Adventskalender 19. Dezember 2023 - Metadaten helfen bei der Verwaltung von Fotodateien

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spiralnebelverdreher
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Adventskalender 19. Dezember 2023 - Metadaten helfen bei der Verwaltung von Fotodateien

Beitrag von spiralnebelverdreher » 18.12.2023 23:26:00

Einleitung und Motivation
Das haben wir gestern im Adventskalendertürchen gesehen: Eigene Bilder schnell und zuverlässig finden muss kein Hexenwerk sein. Die Suche nach passenden Fotos wird leicht, wenn man die richtigen Suchkriterien und Stichworte verwendet. Aber was sind gute Stichworte? Wo kommen die her? Und wie kann ich die zeitökonomisch meine Bildern zuordnen? Und welche anderen Metadaten helfen noch?

Erstmal die gebräuchlichsten Abkürzungen und Begriffe

Metadaten
Metadaten sind Informationen über das Bild. Jedes der unten genannten gängigen Formate zur Speicherung von Metadaten (ExiF, IPTC und XMP) wäre ein eigenes Thema und ich werde auf die Details nicht eingehen, weitergehende Informationen sind unten verlinkt.

EXIF
Das ExiF-Format ist eine Entwicklung der japanischen Kamera-Industrie, um Metadaten zusammen mit den Bildpixeln in einer Datei zusammen zu speichern. Es ist gebräuchlich bei Bilddateien der Formate JPEG und TIFF.
Typische ExiF Daten sind: Datum und Uhrzeit der Aufnahme / Blende / Belichtungszeit / Brennweite / ISO-Wert / Blitzinformationen / Anzahl der Pixel / Farbraum / Angaben über den Ort, an dem die Aufnahme entstanden ist (wenn die Kamera oder das Smartphone die GPS Daten bereit stellt / ein kleines Vorschaubild (Thumbnail) / Beschreibungstext

IPTC
Der IPTC-IIM-Standard (oft kurz nur IPTC) ist ein Datenformat zur Speicherung von Metadaten in Mediendateien für die Zwecke der Nachrichtenindustrie (Fotografen, Fotoagenturen, Bildarchiven, Bildredaktionen, Zeitungen, ...). Der Standard definiert zwei Aspekte von Metadaten: einerseits eine Liste von Feldern und deren Bedeutung, andererseits ein technisches Format zur Speicherung dieser Felder mit den eingegebenen Werten. Der Standard erlaubt es, Urheberrechtsvermerke, den Namen des Erstellers, eine Überschrift oder Stich-/Schlagwörter anzugeben (und noch vieles mehr!) und direkt in der Bilddatei zu speichern.

XMP
XMP steht für den Standard "Extensible Metadata Platform". Er hilft dabei, Metadaten in digitale Medien einzubetten oder als Filialdatei (manchmal auch "sidecar" genannt) dazuzulegen. XMP stammt von der Firma Adobe und wurde im Jahr 2001 veröffentlicht und den ISO-Standard ISO 16684-1[2] eingeflossen. Man kann sich die XMP-Daten als Container für alle möglichen Arten von Meta­daten vorstellen, darunter EXIF- und IPTC-Daten. Das kann dazu führen, dass bestimmte Metadaten mehrfach vorhanden sind.

Bestimmte Metadaten genießen sogar gesetzlichen Schutz
Wenn fremde Fotos Urheberrechtsvermerke, Lizenzangaben, den Namen des Erstellers enthalten, dann darf man diese Metadaten nicht ungefragt entfernen oder gar durch andere Metadaten ersetzen (sagt Paragraf 95c des Urheberrechts). Ob bspw. Stichworte zu den gesetzlich geschützten Metadaten zählen oder nicht, darüber ist sich die Fachwelt (noch) nicht ganz einig. Ganz sicher zu den gesetzlich geschützten Metadaten zählen die ausführliche Bildbeschreibung, der Namen des Urhebers und die Namen anderer Rechteinhaber sowie Lizenzangaben. Wenn ihr also fremde Fotos in eure Foto-Sammlungen übernehmt, dann achtet darauf dass diese ursprünglichen Metadaten nicht entfernt oder verändert werden. Das gleiche gilt natürlich, wenn ihr Fotos veröffentlicht (z.B. als Webmaster des Sportvereins).


Gehen wir jetzt fürs weitere mal vereinfachend davon aus, dass wir mit unseren eigenen jpg Dateien hantieren, die Daten gemäß des ExiF-, IPTC- und XMP-Standards enthalten und dass es keine extra Filialdateien obendrauf gibt. Man kann mit Debianexiftool und Debianexiv2 auf der Kommandozeile einen Blick ins Innere der jpg Datei werfen und noch deutlich mehr tun.

Ein praktisches Beispiel

Man kann sich die Metadaten eines beliebigen eigenen Fotos anschauen. Mit Debianexiv2 geht das so:

Code: Alles auswählen

exiv2  -Pkyct   pfad/zur/eigenen/datei.jpg


Ich habe für das Beispiel in digiKam eine Bilddatei mit dem Bildtitel "Camera Obscura Bild zeigt Frankfurt." und der Bildbeschreibung "Abfotografierte Projektion der Camera Obscura im Filmmuseum. Blickrichtung in Richtung Frankfurt Innenstadt. Auf dem Kopf stehendes und spiegelverkehrtes Bild mit kreisförmiger Vignette." versehen. Daraus ist dann (exiv2 -Pkyct datei.jpeg | grep Obscura) folgendes geworden:

Code: Alles auswählen

Exif.Image.ImageDescription                  Ascii     188  Abfotografierte Projektion der Camera Obscura im Filmmuseum. Blickrichtung in Richtung Frankfurt Innenstadt. Auf dem Kopf stehendes und speigelverkehrtes Bild mit kreisförmiger Vignette.
Exif.Photo.UserComment                       Undefined 380  charset=Unicode Abfotografierte Projektion der Camera Obscura im Filmmuseum. Blickrichtung in Richtung Frankfurt Innenstadt. Auf dem Kopf stehendes und speigelverkehrtes Bild mit kreisförmiger Vignette.
Iptc.Application2.Caption                    String    187  Abfotografierte Projektion der Camera Obscura im Filmmuseum. Blickrichtung in Richtung Frankfurt Innenstadt. Auf dem Kopf stehendes und speigelverkehrtes Bild mit kreisförmiger Vignette.
Iptc.Application2.ObjectName                 String     36  Camera Obscura Bild zeigt Frankfurt.
Xmp.acdsee.notes                             XmpText   187  Abfotografierte Projektion der Camera Obscura im Filmmuseum. Blickrichtung in Richtung Frankfurt Innenstadt. Auf dem Kopf stehendes und speigelverkehrtes Bild mit kreisförmiger Vignette.
Xmp.acdsee.caption                           XmpText    36  Camera Obscura Bild zeigt Frankfurt.
Xmp.exif.UserComment                         LangAlt     1  lang="x-default" Abfotografierte Projektion der Camera Obscura im Filmmuseum. Blickrichtung in Richtung Frankfurt Innenstadt. Auf dem Kopf stehendes und speigelverkehrtes Bild mit kreisförmiger Vignette.
Xmp.tiff.ImageDescription                    LangAlt     1  lang="x-default" Abfotografierte Projektion der Camera Obscura im Filmmuseum. Blickrichtung in Richtung Frankfurt Innenstadt. Auf dem Kopf stehendes und speigelverkehrtes Bild mit kreisförmiger Vignette.
Xmp.dc.description                           LangAlt     4  lang="x-default" Abfotografierte Projektion der Camera Obscura im Filmmuseum. Blickrichtung in Richtung Frankfurt Innenstadt. Auf dem Kopf stehendes und speigelverkehrtes Bild mit kreisförmiger Vignette., lang="fr-FR" Projection photographiée de la Camera Obscura au Musée du Cinéma. Vue vers le centre-ville de Francfort. Image à l’envers et miroir avec vignette circulaire., lang="en-GB" Photographed projection of the Camera Obscura in the Film Museum. View towards Frankfurt city center. Upside down and mirrored image with a circular vignette., lang="de-DE" Abfotografierte Projektion der Camera Obscura im Filmmuseum. Blickrichtung in Richtung Frankfurt Innenstadt. Auf dem Kopf stehendes und spiegelverkehrtes Bild mit kreisförmiger Vignette.
Xmp.dc.title                                 LangAlt     4  lang="x-default" Camera Obscura Bild zeigt Frankfurt., lang="fr-FR" L’image de la Camera obscura montre Francfort., lang="en-GB" Camera Obscura picture shows Frankfurt., lang="de-DE" Camera Obscura Bild zeigt Frankfurt.

Jetzt ist klarer, "wie die Metadaten in jpg-Dateien wohnen" und es wird auch deutlich, dass die Namenskonventionen zwischen ExiF, IPTC und XMP nicht immer abgeglichen sind und dass sogar produktspezifische ("Xmp.acdsee") Doppelungen gibt. Interessant ist auch, dass in den Feldern Xmp.dc.description und Xmp.dc.title in digiKam eingetragene Bildbeschreibungen und Bildtitel in englischer und französischer Sprache enthalten sind (oben ganz nach außen scrollen). Die Bewertung (Ranking) des Bildes taucht nur in den ExiF und XMP-Daten auf. Diese Details fallen nicht störend auf, so lange man sich innerhalb eines bestimmten Produktes an Bildverwaltungssoftware bewegt, denn die Bildverwaltung legt die Metadaten in einer Datenbank ab und kann sie - auf Nutzerwunsch - auch in die jpg Dateien übertragen. Wenn man Dateien weiter gibt, sollte man sich der Anwesenheit dieser Daten in den jpg-Dateien selbst und zusätzlich in der SQL-Datenbank der Bildverwaltung bewusst sein. Schreibe ich bspw. einen lästerlichen Kommentar in die englische Bildbeschreibung und vergesse ihn, kann es gut sein dass der Empfänger der jpg Datei diesen bemerkt und seine Schlüsse daraus zieht. Umgekehrt kann ich mich aber auch nicht darauf verlassen, dass der Empfänger den englischen Text überhaupt wahrnimmt.

Und so sah die zugehörige Eingabe in digiKam aus:

Bild


Mit ExifTool und exiv2 ist deutlich mehr möglich, als sich nur die bestehenden Metadaten anzeigen zu lassen; die u.a. Webseiten der Werkzeuge geben darüber Auskunft.


Stichworte und Stichworthierarchien
Als Beispiel für eine Stichworthierarchie wird gerne die geografische Zuordnung genommen. Die Weltkugel ist in Meere und Landflächen unterteilt; die Landflächen bspw. wiederum in Welt-Regionen (Südamerika, Afrika, Europa, ...), diese Welt-Regionen wiederum in Staaten (Bolivien, Tansania, Serbien), die Staaten wiederum unterteilt in Bundesländer / Grafschaften / Provinzen, und dann kommen irgendwann Städtenamen. Aber auch die kann man wiederum weiter in Stadtteile unterteilen. Schnell ist da eine Hierarchie von fünf oder sechs Ebenen entstanden. Einem Foto, welches das Euro-Währungszeichen in Frankfurt am Main zeigt, kann bspw. mit der Stichworthierarchie Welt/Europa/Deutschland/Hessen/Frankfurt/Innenstadt sein ungefährer Entstehungsort zugewiesen werden. Diese Stichworthierarchie sieht langzeitstabil aus, ist aber eher in Wahrheit eine Momentaufnahme. Man denke bspw. an die Aufteilung Jugoslawiens in mehrere Staaten. Das ist aus Sicht der Stichwörter nicht dramatisch und absolut kein Grund für die Vernachlässigung. Stichworthierarchien können in den Bildverwaltungsprogrammen nachträglich erweitert oder geändert werden.

Naturfotografen werden weitere Stichworthierarchien anlegen, beispielsweise: Pflanze/Baum/Buche/Rotbuche.

Wer gerne bei jedem Wetter Fotos macht, wird vielleicht Wetter/Niederschlag/Regen/Nieselregen verwenden.

Weitere mögliche Stichworthierarchien können sich aus "Landschaft" (Gebirge / Meer / See / Wüste / ...) oder "Jahreszeit" oder "Experiment" ( Doppelbelichtung / Camera Tossing / Schwarzlicht / Zoom-In / Verwischen / ...) bilden, je nach euren fotografischen Themen.

Wie hält man es mit Personen? Einfach nur Vor- und Zunamen? Oder mit Verwandschaftsverhältnissen oder Gruppenzugehörigkeiten? Namen sind nicht immer langzeitstabil und können auch doppelt vorkommen, aber das spricht nicht wirklich gegen sie. Ich bin bisher mit folgendem Muster gut gefahren und habe mich selbst in den Mittelpunkt gestellt. Von mir ausgehend habe ich die Stichworthierarchie auf der obersten Ebene so strukturiert: Familie, Freunde, Kollegen, Verein. Diese werden ggfs. noch weiter unterteilt. Also bspw. so: "Familie/Kind1/FreundeVonKind1/Alexandra Schmitt" oder "Familie/Kind2/Enkel/Lukas de Jong"

Eine für mich sehr nützliche Stichworthierarchie spannt sich vom Begriff "Auftrag" auf. Dies verwende ich bspw. wenn ich um fotografische Begleitung / Dokumentation gebeten werde, die ich in diesem Umfang für mich privat nicht tun würde. So kann ich dann mittels eines Stichwortfilters "Auftrag/Ruderverein/Feste" Fotos schnell auswählen und weiter geben.
Dass man Fotos mehrere dieser Stichworte gleichzeitig zuordnen kann und soll, ist ein No-Brainer. Als gleichzeitige Stichworte können bspw. "Europa/Italien/Rom" "Verein/Ruderverein" und "Wetter/Niederschlag/Regen/" zugewiesen werden.

Niemand kann im ersten Anlauf alles perfekt machen! Man sollte es nicht übertreiben mit der Stichworthierarchie. Zuallererst müssen die Stichworte zu den individuellen Bedürfnissen und fotografischen Interessen passen.

Aber ohne Stichworthierarchie sollte man nicht hantieren, wie am folgenden Beispiel deutlich wird: Für die Suche nach Bildern sind Stichworte wesentlich, da in ihnen idealerweise ein "Normvokabular" verwendet wird. Das bedeutet bspw., dass man nicht parallel die Stichworte "Frankfurt a.M.", "Frankfurt am Main", "Frankfurt (Main)" verwendet, wenn man die größte hessische Stadt mit einem Stichwort versieht. Eingebettet in die Stichworthierarchie /Europa/Deutschland/Hessen/ kommt man mit /Europa/Deutschland/Hessen/Frankfurt auch ohne den Main aus und hat keine Verwechslungsgefahr mit Frankfurt an der Oder. Würde man die Stichworte einsparen und nur über Bildtexte und Bildbeschreibungen suchen können, hätte man ein Problem mit Schreibfehlern sowie mit Prosatext in der Bildbeschreibung (wenn poetisch von der "Mainmetropole" die Rede ist und das Wort Frankfurt gar nicht fällt).


Bildtitel und Bildbeschriftung/Bildbeschreibung
Die Bildbeschreibung/Bildbeschriftung ist ein Prosa-Text, der über die Stichworte hinaus gehende Informationen liefert. Der Bildtitel ist eine Kurzfassung davon.

Tags und Tagging
Wird oft synonym zu den Stichworten verwendet.



Zwischenfazit
Metadaten haben verschieden Ursprünge und dienen unterschiedlichen Zwecken. Direkt aus der Kamera kommt über den ExiF Teil schon einiges mit, zusätzliche Metadaten (Urheber / Verwendungszweck / Lizenzen / Bildbeschreibungen bspw.) müssen anders erfasst werden und genießen teilweise rechtlichen Schutz. Stichworthierarchien dienen der systematischen Verschlagwortung von Bilddateien; eine Hierarchie von drei oder vier Ebenen ist für viel Fälle ausreichend und kann bei Bedarf später erweitert werden. Eine umfangreiche Prosa-Bildbeschreibung wird man in der Regel nur den besten Bildern angedeihen lassen.

Der Fotograf Peter Krogh teilt Metadaten in drei Gruppen ein: a) automatisch erstellte Metadaten, b) Basismetadaten und c) individuelle Metadaten. Zu a) gehören für ihn ExiF-Daten wie Datum und Uhrzeit der Aufnahme, verwendete Kamera, verwendetes Objektiv. Zu b) zählt er den Ort der Aufnahme, Name des Fotografen, Namen der abgebildeten Personen oder des Objekts und zu c) die Bewertung und Bildbeschreibungen.


Wie das Zuweisen von Metadaten relativ zügig geht
Weitgehend automatisieren kann man die geografische Zuordnung, falls GPS-Daten eingebettet sind. Auch mittels Personenerkennung (Gesichtserkennung) kann man sich heute die Arbeit leichter machen.
Typischerweise im großen Pulk zuordnen lassen sich Stichworte wie "Auftrag/Ruderverein/Feste"; hierzu werden in der Bildverwaltung alle passenden Fotos markiert und das entsprechende Stichwort zugewiesen. Das selbe gilt für die Daten, die den Urheber bezeichnen.
Personen in Personengruppen - falls sie automatisiert (noch) nicht erkannt werden arbeite ich immer nach folgendem Schema ab: Mehrere (um die zwanzig) Fotos in der Kachelansicht in der Bildverwaltung gleichzeitig sichtbar machen. Erstes Foto mit Personen, darin die Person am linken Bildrand - das ist mein Suchmuster. Das Bild wird markiert und alle weiteren Fotos in der Kachelansicht, in der die Person auftaucht. Dann das Stichwort zuweisen. Weiter geht's mit dem ersten Bild, aber der zweiten Person von links. Wieder markieren (und alle weiteren Fotos mit dieser Person) und Stichwort zuweisen. Irgendwann sind alle Personen im ersten Bild durch, dann kommt das zweite dran mit dem gleichen Schema. Aber hey, vielleicht ist hier gar nichts mehr zu tun? Sind hier schon alle Stichworte zu Personen erfasst? Dann weiter mit dem nächsten, und mit jedem weiteren Bild geht es zügiger voran. Dann kommt der nächste Stapel Bilder.




Quellen und Referenzen

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