X11-Abstürze

[Krypton]

Hallo, beisammen!

Bin seit fast 10 Jahren glücklicher Debian-Nutzer, komme bei einer Neuinstallation (meiner ersten mit 64-Bit-Architektur) nur zu einem instabilen System.

Gegeben: eMachines E725 im reinen Netzbetrieb, Debian 12.1.0 stable amd64 MATE mit weiterer installierter Software wie apache2 2.4.57-2, PHP 8.2.7 (8.2+93), MariaDB 10.11.3-1, Firefox 102.14.0esr-1

Fehlererscheinung: Unvermittelte X11-Abstürze (oder anderweitig verursachte Abbrüche von X11) machen die Arbeit an Debian 12 zu einer Nervenzerreißprobe. Dazu muß nur eine der folgenden Aktionen ausgeführt werden:

• Verschieben des Pluma-Fensters über dem Mate-Terminal-Fenster (manchmal).
• Rechtsklick auf den CPU-Taktstufenanzeiger im Mate-Panel und dort „Einstellungen“ (zuverlässig).
• Erstaufruf von frisch kopiertem Joomla mittels Firefox 102.14.0 ESR auf „http://site3/“ (zuverlässig). Nachtrag: Diese lokale Adresse ist natürlich in /etc/hosts eingetragen und per Apache2 freigegeben.
• In Synaptic 0.91.3 das Paket „bagel“ oder „mintstick“ mit allen Abhängigkeiten auswählen und anwenden. Nach Klick im Fenster der Zusammenfassung startet X11 neu (zuverlässig).
• In Synaptic 0.91.3 den Menüpunkt Hilfe→Info auswählen.
• In Kompare 4.1.22123 der Vergleich zweier Dateien unter Verwendung von UTF-8 über die GUI (zuverlässig).
• Öffnen von Pluma über den Doppelklick auf 'USB-Stick/GNU-Linux/Debian/Live 12.1.0/SHA256SUMS' (zuverlässig).
• Verändern der Fenstergröße von KDevelop 5.10.221202 (manchmal).

Es scheint so, daß durch Nichtstun kein Absturz erfolgt, sondern über eine durchzuführende Aktion wie „Fenster mit bestimmten Eigenschaften öffnen“ dieser ausgelöst wird. Der Bildschirm wird augenblicklich schwarz und nach einigen Sekunden landet man bei der Nutzerkontenauswahl. Alle bislang gelaufenen Anwendungen wurden mit Gewalt beendet und ungesicherte Daten sind futsch.

Die Abstürze waren in der Testing-Distri (weekly build 20230704) mit Mate übrigens ganz furchtbar zahlreich. Bin drum zu stable gewechselt. Ich vermute ein Problem mit X11 oder Mate oder dem zugrundeliegenden Marco/Metacity.

Schnellschuß: Im Forum diesen Tip ausprobiert:
viewtopic.php?t=180510
In GRUB wird dem Linux mitgeteilt, die CPU nur in den C-State 1 zu versetzen. Dies könnte zu erhöhtem Leistungsbedarf führen. Das ist nur im Akkubetrieb relevent. Der Tip brachte leider nichts – werde ich heute zurücknehmen.

Hat jemand eine Idee? Bin zerknirscht. Danke für die guten Tips!

Gruß – Krypton

[chrbr]

Ich würde erst einmal einen neuen User anlegen und probieren, ob es damit getan ist.

Erstaufruf von frisch kopiertem Joomla mittels Firefox 102.14.0 ESR auf „http://site3/“ (zuverlässig).
In Synaptic 0.91.3 das Paket „bagel“ oder „mintstick“ mit allen Abhängigkeiten auswählen und anwenden. Nach Klick im Fenster der Zusammenfassung startet X11 neu (zuverlässig).
In Synaptic 0.91.3 den Menüpunkt Hilfe→Info auswählen.

Die Dinge könnte man mit einem ganz anderen Window Manager ausprobieren.

[MSfree]

Gegeben: eMachines E725

Schnellschuß: Im Forum diesen Tip ausprobiert:
viewtopic.php?t=180510

Den Versuch hättest du dir sparen können. Der Tip bezieht sich auf völlig andere Hardware.

Du hast eine Antiquitäte, die auf Intels Core2 Architektur basiert mit Intels GMA 4500 als Grahikkarte.

Bist du sicher, daß du X11 nutzt? Oder logst du dich mit Wayland ein?

[Krypton]

Danke, MSfree, für schnelle Antwort. Es ist sicher X11. Die Protokolldatei /var/log/Xorg.0.log enthält auch keinerlei weiterführende Infos. Genauso die Protokolle, die man per

Code: Alles auswählen

journalctl -b -1

bekommt. LMDE 2 MATE klappt ja auch seit Jahren.

Gruß – Krypton

[jph]

Die Protokolldatei /var/log/Xorg.0.log enthält auch keinerlei weiterführende Infos.

Schau dir die /var/log/Xorg.0.log genau an – da X nicht als root, sondern als User laufen sollte, landen die Logs im Home-Verzeichnis des jeweiligen Users in .local/share/xorg.

[Krypton]

Hallo, jph!

Danke für die Rückmeldung. Scheint eine gute Idee zu sein. Leider gibt es bei mir kein Verzeichnis /home/NUTZERNAME/.local/share/xorg. Sollte ich es anlegen, obwohl X es selbst tun sollte? Die globalen Log-Dateien werden allerdings aktualisiert. Kurz geprüft: X11 läuft tatsächlich unter Nutzer Root (0)! Das sollten wir bei Gelegenheit ändern. Wie, bleibt nachzuforschen.

Habe heute 8:23 Uhr einen Absturz provoziert, um vielleicht doch sinnvolle Infos zu erhalten und siehe da – zu /var/log/Xorg.0.log hat sich Xorg.1.log.old gesellt, sowie Xorg.1.log und Xorg.1.log.old.

In der Xorg.0.log.old fand sich nun auch eine Fehlermeldung. Während weiterer 40 Minuten war mein System immer weniger zu gebrauchen, die Log-Datei enthielt plötzlich die gelesene Fehlermeldung nicht mehr, Netzseiten luden nicht mehr usw. Schließlich mußte ich 9:03 Uhr nochmal den X11-Absturz provozieren und meinen Text erneut kopieren:

41971

Leider habe ich von GLSL und allem Grafikkarten-Drumrum keine ausreichende Ahnung. Hilft der Log-Datei-Auszug weiter, um der Fehlerursache näherzukommen?

[jph]

Moin Krypton,

Der Fehler ist irgendein OpenGL-Compile-Fehler. Die Toolkits zum Zeichnen der Oberflächen verwenden Hardwarebeschleunigung, daher kommt auch bei langweiligem 2D-Zeugs OpenGL zum Einsatz. Entweder bist du über einen echten Bug oder vielleicht über ein ein gekipptes Bit auf deiner Festplatte gestolpert. Du kannst mal dpkg -V ausführen, das validiert die installierten Pakete. (Die Ausgabe solltest du ggf. in eine Datei pipen.)

Wenn ich den Wikipedia-Artikel richtig interpretiere, ist LXDE schon seit ein paar Jahren mausetot und wird nicht mehr weiterentwickelt. Dazu passt, dass Xorg noch als root läuft, das wurde m.W. von allen gebräuchlichen DE schon vor geraumer Zeit eingestellt.

[Krypton]

Danke sehr für die Hilfestellung, jph!

Muß ’mal tüfteln – vielleicht klappt parallel zur Validierung der Pakete auch die Abschaltung der Hardware-Beschleunigung, auch wenn das nur ein Provisorium sein sollte. Wichtig ist erstmal ein stabil laufendes Debian mit Mate in 64 Bit.

Mein älteres System auf meiner zweiten Systempartition (Dual-Boot), was ich seit >6 Jahren in mehreren Rechnern unterschiedlicher Bauart betreibe, ist übrigens ein LMDE 2 mit Mate, nicht das Fenstersystem LXDE. Mit LMDE (einstmals in der 1er Version ein paar Wochen lang, dann Version 2) war ich sehr zufrieden, aber als für LMDE 3 nur noch Cinnamon angeboten wurde, schwenkte ich Rechner für Rechnerl auf ein originales Debian um und habe es niemals nie nicht bereut.

Nun, an die Arbeit …

Gruß – Krypton

Nachtrag 1: Einstellungen → Fenster → Kompositeinstellungen sind bereits abgeschaltet gewesen.
Nachtrag 2: dpkg -V > Textdatei ergab erwartungsgemäß

Code: Alles auswählen

??5?????? c /etc/apache2/apache2.conf
??5?????? c /etc/lightdm/lightdm.conf
??5??????   /usr/share/lightdm/lightdm.conf.d/01_debian.conf

Apache2 komfiguriert und LightDM die Nutzernamen bei der Anmeldung ans System ausgeben lassen. Ansonsten sieht das Debian immer noch ziemlich jungfräulich aus.

[Krypton]

Hallo, Gemeinde!

Nach weiteren Wochen, in denen ich einfach nicht am Stück an diesen X11-Abstürzen arbeiten konnte und deshalb auch an allen anderen Projekten verzögert wurde, möchte ich das Problem gerne beseitigt haben.

Wenn man sich die Fehlermeldung in /var/log/Xorg.0.log.old ansieht, erkennt man, daß dies auf den Versuch hinweist, OpenGLSL-Programme der Version V1.30 auf Mesa laufenzulassen, das selbst aber V1.30 höchstens unvollständig unterstützt. Die gegebene Problematik hat sich laut https://bugs.gentoo.org/843272 seit Mesa 22.x massiv ausgeweitet, denn ein Nutzer hatte mit V21.3.8, auf das er hinunterrüstete, keine Probleme mehr.

Welche Mesa-Version Debian 12.1.0 verwendet, ist leider unbekannt; Debian 12.2.0 verwendet jedoch Mesa 22.3.6. Ein weiterer Schlüsseltext, der bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein, ist:

This sounds very much like X crashing under the newer Mesa 22.x that Ubuntu 22.04 ships with, due to Mesa 22.x using the newer "crocus" driver instead of the "i965" driver in Mesa 21.x. It only happens on older Intel graphics hardware.

(Quelle: https://forum.palemoon.org/viewtopic.ph ... 40#p228103)
Weitere Bestätigung:

(II) modeset(0): [DRI2] DRI driver: crocus

(Quelle: /var/log/Xorg.0.log.old)

Übrigens, falls es jemanden mit ähnlichem Problem interessiert: Wenn das GNU nicht mehr sauber startet (nach Nutzerkontenanmeldung und ersten geöffneten Fenstern wieder X11–Absturz und Rückkehr zur Kontenauswahl), hilft es, die Startprogramm-Infos zu löschen:

Code: Alles auswählen

sudo rm -f /media/<NUTZERNAME>/Debian_Bookworm/home/<NUTZERNAME>/.config/mate-session/saved-session/*

So jedenfalls von der anderen einer Dual–Boot–Installation.

So, jetzt möchte ich gern auf diese ältere Mesa-Treiber herunterrüsten, denn ein vernünftiges Arbeiten mit der aktuellen Macke ist nicht mehr hinzunehmen.

Code: Alles auswählen

sudo apt-get install mesa-va-drivers=21.3.8-1

bringts nicht. Hat jemand genug Erfahrung im Paketmanagetment, um mir einen praktikablen Weg zu zeigen, auf nicht mehr aktuell im Repo verfügbare Pakete ’runterzurüsten? Jede noch so kleine Hilfe ist erbeten! Danke schonmal.

Gruß – Krypton

[isabena]

um mir einen praktikablen Weg zu zeigen, auf nicht mehr aktuell im Repo verfügbare Pakete ’runterzurüsten

hier wäre eine Suche im Paketarchiv Debian-snapshots eine gute Möglichkeit.
das dort gefundene Paket herunterladen und installieren
ob das für diiese Frage eine praktikable Lösung darstellt ? keine Garantie !

[GregorS]

... Jede noch so kleine Hilfe ist erbeten! ...

Ich hatte sowohl auf meinem alten „Hauptrechner“ als auch mit einem Intel-Mac Mini von 2014 seltsame Hänger oder „geht/geht nicht“-Effekte. Seit ich diese Rechner auf Devuan umgestellt habe, läuft alles zuverlässig. Ich habe auch den Eindruck, dass diese Rechner unter Devuan schneller laufen und die „Grundlast“ niedriger ist. Letzteres muss ich aber noch etwas beobachten, die Umstellung ist erst etwa drei Monate her.

Gruß

Gregor

PS: Um den Ursachen für die seltsamen Verhaltensweisen der Rechner auf die Spur zu kommen, habe ich mir eine Shellscript-/Cronjob-/Gnuplot-Konstruktion zurecht gebastelt, mit der ich ein paar Werte über die Zeit beobachten kann. Beispiel hier: https://test.szaktilla.de/lili.pdf

[Krypton]

hier wäre eine Suche im Paketarchiv Debian-snapshots eine gute Möglichkeit.

Tausend Dank, Isabena! Das war der Knackpunkt, der mich zu den alten Paketen führte.
Um das dazugehörige alte LLVM13 mit 100MB extra Platzbedarf noch installieren zu können, mußte ich sogar meine alte LMDE2–Partition abermals verkleinern, um die Debian–Partition entsprechend zu vergrößern. Alles ist mit apt-get installiert und der Rechner neugestartet. Synaptics sagt zum Paket mesa-va-drivers auch 21.3.7-1 (22.3.6-1+deb12u1 verfügbar), aber HardInfo→Anzeige sagt über OpenGL „2.1 Mesa 22.3.6“ und die Möglichkeiten, X11 zum Absturz zu provozieren, funktionieren leider immer noch. Werde gleich noch das Paket 22.3.6blabla zu deinstallieren versuchen, denn dann muß Linux auf 21.3.7-1 zugreifen (hoffe ich). Warum ich übrigens nicht 21.3.8-1 im Repo finde, obwohl in den Debian–Snapshots ermittelt, ist mir derzeit wurscht.

Gruß – Krypton

Nachtrag: Hat nicht geklappt.

Code: Alles auswählen

sudo apt-get remove mesa-*-drivers
sudo apt-get install mesa-*-drivers=21.3.7-1

und Rechner neugestartet führt immer noch nicht zum Treiberwechsel. Könnte es sein, daß beim Deinstallieren nur die älteren Treiber gelöscht werden, während die Crocus-Treiber im System verbleiben und beim Installieren der i915er niemand ansagt, gefälligst diese zu verwenden? Ein

Code: Alles auswählen

sudo apt-get remove mesa-*-drivers=22.3.6-1+debian12u1

wird nicht unterstützt. Die Versionsangabe wird nur auf install, source, build-dep und download angewandt, eben nicht auf remove oder purge. Bin verwirrt. Wie schaffe ich die 22er–Treiber zuverlässig aus dem System?