tobo hat geschrieben: 09.02.2018 21:29:26
Mir ist nun aber schon mehrfach aufgefallen, dass du (und natürlich auch andere) grundsätzlich und auch nahezu ohne Einschränkung, neue Programme/Versionen/Konzepte alten Programmen/Versionen/Konzepten vorziehst?! Und das ist das, was ich in dieser Absolutheit nicht verstehe.
Das kann ich gerne erklären.
Und zwar bin ich aus Sicherheitsgründen, mehr dem Fortschritt zugewandt, anstatt auf alten Konzepten zu beharren. Es hat auch etwas mit dem jeweiligen Zeitgeist zutun, was an Anforderungen besteht, und von alter Software nicht länger zeitgemäß adressiert werden kann.
Nehmen wir einfach mal die ganzen Unix-Programme von heute, die es auch schon vor Jahrzehnten gab, und die großteils bereits konnten was heutige Versionen ebenso können. Warum lässt man die Programme dann nicht so wie sie sind, wenn sie doch bereits alles konnten was gebraucht wurde? Weil damals ein anderer Zeitgeist geherrscht hat, bezüglich Sicherheit, Funktionalität und Programmierparadigmen. Und je nachdem was an Code aufgebaut wurde über die Zeit, ist man irgendwann an einem Limit angekommen, wo eine entsprechend alte Codebasis ohne erheblichen Aufwand, nicht mehr an neuzeitliche Anforderungen angepasst werden kann. Somit fängt man besser neu an, womit das Alte zwangsläufig weichen muss, um Neues zu ermöglichen.
Sicherlich mag alte Software ihren Dienst auch weiterhin verrichten, doch das ist heute nicht länger ausreichend. Schaut man sich mal einen X-Server an, dann funktioniert dieser auch in seinem Rahmen, doch nahezu niemand versteht gänzlich den Code der dahinter steckt. Vor gut 20 Jahren und noch früher, hat sich niemand groß für Unit-Tests, lückenlose Dokumentationen, sichere Programmierung oder gar einheitliche Programmierparadigmen interessiert, was die Pflege solcher Programme enorm erschwert, womit vielfach auch keine Weiterentwicklung möglich ist. Und das betrifft nunmal jede Software, die ein gewisses Alter erreicht hat. Der Zeitgeist geht auch mehr und mehr in Richtung Sicherheit, wo es laufend mehr Software geben wird die ausgesondert werden wird, auch wenn sie für ihre Verhältnisse noch funktioniert. Da muss man nur mal an SysV und Systemd denken, oder an den X-Server-Nachfolger Wayland.
Auch die Rechteverwaltung vieler Betriebssysteme ist faktisch veraltet, da unter anderem kaum jemand je daran dachte, dass es einmal ein Problem sein könnte, dass der angemeldete Nutzer uneingeschränkt auf seine Daten zugreifen darf. Darum müssen auch Lösungen geschaffen werden, um Programme voneinander zu isolieren, damit nicht jeder Prozess alles darf, oder uneingeschränkt Daten aller Prozesse sehen kann, wo wir wieder beim Thema Flatpak, Wayland und Co. wären, um neue Nutzungsparadigmen zu realisieren. Also wieder ein altes Konzept was ergänzt bzw. ersetzt wird.
Und ich strebe grundsätzlich nach mehr IT-Sicherheit, und gebe das auch gerne weiter. Nur bedeutet das auch nicht, dass das nun alle zwanghaft umsetzen müssen, sondern das ist mehr als Empfehlung zu verstehen.