Erfahrungen mit Appimages?

Warum Debian und/oder eine seiner Spielarten? Was muss ich vorher wissen? Wo geht es nach der Installation weiter?
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hikaru
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Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von hikaru » 13.11.2017 14:19:52

Hallo,

mein Vater (ehemaliger erfahrener Windowsnutzer, seit dem Jessie-Release weitgehend ambitionsloser aber zufriedener betreuter Debiannutzer) hat Appimages [1][2] für sich entdeckt.
Er weiß im Prinzip wie Synaptic funktioniert, aber die Arbeitsweise scheint ihm mit seinem Windowshintergrund nicht in's Blut übergehen zu wollen.

Ich selbst habe mich mit Appimages bisher nicht beschäftigt, hauptsächlich weil ich es konzeptuell hässlich finde, sich am Paketmanager vorbeizumogeln und ich es für "Kanonen auf Spatzen schießen" halte (ich stelle es mir ähnlich wie ein chroot vor).

Gibt es außer meiner persönlichen Abneigung Gründe, meinem Vater die Verwendung von Appimages wieder austreiben zu wollen?
Mir fällt da spontan der Speicherplatzverbrauch ein, der aber in Wahrheit nur ein vorgeschobener Grund wäre. Wie sieht es mit (halb)automatischen Sicherheitsupdates der Images aus? Gibt es irgendwelche Nebeneffekte, die ich vielleicht spontan nicht bedacht habe?


[1] https://appimage.org/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/AppImage

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schorsch_76
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Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von schorsch_76 » 13.11.2017 16:09:32

Auf Github sieht man gut wie das funktioniert. [1] das sind squashfs Images die dann wohl eine Chroot + overlaysfs nutzen. Update bedeutet neue AppDatei. Quasi so ähnlich wie unter Windows. Bei deime Vater würde ich mir hier nichts denken. Es könnte höchstens das AppDir (overlay) evtl. was abbekommen....

[1] https://github.com/AppImage/AppImageKit ... /README.md

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hikaru
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Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von hikaru » 13.11.2017 16:57:12

schorsch_76 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.11.2017 16:09:32
Update bedeutet neue AppDatei.
Aber wohl für jede einzeln und nur(?) auf Nutzeraktion. [1][2] Falls ich das richtig verstanden habe, dann halte ich das bei mehr als einer Hand voll Appimages nicht mehr für praktikabel.
schorsch_76 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.11.2017 16:09:32
Bei deime Vater würde ich mir hier nichts denken. Es könnte höchstens das AppDir (overlay) evtl. was abbekommen....
Aber um sich in das Nutzerverhalten zu integrieren muss doch zumindest das Home-Verzeichnis des Nutzers in's chroot gemountet werden, sonst kann der doch seine Daten nicht komfortabel verarbeiten.
Auf dem gleichen Weg könnten dann auch schädliche Inhalte aus dem Appimage (und seien es "nur" Angriffe von außen auf löchrige Libs im Image) in's Host-System eindringen.


[1] https://discourse.appimage.org/t/how-to ... pimage/225
[2] https://discourse.appimage.org/t/how-to ... he-app/182

guennid

Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von guennid » 13.11.2017 17:26:51

hikaru hat geschrieben:Ich selbst habe mich mit Appimages bisher nicht beschäftigt, hauptsächlich weil ich es konzeptuell hässlich finde, sich am Paketmanager vorbeizumogeln und ich es für "Kanonen auf Spatzen schießen" halte (ich stelle es mir ähnlich wie ein chroot vor).
Aus denselben Gründen installiere ich mir sowas nicht. Bei Debianmusescore Ist die Versuchung groß, aber ich habe genügend andere Baustellen, um mir das nicht auch noch aufzuhalsen. :wink:

Grüße, Günther

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hikaru
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Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von hikaru » 13.11.2017 23:53:55

guennid hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.11.2017 17:26:51
Bei Debianmusescore Ist die Versuchung groß
Warum das? Dafür gibt es doch einen aktuellen Backport.

debianoli
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Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von debianoli » 14.11.2017 07:08:37

Die sind schon sehr praktisch. Ich nutze ein appimage bei avidemux, da es dieses Programm nur in deb-Multimedia gibt und das appimage immer aktuell ist.

guennid

Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von guennid » 14.11.2017 08:23:58

hikaru hat geschrieben:
guennid hat geschrieben:Bei Debianmusescore Ist die Versuchung groß
Warum das? Dafür gibt es doch einen aktuellen Backport.
Momentan ja, läuft hier auch. Ich hätte wohl besser den Konjunktiv benutzt. Aber zu jessie-Zeiten, war die Versuchung groß und mit dem Erscheinen von 3.0 wird sie es wieder sein. Im Unterschied zu den üblichen aus dem Rechner herausführenden Anwendungen gibt's da halt echte und praktisch nützliche Innovationen. Wofür ich bei avidemux meine Zweifel habe.:wink: Ich muss nicht das allerneueste haben, wenn ich meine, dass es nicht lohnt.

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Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von KBDCALLS » 14.11.2017 13:44:13

Appimages schleppen viel Ballast mit sich zum. Beispielsweise hat das Appimage von Digikam ca 400 MB. Soll angeblich überall laufen . Tut es aber nicht. Jessie Nein, Buster Ja. Hatte mal mehre Versionen ausprobiert. Alle das gleiche Ergebnis. keines wollte mit Jessie.
Was haben Windows und ein Uboot gemeinsam?
Kaum macht man ein Fenster auf, gehen die Probleme los.

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Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von hikaru » 14.11.2017 15:09:44

Inspiriert von debianolis Kommentar hatte ich mir heute beim Frühstück mal das Appimage des Avidemux-nightlys runtergeladen und rudimentär angeschaut.
Ich glaube es waren komprimiert knapp 40MB und da war wirklich nicht viel drin: Das Binary, ein avidemux.desktop, eine Hand voll Libs (meist Qt5-Kram) und die Lokalisierung.

Wenn man sich Avidemux aus deb-multimedia holt, dann machen nur die Pakete und Abhängigkeiten von dort etwa genauso viel Speicherplatz aus wie das Appimage. Abhängigkeiten aus den offiziellen Debian-Quellen kämen noch zusätzlich drauf.
Da bleibt nicht viel übrig für eine quasistatische Abhängigkeitsbehandlung innerhalb des Images. Zumindest auf Stretch startete das Programm aber.

KBDCALLS hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
14.11.2017 13:44:13
Appimages schleppen viel Ballast mit sich zum. Beispielsweise hat das Appimage von Digikam ca 400 MB.
Das ist schon eher die Dimension die ich erwartet hätte, falls das Konzept so funktionieren soll wie ich es verstanden habe.
KBDCALLS hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
14.11.2017 13:44:13
Soll angeblich überall laufen . Tut es aber nicht. Jessie Nein, Buster Ja. Hatte mal mehre Versionen ausprobiert. Alle das gleiche Ergebnis. keines wollte mit Jessie.
Vermutlich werden die Images auf zu neuen Systemen zusammengestellt um noch mit Jessie zu funktionieren. Hast du so ein Image mal im Terminal gestartet? Da fliegen dir bestimmt diverse Libs um die Ohren.

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Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von KBDCALLS » 14.11.2017 22:55:22

hikaru hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
14.11.2017 15:09:44
Vermutlich werden die Images auf zu neuen Systemen zusammengestellt um noch mit Jessie zu funktionieren. Hast du so ein Image mal im Terminal gestartet? Da fliegen dir bestimmt diverse Libs um die Ohren.
Das wars noch nicht mal. Das Problem kam aus ner ganz anderen Ecke. Das Problem hatte etwas mit der Datenbank zu tun. Kann das aber noch mal testen. Zumindest hatte ich so nicht erwartet. Genaueres NoPaste-Eintrag40048 . Kriegt anscheinend Probleme mit mariadb

PS: Nach dem Readme der Sourcen von Digikam 5.7.0 soll das Apptimage mit Centos6 erstellt worden sein.
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Re: Erfahrungen mit Appimages?

Beitrag von hikaru » 15.11.2017 10:37:15

KBDCALLS hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
14.11.2017 22:55:22
Das Problem hatte etwas mit der Datenbank zu tun. Kann das aber noch mal testen. Zumindest hatte ich so nicht erwartet. Genaueres NoPaste-Eintrag40048 . Kriegt anscheinend Probleme mit mariadb
Das Binary liegt in /sbin/mysqld (sowohl in Jessie, Stretch als auch Buster, wenn auch in verscheidenen Paketen). Darauf hast du als unprivilegierter User keinen Zugriff.
Ich würde meinen, dass eine saubere Abhängigkeitsverwaltung sowas behandeln sollte. Von einem als User gestarteten Appimage würde ich also erwarten, dass es z.B. seinen eigenen mysqld mitbringt oder prüft, ob es über sudo oder ähnliche Konstrukte an das Systembinary kommt und im Fehlerfall eine gut verständliche Meldung wirft (idealerweise mit Handlungsanweisung zur Problemlösung).
In keinem Fall würde ich einen Segfault erwarten.
KBDCALLS hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
14.11.2017 22:55:22
PS: Nach dem Readme der Sourcen von Digikam 5.7.0 soll das Apptimage mit Centos6 erstellt worden sein.
Das würde etwa Stretch entsprechen, sollte also unter Jessie keine Probleme bereiten wenn es auf späteren Releases läuft.

Ich möchte mich anhand dieses einen Beispiels nicht festlegen, aber es bestätigt meine Befürchtung, dass Appimages direkt in die von Windows bekannte Abhängigkeitshölle* führen, die ich mit einer sauberen Paketverwaltung unter Linux eigentlich für überwunden hielt.


*) "Installieren Sie Dotnetfx d.e.f (benötigt Hilfsdings x.y.z)! (Warnung: inkompatibel zum installierten Dotnetfx a.b.c)"

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