Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

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BenutzerGa4gooPh

Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 09.10.2018 18:19:57

Hey Leute, könnte mir vorstellen, dass das Thema einige interessiert.
W. de Beauclair: Rechnen mit Maschinen
35 MBytes: https://ia801704.us.archive.org/14/item ... hidebe.pdf
Nichts für Mausschubser, dafür garantiert ohne Google, sudo und systemd. :wink:
Grüße von Jana

Edit: Dateigröße hinzugefügt.
Zuletzt geändert von BenutzerGa4gooPh am 10.10.2018 09:31:56, insgesamt 3-mal geändert.

Radfahrer

Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von Radfahrer » 09.10.2018 21:02:10

Das sieht sehr interessant aus.
Vielen Dank! :THX:

BenutzerGa4gooPh

Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 09.10.2018 21:30:08

Gern geschehen.
Übrigens werden bei Ebay viele Rechenmaschinen für wenig Geld verkauft. Es muss ja nicht die älteste und wertvollste Antiquität sein, eine neuere Vierspezies-Maschine (Triumphator, Brunsviga u. a. als letzte mechanische "Massenware") für 50 ... 100 Euro lässt sich meist durch Reinigen/Waschen mit Benzin oder Diesel (letzterer entzündet sich nicht so leicht und schmiert) und kriechfähigem, nicht verharzenden Öl-Spray aus dem Baumarkt instand setzen. Grob zerlegen, in's Freie gehen mit Plastikeimer und metallfreiem Pinsel wegen Vermeidung von Funken. Eine solche Maschine sieht in der Vitrine gut aus (Wife Acceptance Factor) und man hat was zum Spielen und Lernen und Staunen - ob der Feinmechanik unserer Vorfahren. Selbst Kinder, ZITiS und russische Hacker kriegen solche Maschinen nicht so schnell kaputt. :wink:

Edit meint: Gibt wohl ungefährlichere, umwelt- und entsorgungsfreundlichere Reinigungsmittel. Elektronikreiniger in Sprayform? Oder irgendwelches Spray für's Auto, im Baumarkt steht viel. Ich hab' da keine Lesebrille für die kleine Schrift.

Radfahrer

Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von Radfahrer » 09.10.2018 22:16:51

Habe gerade mal ein bisschen rumgestöbert. Man kann da ja wirklich interessante Maschinen für sehr wenig Geld kaufen. Ich glaube, ich schlage da mal zu. So etwas würde gut zu meinen Rechenschiebern passen. :D

TuxPeter
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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von TuxPeter » 09.10.2018 23:40:46

Hi,
danke für den Link - habe mir das ~.pdf runtergeladen und darin herumgestöbert.
Soweit, mir solch altes Zeug ins Haus zu holen, wenn ich keinen direkten persönlichen Bezug dazu habe, würde ich zwar nicht gehen, aber die Dokumentation ist wirklich interessant.

Grüße, TuxPeter

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Revod
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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von Revod » 10.10.2018 09:26:15

Ja, interessant...

Was ich doch noch auch sehr bewundere sind die mechanischen Handwerkskunst von damals und die bereits bekannten Legierungen und Schmied Kunst um solche Maschinen überhaupt zu fertigen, sowie der Berechnungen der Positionen und Geometrie im ganzen Zusammenspiel des Mechanismus. Man hatte noch keine chemische Analysen von Stoffen in den verschiedene Metallen, man bedenke es war vor ca. 400 Jahren.

Daher fällt mir auch die " Zeit Rechen Maschine " noch ein. :mrgreen:

Die Seite nach unten scrollen

https://de.wikipedia.org/wiki/Sexagesimalsystem

und direkt https://de.wikipedia.org/wiki/Sexagesim ... btrahieren

erste komplexe Uhren

https://de.wikipedia.org/wiki/Uhr
Systemd und PulseAudio, hmmm, nein danke.

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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von MSfree » 10.10.2018 10:04:07

Revod hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.10.2018 09:26:15
...man bedenke es war vor ca. 400 Jahren.
In diesem Zusammenhang fält mir noch der Mechanismus von Antikythera ein, der um die 2100 Jahre alt ist.

Und gestern gab es auf dem Heise Ticker in der Rubrik "Zahlen bitte" einen Betriag zur ENIAC.

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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von kalle123 » 10.10.2018 11:11:19

Danke für den Link zu "W. de Beauclair: Rechnen mit Maschinen".

Nur befasst sich das Werk ja im überwiegenden Teil mit Rechenschränken, die man sich nicht so einfach mal ins Regal stellt.

Und ja, hab als Student auch noch am Teletype mit Lochstreifenleser an PDP11/10 und PDP11/40 gesessen und im Labor noch vor nem Analogrechner zur Schwingungsanalyse gestanden.

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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von TuxPeter » 10.10.2018 20:46:37

Revod hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.10.2018 09:26:15
Was ich doch noch auch sehr bewundere sind die mechanischen Handwerkskunst von damals ...
Geht mir genau so. Was mich auch noch verwundert, ist, dass gewisse lang vorhandene Kenntnisse so schnell verloren gehen. Beispiel: Die gewiss relativ einfache und seit Jahrhunderten wenn nicht Jahrtausenden gelölste Aufgabe, für einen bestimmten Zweck ein dauerhaft funktionierendes Scharnier zu konstruieren, scheint in hochkomplexen modernen Klappcomputern, sprich Laptops , sehr oft nicht nicht beherrscht zu werden. Auch die Kunst, funktionierende Möbel- und Türscharniere zu bauen, muss wohl irgendwann vor 50 oder 70 Jahren endgültig verloren gegangen zu sein. Von Menschen, die gerne Handarbeiten ausführen, habe ich mir sagen lassen, dass es keine guten Näh- und Stricknadeln mehr gäbe, um mal ein ganz anderes Gebiet zu betreten. Von gestandenen Programmierern hört man ähnliche Aussagen im Bezug auf die Code-Qualität bei eigentlich ganz einfachen Problemen. Wenn erst mal das Wissen, wie ein optimales Drehteil zu gestalten ist, nur noch als Parameter in der CAD/CNC usw. gespeichert ist, geht irgendwann auch das Wissen verloren, warum man diesen Parameter angeben sollte. Usw.

Ist ja nicht wirklich schlimm, dass niemand mehr mit Feuerstein und Zunder ein Feuer entzünden oder Eisenreifen um ein hölzernes Rad schmieden kann. Schlimm ist nur, dass auf diese Weise auch massenweise Dinge verloren gehen, die eigentlich noch dringend gebraucht werden.


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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von Revod » 10.10.2018 21:35:48

TuxPeter hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.10.2018 20:46:37
...
Geht mir genau so. Was mich auch noch verwundert, ist, dass gewisse lang vorhandene Kenntnisse so schnell verloren gehen.
...
Richtig, was mich persönlich sehr aufstösst. Muss ja alles wirtschaftlich für Milliardäre rentabel sein. Doch wenn die " Wissenswurzel " verloren geht ist man auf " künstliche Intelligenz " angewiesen ( Komplexe Rechenmaschinen ). Schlimm ist auch der Verlust der Differenzierungen von Abläufe und Gegebenheiten. Habe drei handliche Rechenmaschinen, aus der mitte 80er - Anfangs 90er und gar mit kleine Solarzellen, und diese funktionieren heuer noch sehr gut, keine Tasten Fehlfunktionen, keine nummerische LCD Ausfälle usw.

Heuer darf einen " Klapptop " am liebsten nur ca. 7 Monate alles funktionieren... usw.

Wegen der Cod's, ist mir bereits vor ca. 6 Jahren aufgefallen, als kde-4 raus kam und in ein paar alte Threads von mir hier auch in ähnliche Art wie Deiner Aussage geschrieben... :mrgreen:

Und wegen der Wirtschaftlichkeit zuliebe, ja das " nützliche " wird immer wie mehr verschwinden ( Amaz. & Co sei Dank, Hauptsache Ramsch-Wegwerf-Ware mit sehr grosse Reingewinne... ) :wink:

Und ich muss auch staunen, dass mit den modernen technischen Möglichkeiten von heute die modernen Uhren noch gleich ungenau wie die alten Uhren sind, abgesehen von Funk Atomuhren. :D
Systemd und PulseAudio, hmmm, nein danke.

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novalix
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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von novalix » 11.10.2018 12:22:39

Das Informationsblatt von Zuse ist der Hammer.
In einem so kurzen Text die begriffliche Herleitung zu der Jahrhundertformulierung "...'allgemeines' logistisches Gerät ..." bewerkstelligt und damit den imho grundlegenden Problemaufriß der Computerwissenschaft skizziert.
Granate, der Mann.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

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novalix
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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von novalix » 11.10.2018 13:45:48

TuxPeter hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.10.2018 20:46:37
Ist ja nicht wirklich schlimm, dass niemand mehr mit Feuerstein und Zunder ein Feuer entzünden oder Eisenreifen um ein hölzernes Rad schmieden kann. Schlimm ist nur, dass auf diese Weise auch massenweise Dinge verloren gehen, die eigentlich noch dringend gebraucht werden.
Da gäbe es haufenweise Beispiele. Eines ist ganz sicherlich der Umgang mit noch bestehender Altbausubstanz.
Es gibt heuer nicht wenige Fachwerkbauten, denen es substanziell noch besser gehen würde, wenn man in den letzten dreißig Jahren einfach die Finger davon gelassen hätte.
Portland-Zement und Silikon haben durchaus berechtigte Anwendungszwecke in der Ex-und-Hopp-Bauwirtschaft.
Wenn man den Glump eh nach dreißig bis vierzig Jahren abreißen oder verrotten lassen will, immer her damit. Nachhaltigkeits-Punks, Fuck off!

Für manche Fachleute scheint die Tatsache, dass so ein Haus nicht in einem Labor sondern in der Welt steht, eher unangenehm zu sein. Da gibt es unter anderem so ein Phänomen namens "Wetter". Dieses wiederum ist mal trocken, mal nass, mal kalt und auch schon mal warm. Das an sich wäre ja nicht schlimm, allerdings hängen daran bestimmte physikalische Konsequenzen. 8O

Zementmörtel als Übergang zwischen Fachwerkgebälk und Mauerwerk ist eine selten dämliche Idee. Zement ist schlicht nicht in der Lage die Ausdehnungs- und Schwindprozesse von Holz mitzugehen. Außerdem nimmt es zwar nur langsam Feuchtigkeit auf, gibt sie aber ebenso langsam wieder ab. Wasser macht lustige Sachen rund um den Gefrierpunkt, vor allen Dingen hinsichtlich der räumlichen Ausdehnung. Die relative Festigkeit von Zement ist für die Kräfte, die dabei entstehen, auf Dauer mal so gar kein begrenzendes Hindernis.
Ergebnis: Feuchtigkeit staut sich. Die Gammelei setzt ein. Das Gelöt platzt aus allen Fugen.

Noch bekloppter wird das ganze, wenn von außen auch noch kunterbunte, "wasserdichte" Silikonfarbe aufgetragen wird. Oder Risse und Fugen mit Silikon oder Acryl ausgespritzt werden.

Das sind Er-Kentnisse, die Dir normalerweise jeder Maurer selbst mit nem Kasten Kölsch intus noch rückwärts auswendig aufsagen kann. Heutzutage zucken die nur noch mit den Schultern: "Richtig machen? Das zahlt Dir doch keiner!"
Soweit ich weiß, gibt es in ganz Deutschland nur noch eine handwerkliche Kalkbrennerei (im Altmühltal, Bayern), die vernünftig abgelagerten Sumpfkalk anbietet.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

TuxPeter
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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von TuxPeter » 11.10.2018 15:41:28

Interessant, dein Überblick über die Bausünden an älteren Bauten.

In den gleichen Topf gehört wohl auch die langsam heraufdämmernde Erkenntnis, dass das massenhafte Einpacken von Bausubstanz in Styropor ziemlich bekloppt ist. Sicher, ein paar Jahre lang ist die Heizkostenabrechnung günstiger. Und man kann es so schön warm machen, dass man auch im bittersten Winter im ganzen Haus im Unterhemd rumlaufen kann. Aber dann kommt, vermutlich oft genug noch vor der Amortisation der Investition, das böse Erwachen, wenn die Wände schön verschimmelt sind und der Giftmüll runter und entsorgt werden muss.

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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von BenutzerGa4gooPh » 11.10.2018 17:34:55

Ah, alle Nostalgiker, Revisionisten, Betonköpfe und Ewig-Gestrigen haben sich versammelt - würde eine böse Technokratin schreiben. :wink: :mrgreen:
Revod hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.10.2018 09:26:15
Daher fällt mir auch die " Zeit Rechen Maschine " noch ein.
Diese geniale Erfindung habe ich dabei immer bewundert: https://de.wikipedia.org/wiki/Hemmung_(Uhr) (vielsagende Animation)
Hemmung und "Antrieb" (Ausgleich der Dämpfung des schwingenden Systems/Pendels) im richtigen Moment zugleich. Vergleiche mit rückgekoppelten Oszillatoren z. B. ein Klassiker: https://elektroniktutor.de/signalkunde/meissner.html
TuxPeter hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
10.10.2018 20:46:37
Auch die Kunst, funktionierende Möbel- und Türscharniere zu bauen, muss wohl irgendwann vor 50 oder 70 Jahren endgültig verloren gegangen zu sein.
Habe kürzlich 2 "nordische" Schranktüren mit kaputten Topfscharnieren zum Tischler gebracht, der hatte hochwertige und clevere Scharniere. Alle Richtungen einstellbar, Rückfederung mit Dämpfung, werkzeugloses Aushängen duch Trennung der Scharnierteile möglich. Für die größeren Löcher braucht man Fräse. Der Einbau war etwas diffizil wegen Montageart im Schrank. Der Tischler hat mir dann seine Scharnier-Sammlung vorgelegt. Was anderes als im Baumarkt und nicht unbedingt viel teurer.
TuxPeter hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
11.10.2018 15:41:28
Aber dann kommt, vermutlich oft genug noch vor der Amortisation der Investition, das böse Erwachen, wenn die Wände schön verschimmelt sind ...
Das ist eher wegen der neuen, dichten Fenster und Türen der Fall. Und deshalb richtig heizen und lüften. Manche sind zu geizig. Weiß ich aus berufenem Munde. Meist schimmelt es an innen an Aussenwänden, an Stellen, wo Möbel dicht davor stehen oder in unbeheizten Räumen. In Schlafzimmern kommt bei manchen Leuten alles zusammen, bei den heutigen Energiekosten werden viele geizig. An kalten Stellen kann die relative Luftfeuchte auch nur 100 Prozent betragen, der Rest "passt nicht rein". Oder so ähnlich. :wink:
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
11.10.2018 13:45:48
Es gibt heuer nicht wenige Fachwerkbauten, denen es substanziell noch besser gehen würde, wenn man in den letzten dreißig Jahren einfach die Finger davon gelassen hätte.
Das ist mir vor allem in ländlichen Gegenden westlicher Bundesländer aufgefallen. Ich schätze, die hatten Geld, bevor man auf Denkmalschutz und Wert legte ("Wirtschaftswunder"?). Gibt auffallend wenige Bauernhöfe mit Fachwerk, ist mir z. B. im Odenwald aufgefallen. In der Pfalz war es schon wieder anders. In Sachsen findet man viele mit einfachen Mitteln sanierte 3- und 4-Seithoefe in Waldhufendoerfern [1] - ohne dass diese immer unter Denkmalschutz stehen. Der Harz ist für sein innerstädtisches Fachwerk bekannt. Die Lausitz für ihre Umgebindehaeuser [2].
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
11.10.2018 13:45:48
Zementmörtel als Übergang zwischen Fachwerkgebälk und Mauerwerk ist eine selten dämliche Idee. Zement ist schlicht nicht in der Lage die Ausdehnungs- und Schwindprozesse von Holz mitzugehen.
Richtig kann man es machen, man muss nur konstuktiv planen, dass Holz entsprechend Feuchte "arbeitet". Ich habe schon alte Fachwerkhäuser gesehen, die von vornherein mit Ziegeln ausgefacht waren. M. E. mal in Brandenburg oder Preußen Mode gewesen. In der Nähe gibt es 2 alte, private Gartenhäuser/Teehäuser, ansonsten hier selten. Am schlimmsten finde ich etliche zu Städten herangewachsene Urlaubsdörfer in den Bergen mit ihrer kitschigen Balkon-Geländerromantik und Verbretterungen sowie Dachüberstände nur für uniforme Romantik der Mehrzahl aller privaten 60er-/70er-Jahre-Urlauber-Häuser - und teils miserabler Stadt- und Verkehrsplanung (jede Ecke ist und wird verbaut, zu eng für Ver- und Entsorgung, Nahverkehr innerorts mit Minibus und Umsteigen, mangelnde Ausweichstellen, Extremfall St. Ulrich und Nachbarorte in Südtirol). Wobei ich verstehe, dass gerade in den Bergen die kleine Landwirtschaft nicht ernährend sein kann, man ein 2. Standbein braucht. Dann kommen noch Kinder und Kindeskinder mit ihren großen Urlauberhäusern (wollen ja auch leben) sowie fremde Investoren mit grossen Hotelkloppern. Damit sind oft nur noch die Landschaft und Stadtzentren alter Städte sehenswert. Durchaus interessante Kleinstädte dabei.

Rührt euch, weitermachen, ich lese interessiert mit. :wink:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Waldhufendorf
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Umgebindehaus

dufty2
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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von dufty2 » 11.10.2018 18:31:01

Mmh, auch auf die Gefahr hin, mich hier unbeliebt zu machen:
Wie schaut es denn mit dem COPYRIGHT aus?
Das Buch ist in Dtl. 1968 erschienen, der Autor - lt. wikipedia - lebt noch,
damit greift die "70 Jahre-Regel nach Tod" wohl nicht ...

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novalix
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Re: Literaturtipp: Historische Rechenmaschinen

Beitrag von novalix » 11.10.2018 19:45:44

Jana66 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
11.10.2018 17:34:55
novalix hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
11.10.2018 13:45:48
Zementmörtel als Übergang zwischen Fachwerkgebälk und Mauerwerk ist eine selten dämliche Idee. Zement ist schlicht nicht in der Lage die Ausdehnungs- und Schwindprozesse von Holz mitzugehen.
Richtig kann man es machen, man muss nur konstuktiv planen, dass Holz entsprechend Feuchte "arbeitet". Ich habe schon alte Fachwerkhäuser gesehen, die von vornherein mit Ziegeln ausgefacht waren.
Die Ziegel sind nicht das Problem. Du hast auch bei bei Lehmgefachen üblicherweise einen Übergang von Stein zu Holz, nämlich am Sockel. Wichtig ist das der verbindende Mörtel die oben angesprochenen Prozesse einigermaßen "mitgehen" kann und möglichst diffusionsoffen bleibt.
Traditionell wurde für solche Zwecke Luftkalkmörtel benutzt. Der wird bei weitem nicht so fest wie Zement.
Im Baustoffhandel findest Du heutzutage fast ausschließlich Weißkalkhydrate, die aus z. T. "dubiosen" Brennverfahren gewonnen wurden. Daraus lässt sich nur sehr bedingt nutzbarer Mörtel herstellen. Zum einen kann man sich nicht darauf verlassen, ob bei älteren Gebinden der Carbonatisierungsprozess (wenn man so will die Aushärtung) durch Luftfeuchtigkeit schon die Bindekraft deutlich reduziert hat. Zum anderen ist die Güte dieser Produkte durch Verunreinigungen durch Gipse und Schwefelverbindungen im Brennprozess zweifelhaft.
Im Innenbereich kann man solche Hydrate für einfache Putze und Farben noch ganz gut gebrauchen. Für den Aussenbereich kommt eigentlich nur Sumpfkalk in Frage.
Der gebrannte Kalkstein (Brandkalk) wird am besten möglichst zeitnah mit Wasser abgelöscht. Dabei entsteht ein Brei, der immer einen daumenbreit Wasser über sich haben sollte. Je länger dieser lagert, desto gütiger wird er.
Früher gab es solche Kalkwannen noch an vielen Baustellen. Heute sieht man so etwas nicht mehr. Kostet alles zu viel Zeit.
Zur Herstellung eines geeigneten Mörtels braucht man dann noch Sand mit nicht zu hohen Tonanteilen und am besten mit gewisser Korngrößenvarianz und gegebenenfalls noch Zuschlagsmittel.
Mit der Zugabe von Magermilch zu einem Caseinmörtel lässt sich z.B. die Festigkeit noch einmal deutlich erhöhen, ohne dass die Diffusionsoffenheit erheblich darunter leiden würde.
Solche Mörtel können, wenn sie zu weich gelingen, maximal langsam weg bröseln. Aufplatzen tun sie eigentlich nie.
Das Wem, Wieviel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen ist aber nicht jedermannns Sache und ist nicht leicht.
Darum ist das Richtige selten, lobenswert und schön.

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