willy4711 hat geschrieben: 15.08.2019 18:41:51
@TomL und andere
Meint ihr denn wirklich, dass die Software ob nun frei oder unfrei für alle diese von dir genannten Dinge verantwortlich ist ?
Ich vermuite dir ist klar, dass du hier einen Strohmann aufbaust um dich an ihm abzuarbeiten. Falls dir das Spaß macht kann ich das verstehen (Trollen ist manchmal amüsant), aber ich find's trotzdem schade, denn es taugt nicht als sachliche Diskussionsgrundlage.
Falls dir das nicht klar ist, hier der Versuch einer ernstgemeinten Entgegenung:
Ich denke kein FLOSS-Anhänger, der länger als fünf Minuten über das Thema nachdenkt ist ernsthaft der Ansicht, dass proprietäre Software die Ursache irgendeines Übels ist. Die Denkmuster der Menschen, die sich aus freien Stücken dazu entschieden haben solch ein Modell zu verfolgen sind das Problem, denn proprietäre Software ist unsozial (um nicht zu sagen asozial). Der Mensch ist ein soziales Wesen.* Menschliche Gesellschaften funktionieren überhaupt nur deshalb, weil Ideen und Wissen zwischeneinander ausgetauscht werden. Software ist nichts anderes als Wissen in digitaler Form.
Die Idee hinter proprietärer Software ist, das dahinterstehende Wissen mit einem Preis zu versehen - nicht mit einem Monetären, das geht bei FLOSS auch, sondern mit einem Intellektuellen. Und der Preis ist für die Allermeisten unerschwinglich hoch.** Daher hat es sich bei proprietärer Software etabliert, nicht die Software zu kaufen, sondern eine Zugangsberechtigung zu ihrer Nutzung (Lizenz) - ohne das für diese Einschränkung ein technischer Grund bestünde. Softwarekopien sind im Gegensatz zu Mietautos kein knappes Gut, sondern könnten ohne nennenswerten Aufwand beliebig oft kopiert werden.
Leider hat sich diese verquere Denkweise, dass Software wie ein materielles knappes Gut zu behandeln wäre schon so verselbstständigt, dass es für die meisten Leute "normal" ist. Im Englischen gibt es sogar einen Begriff dafür: "Intellectual Property" - ein Oxymoron
Daher braucht die ursprüngliche Betachtungsweise für dieses digitale Wissen inzwischen einen eigenen Namen. RMS hat sich dafür "Free Software" ausgedacht. Der Name ist aus heutiger Sicht etwas unglücklich und im heutigen Angesicht von Softwarepatenten ist RMS seinerzeit eindeutig zu kurz gesprungen, aber so ist die Sachlage nunmal.
FLOSS ist eine Idee, eine Geisteshaltung - und für manche vielleicht auch eine Ersatzreligion. Und natürlich lasen sich darauf Geschäftsmodelle aufbauen (siehe Red Hat!). Aber eigentlich ist es nichts weiter als eine nun feststehende Formulierung für die ursprüngliche menschliche Art Wissen weiterzugeben - nämlich frei von künstlichen aus der materiellen Welt entlehnten Schranken.
willy4711 hat geschrieben: 15.08.2019 18:41:51
Du weißt doch gar nicht genau, welches System im Hintergrund läuft. Und mir ist es scheiß egal, [..]
Du vemengst hier ohne Not drei Missstände und erklärst aus dem Mischmasch, warum die Missstände für dich ok sind:
Du weißt nicht, wie eine gewisse Software funktioniert,
1. weil du keinen Zugang zum Code hast.
2. weil dir die Fähigkeit und/oder Bereitschaft fehlt den Code zu verstehen, selbst wenn du ihn hättest.
3. Weil dir 1. und 2. ohnehin keine andere Wahl lassen erklärst du das Thema für dich für uninteressant.
Das ist alles nachvollziehbar, aber daraus den Schluss zu ziehen, dass das so ok ist, zeugt bestenfalls von Faulheit, schlimmstenfalls von Dummheit. Du lebst in einem politischen System, das den Anspruch an sich selbst hat, eine Demokratie zu sein - also von dir mitbestimmt zu werden. Um diese Rolle tragen zu können müsstest du an dich selbst den Anspruch haben, dich vollumfänglich informieren zu können. Proprietäre Software verweigert dir diese Möglichkeit und indem du das für ok befindest, gibst du deinen Anspruch auf Mitbestimmung auf.
willy4711 hat geschrieben: 15.08.2019 18:41:51
Im Moment ist ja Richard Stallman transparent am Drücker.[1]
[..]
Ist doch gar nicht so, bald macht das Richard Stallman [2]
In Anbetracht der auch dir bekannten Zahlenverhältnisse von proprietärer und Freier Software, der sicher auch dir bekannt ist, bin ich mir diesmal sicher, das du absichtlich Strohmänner aufbaust. Schade!
willy4711 hat geschrieben: 15.08.2019 18:41:51
Mir ist es vollkommen unverständlich wie man so verbohrt sein kann, bloß weil man zu Hause auf Grund seines Vorwissens in der Lage ist
ein bisschen an seinem EDV - System herumzubasteln.
Schon in einem etwas größeren Kontext (Firma) hört euer aller Freiheit auf. Da entscheiden ganz andere. Diese Entscheidungen werden
aber ausschließlich aus wirtschaftlichen Aspekt gefällt, und nicht aus irgendwelchen verklärten Freiheits- Fantasien.
Ich arbeite beruflich mit Linux. Und das war für mich Teil der Berufswahl. Sicher hat nicht jeder diese Wahl, aber ich bin froh, sie gehabt zu haben.
willy4711 hat geschrieben: 15.08.2019 18:41:51
Wir - damit meine ich wahrscheinlich die Meisten hier - und wenn nicht eben nur mich - haben die Freiheit, im Gnome Softwarecenter
Shoppen zu gehen, ohne tieferes Verständnis von dem, was wir uns da runter laden, in welcher Sprache es geschrieben ist und wie es mit
anderen Programmen / Libs zusammenarbeitet.
Wir vertrauen - genauso wie bei unfreier Software - darauf dass es schon richtig sein wird.
Du hast aber die Möglichkeit, eben dieses blinde Vertrauen durch qualifiziertes Vertrauen zu ersetzen, indem du selbst in den Code schaust.
Eben diese MÖGLICHKEIT hast du bei proprietärer Software nicht und genau das macht den Unterschied aus.
Jetzt magst du wieder einwerfen, dass du ja gar nicht die Fähigkeiten hast den Code zu verstehen, und auch nicht die Zeit dem abzuhelfen. Das mag richtig sein, aber das ist nun wirklich deine Verantwortung, nicht die irgendeines anderen.
Ich bin hingegen ein furchtbar schlechter Koch, weil mich das Thema einfach nicht interessiert. Deshalb werde ich aber nicht erklären, dass es ja eh egal sei, was man isst, da die meisten ja ohnhin nicht in der Lage seien, die Qualität ihrer Nahrung zu beurteilen. Und schon gar nicht werde ich Andere für mein Desinteresse verantwortlich machen.
willy4711 hat geschrieben: 15.08.2019 18:41:51
Das sogenannte "Internet der Dinge" besteht soweit ich das weiß ausschließlich aus "transparenter feier Software"
Der entscheidende Punkt ist hier: "soweit ich das weiß"
Das ist nämlich nicht besonders weit. Im Grunde das gesamte IoT besteht aus proprietärer Software. Ja, da wird auch viel FLOSS verwurstet, aber nur eine einzelne proprietäre Komponente kann ein an Sonsten Freies System in seiner Freiheit völlig entwerten, denn FLOSS ist nur in reiner Form etwas wert. Um das zu erklären braucht es keine Ideologie, pure Technik reicht: Von FLOSS habe ich letztendlich nur etwas, wenn ich das System selbst reproduzieren kann. Proprietäre Software an entscheidender Stelle verhindert das.
willy4711 hat geschrieben: 15.08.2019 18:41:51
rockyracoon hat geschrieben: 15.08.2019 18:31:58
Was ich sehe, sind dramatische monopolistische Auswüchse des Neoliberalismus.
Was ich glaube ist, dass diese Auswüchse mittlerweile existenz- und zuvilisationsbedrohend geworden sind.
Zum Zeitgeist passender wäre imho der Bibelvers:
Herr vergib Ihnen, den sie wissen nicht, was sie tun.
Wäre auch richtig. Die Frage, die sich mir aber stellt: Treibt die sog. freie Software diese Entwicklung als entscheidender Motor voran?
Ich meine ja. Und das ist das Drama.
Erklärung bitte!:
Wie kann FLOSS "dramatische monopolistische Auswüchse des Neoliberalismus" vorantreiben? FLOSS ist dezidiert antimonopolistisch (jeder hat Zugang).
Verbindungen zum Neoliberalismus kann ich mir gerade auch nicht aus den Fingern saugen. Ich könnte jetzt dagegenhalten, dass RMS und Konsorten in gewissen Kreisen Nähe zum Kommunismus vorgehalten wird. Aber das will ich nicht, denn dazu müsste ich mir einen zweifelhaften Kommunismusbegriff zueigen machen.
Noch ein Strohmann?
*) Ich weiß, ich habe an anderer Stelle schon anderes behauptet, und ich stehe nach wie vor dazu. Der Kontext ist entscheidend.
**) Frag mal bei MS nach, was sie von dir für den compilierfähigen Code von Windows haben wollen!