auch hier genauer hinschauen.
Zunächst einmal zieht sogo eine Programmierplattform nach, die unter Linux nur selten genutzt wird. Bei den gnome-Abhängigkeiten nehme ich einen Lesefehler an. Es handelt sich um gnustep-*. Das ist die freie Implementation der ObjectiveC-Plattform von Apple.
Für das interne routing benutzt sogo tasächlich den avahi-client, welcher dbus nachzieht.
Einen spezifischen IMAP-Server sollte das Paket eigentlich nicht ziehen. Bei mir läuft sogo in einem reinen Webservice-Container und verbindet sich sowohl zur Datenbank als auch zum IMAP (dovecot) per TCP/IP. Da ist kein cyrus-sasl nirgendwo nicht installiert.

Zu der Zeit mit dem gegebenen Anforderungsprofil war sogo eine der möglichen Alternativen. Was ich an zusätzlichen Abhängigkeiten (Gnustep) im System habe, spare ich wieder ein, da ich auf PHP verzichten kann. Im Betrieb ist es absolut zuverlässig. Updates sind gut vorbereitet und laufen i.d.R. rein über das Einspielen neuer Versionen im Paketmanagement. Nur bei Updates des DB-Schemas muss man alle paar Jahre mal die mitgelieferten Skripte benutzen. Die Entwicklung geht nachvollziehbar und planmäßig vonstatten.
Als reiner Webmailclient wäre es allerdings etwas zu viel des Guten. Und wer Horde hat und kennt, muss sich über sogo nicht den Kopf zerbrechen. Anders herum gilt das aber auch.

[1] Da ist unter anderen Facebook nicht ganz unschuldig dran.

[2] Nach allem, was ich weiß, gilt Horde als recht solides Framework.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

r4pt0r
Beiträge: 1237
Registriert: 30.04.2007 13:32:44
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz

Re: Webmail empfehlung?

Beitrag von r4pt0r » 26.11.2018 11:17:23

novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.11.2018 15:37:28
Bei den gnome-Abhängigkeiten nehme ich einen Lesefehler an.
[...]
Für das interne routing benutzt sogo tasächlich den avahi-client, welcher dbus nachzieht.
Einen spezifischen IMAP-Server sollte das Paket eigentlich nicht ziehen. [...] Da ist kein cyrus-sasl nirgendwo nicht installiert.

Code: Alles auswählen

New packages to be INSTALLED:
        sogo4: 4.0.4_1 [FreeBSD]
        libobjc2: 1.8.1_2 [FreeBSD]
        gnustep-base: 1.25.0_7 [FreeBSD]
        libxslt: 1.1.32 [FreeBSD]
        libxml2: 2.9.7 [FreeBSD]
        gnutls: 3.5.19_1 [FreeBSD]
        trousers: 0.3.14_2 [FreeBSD]
        tpm-emulator: 0.7.4_2 [FreeBSD]
        gmp: 6.1.2_1 [FreeBSD]
        p11-kit: 0.23.14 [FreeBSD]
        libtasn1: 4.13_1 [FreeBSD]
        nettle: 3.4_1 [FreeBSD]
        libidn2: 2.0.5_1 [FreeBSD]
        libunistring: 0.9.10_1 [FreeBSD]
        avahi-app: 0.7_2 [FreeBSD]
-->     gnome_subr: 1.0 [FreeBSD]
        libdaemon: 0.14_1 [FreeBSD]
        gobject-introspection: 1.56.1,1 [FreeBSD]
        dbus-glib: 0.108 [FreeBSD]
        dbus: 1.10.16_1 [FreeBSD]
        libX11: 1.6.6_1,1 [FreeBSD]
        libxcb: 1.13.1 [FreeBSD]
        libXdmcp: 1.1.2_2 [FreeBSD]
        xorgproto: 2018.4 [FreeBSD]
        libXau: 1.0.8_5 [FreeBSD]
        libpthread-stubs: 0.4 [FreeBSD]
        libSM: 1.2.3,1 [FreeBSD]
        libICE: 1.0.9_3,1 [FreeBSD]
        gdbm: 1.18.1 [FreeBSD]
        icu: 63.1,1 [FreeBSD]
        gnustep-make: 2.7.0_2 [FreeBSD]
        sope4: 4.0.4 [FreeBSD]
        openldap-client: 2.4.46 [FreeBSD]
        postgresql95-client: 9.5.15_1 [FreeBSD]
        memcached: 1.5.11 [FreeBSD]
-->     cyrus-sasl: 2.1.27 [FreeBSD]
        libmemcached: 1.0.18_6 [FreeBSD]
        zip: 3.0_1 [FreeBSD]

Number of packages to be installed: 38

The process will require 223 MiB more space.
50 MiB to be downloaded.
Für devuan/debian jessie scheint es kein sogo paket (mehr) zu geben; daher kann ich nicht nachschauen welche Abhängigkeiten dort ggf abweichen. (hier laufen nur noch 2 legacy-systeme mit devuan linux; alles andere ist BSD)

Benutzeravatar
novalix
Beiträge: 1908
Registriert: 05.10.2005 12:32:57
Lizenz eigener Beiträge: MIT Lizenz
Wohnort: elberfeld

Re: Webmail empfehlung?

Beitrag von novalix » 26.11.2018 17:00:12

r4pt0r hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
26.11.2018 11:17:23
Für devuan/debian jessie scheint es kein sogo paket (mehr) zu geben; daher kann ich nicht nachschauen welche Abhängigkeiten dort ggf abweichen.
Das differiert mit Sicherheit erheblich. Da sind einige erstaunliche Abhängigkeiten bei FreeBSD, die für den Betrieb von sogo absolut keine oder nur wahlweise (ldap oder postgres client) Voraussetzung sind.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

Antworten