Es gibt eine gute und brauchbare Alternative zu audacity

[ralli]

Nachdem ich mich endlich dazu durchgerungen habe, mir ein professionelles Microfon (M-Audio uber mic) zuzulegen, bin ich dabei, mich mit der Vorbereitung, Planung und Durchführung von Podcast zu beschäftigen. Leider ist gute Audio Software unter Linux rar gesät. Es gibt als Audioeditor audacity, ist gut, aber ins Gerede gekommen, weil es gerne nach Hause telefoniert. Mhwaveedit ist keine wirklich brauchbare Alternative, da es keine Efffekte und Bearbeitungsmöglichkeiten bietet, die aber nötig sind. Auf der Suche nach einer gleichwertigen Alternative bin ich auf das Programm ocenaudio gestoßen, das an einer brasilianischen Uni entwickelt wird. Guckst Du hier:

https://www.ocenaudio.com/

Im Downloadbereich gibt es fertige Debian Pakete. Laßt Euch nicht abschrecken, weil da noch Debian 9 steht, die Software ist auf dem neuesten Stand. Ich habe es runter geladen und mit gdebi installiert, was problemlos funktionierte. Und was soll ich sagen, ich bin begeistert und vermisse gegenüber audacity nichts. Alle wichtigen Funktionen und Effekte sind vorhanden, Plugins, die sich als Standard etabliert haben, lassen sich nachrüsten. Mein Gesammteindruck ist, das es sehr intuitiv und einfach zu bedienen ist. Deshalb probiert es doch einfach mal aus, es ist eine Empfehlung wert. Auf youtube gibt es auch deutsche Videos und Tutorials zur Einarbeitung.

Gruß ralli

[dasebastian]

Ich hab's mir auch schon mal kurz angesehen, vermisse aber Multitrack. Hab ich das damals übersehen? Auch die Homepage deutet nicht darauf hin.

[ralli]

Ich hab's mir auch schon mal kurz angesehen, vermisse aber Multitrack. Hab ich das damals übersehen? Auch die Homepage deutet nicht darauf hin.

Hallo,

hab ich auch erst gedacht, aber das ist falsch. Es geht, nur nicht ganz so komfortabel wie bei audacity. Guckst Du hier, Video auf deutsch, dort wird es an einem Beispiel demonstriert:

https://www.youtube.com/watch?v=vi6pfY6aXe8

Gruß ralli

[dasebastian]

Hoi, danke für den Link, hab's mir angesehen.

Das Programm sieht schön aufgeräumt aus. Echtes Multitracking ist es halt nicht. Das macht es für Hörspiele bzw. Musik dann nicht ganz brauchbar. Trotzdem guter Tipp fürs Editieren.

Audacity bleibt da aus meiner Sicht leider weiter alternativlos - außer man will gleich eine ganze fette Studiosuite.

Für Podcasts, zumal Ein-Sprecher-Geschichten, aber sicher gut.

[niemand]

Es gibt als Audioeditor audacity, ist gut, aber ins Gerede gekommen, weil es gerne nach Hause telefoniert.

Du wendest dich von der freien und offenen Softwareaudacity ab, weil sie „gerne nach Hause telefonieren“ würde, und propagierst stattdessen geschlossene unfreie Software, bei der keiner nachschauen kann, was sie denn so macht? Nix für ungut, aber das erscheint mir nicht vollständig durchdacht.

Eine wirklich gute Software für Audiosachen wäre etwa ardour – ist allerdings, wie mit allen professionell nutzbaren Sachen: man sollte vorher mal das Manual überflogen haben. Intuitiv bedienbar ist es nur für Leute, die sich mit dem Thema auskennen – für die ist’s aber top.

[dasebastian]

... stattdessen geschlossene unfreie Software, bei der keiner nachschauen kann, was sie denn so macht?

Daran hatte ich jetzt gar nicht gedacht. Danke für den Hinweis niemand. Das führt das natürlich insgesamt ad absurdum.

[novalix]

Es gibt als Audioeditor audacity, ist gut, aber ins Gerede gekommen, weil es gerne nach Hause telefoniert.

Du wendest dich von der freien und offenen Softwareaudacity ab, weil sie „gerne nach Hause telefonieren“ würde, und propagierst stattdessen geschlossene unfreie Software, bei der keiner nachschauen kann, was sie denn so macht? Nix für ungut, aber das erscheint mir nicht vollständig durchdacht.

Zumal man bei freier Software dann eben auch nachschauen kann, was denn nun wirklich der Fall ist.
Die Diskussion um die Telemetrie in audacity fand vor fast drei Jahren statt. Der vorhandene Code dazu wird *ausschliesslich* in den "offiziellen" builds von upstream aktiviert. Für Debian wäre das nicht akzeptabel, d.h. ein ernster Fehler -> 99073.
Es ist sichergestellt, dass das Paket audacity nicht "nach Hause telefoniert".

[Huo]

99073.

Dir ist eine Ziffer verloren gegangen. Richtig ist:
990737

[ralli]

Danke novalix für die Information,

dann ist das ja geklärt und meine Bedenken sind ausgeräumt. Hab bereits audacity wieder im Einsatz.

Gruß ralli

[Tula]

Was mir bei dem Skandal zur Telemetrie im Sommer 2021 zu kurz gekommen ist, sind Fragen nach dem Unternehmen, das Audacity (und Musescore, Ultimate Guitar u.a.) herausbringt, der Muse group. Das ist nach meinen (dürftigen) Informationen aus der Suchmaschine ein in Zypern gelistetes russisches (in Russland besteuertes?) Unternehmen mit einer schwedischen Domain. Wenn ich Russland lese, steht eine Lampe auf gelb, bis sie begründeterweise wieder auf grün geschaltet werden kann...Mein Vertrauen ist weg, auch wenn ich Audacity (mittlerweile selten) weiterhin nutze.

Weiß jemand von Euch mehr dazu?

Edit:

https://www.crunchbase.com/organization/muse-group
https://news.ycombinator.com/item?id=27748261

[Babarosa]

Aus den oben genannten und anderen Gründen hat sich eine Gruppe von Audacity abgespalten und das "Tenacity"-Audioprojekt gegründet. Der freie Quellcode von Audacity wurde übernommen und weiterentwickelt.
Aufgefallen sind mir die neuen schönen Themen, aber auch einige Mängel, wie z.B. fehlende Skalierung (dBFs) bei Frequenzdiagrammen.

Zum Testen für Debian gibt es Tenacity hier: https://tenacityaudio.org/

[dasebastian]

... aber auch einige Mängel.

Kannst du dazu mehr sagen?

[ralli]

Hab Tenacity bereits ausprobiert. Ich konnte keine Mängel feststellen, allerdings sind meine Ansprüche auch nicht sehr groß, weil ich es nur für Podcasting brauche.

Gruß ralli

[TuxPeter]

Das sieht gut aus! Habe mir mal tenacity geholt. (Appimage 1.3.3).

Überraschung #1: Das Programm hat deutsche Menüs. Übernimmt es das möglicherweise vom parallel installierten audacity?

Überraschung #2: Einer der Fehler, die audacity derzeit in meiner Installation zeigt, nämlich den ca. um 10 Sec. zeitverzögerten Start (was sich mysteriöserweise nur umgehen lässt, wenn man vorher den "Tonmischer" von PulseAudio startet) - tritt in tenacity nicht auf.

Überraschung #3: Ein weiterer ärgerlicher Fehler, nämlich dass die Wiedergabe in audacity nur mit einem deutlich vernehmbaren Klicken startet - tritt ebenfalls nicht auf. (vielleicht kann der Fehler bei Audacity durch andere Einstellungen der Puffer- und Verzögerungszeiten minimiert werden, habe da nicht weiter gesucht, da für meine derzeitigen Anwendungen irrelevant)

Jedenfalls ist bei mir in Planung: ein ausführlicher Vergleich. Mal sehn, wanns klappt.

[MSfree]

Überraschung #1: Das Programm hat deutsche Menüs. Übernimmt es das möglicherweise vom parallel installierten audacity?

Vermutlich wird das über die Umgebungsvariablen LANG und/oder LANGUAGE gesteuert.

[dasebastian]

Das Appimage ist für mich der Punkt. Solange sich da nichts in den offiziellen Quellen tut, bleibe ich beim gewohnten gut gepflegten Debian-Audacity.

Was nichts daran ändert, daß ein Vergleich in jedem Fall interessant wäre.

[GregorS]

... Jedenfalls ist bei mir in Planung: ein ausführlicher Vergleich. Mal sehn, wanns klappt.

Lass' ggf. lesen!

Gruß

Gregor