Deiner differenzierten Analyse kann ich im Wesentlichen folgen. Ich möchte mich nicht weiter in das Thema vertiefen, nehme für mich allerdings als Fazit mit, dass ein führender Tech-Konzern eine KI auf Ehrlichkeit hin konzipiert hat (ob dies spielstrategisch sinnvoll war oder nicht, sei dahingestellt), dies jedoch nicht uneingeschränkt gelungen ist – was durch eine Studie – ungeachtet ihrer eventuellen wissenschaftlichen Mängel – nachgewiesen wurde.Meillo hat geschrieben:22.02.2024 21:24:12Wie ich geschrieben habe, ist dieser Aspekt fuer ein *einzelnes* Spiel nicht so wichtig. Um ein einzelnes Spiel zu gewinnen, wird ``Betrug'' (zum richtigen Zeitpunkt) hilfreich sein. Um aber langfristig, in zukuenftigen Spielen mit den gleichen bekannten Mitspielern erfolgreich sein zu koennen, muss man das Vertrauen pflegen. Fuer Goff ist das essenziell, da er bei Weltmeisterschaften unter seiner immer gleichen, realen Identitaet spielen muss. Ich weiss nicht, ob dieser Aspekt in die KI eingeflossen ist. Sie hat ja keine Identitaet im gleichen Sinne. Wuerde sie unter dem Namen Cicero an Weltmeisterschaften teilnehmen, dann wuerde sie mit ihrem ``betruegerischen'' Verhalten verlieren, weil sich niemand mit ihr verbunden wuerde ... und wenn sie diese Trainingserfahrung lernt, dann wird sie zukuenftig mehr Vertrauensmanagement betreiben. So erschliesse ich mir das. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die KI ein stark ``betruegerisches'' Verhalten rausbilden wuerde, wenn sie dem gleichen Rahmen unterstehen wuerde wie Goff.
Ich denke, unsere Menschenbilder klaffen schon ziemlich weit auseinander. Für mich entspricht die Ähnlichkeit von maschineller Intelligenz und Menschen in etwa der von Flugzeugen und Vögeln ... Persönlich fühle ich mich einem Orang Utan eher verwandt als einer KI.Meillo hat geschrieben:22.02.2024 21:24:12Mir geht es nicht darum, KIs und Menschen gleich zu stellen, vor allem die derzeitigen Versionen von KIs, ich sehe nur mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede ... in der Art, wie die KIs und Menschen funktionieren ... sicherlich darum, weil ich die Menschen weniger besonders finde als es wohl die meisten tun. Du betrachtest mehr die Unterschiede. -- Diese zwei Ansaetze gibt es ja auch in anderen Bereichen: Maenner und Frauen, Menschen und Tiere. Menschen und Natur. Man kann das jeweils aus einem abgrenzenden Blickwinkel betrachten oder aus einem vereinenden. Du nimmst hier mehr den einen ein und ich mehr den anderen.
Ich gestehe einer KI gerne zu, dass sie über Intelligenz verfügt (jedenfalls im Rahmen einer passenden Definition von Intelligenz). Im Mustererkennen übertrifft sie uns. Was sie nicht kann ist: Denken. Sie hat keinen lebendigen Weltbezug, sondern bleibt auf die flache Sphäre der Daten und Informationen beschränkt. Ihr fehlt jede affektive Tiefendimension, die erst das Denken konstituiert. Maschinen können nicht staunen, zweifeln, ahnen ...
Vielleicht aber werden wir Menschen uns künftig einer KI immer mehr angleichen, wenn wir nur lange genug digitale Gadgets zwischen uns und die Welt schieben, bis sich unser Blick auf die Welt in mehr oder weniger zusammenhanglose Informationen auflöst.
Gerade deine Vorbehalte, über die Seele zu diskutieren, weisen dich als Menschen aus. Einem LLM (Large Language Model) ist es völlig egal, ob es nach Klimakrise, Bierflaschen oder der Seele gefragt wird – wenn es nur vorher hinreichend mit passenden Texten gefüttert wurde.Meillo hat geschrieben:22.02.2024 21:24:12Zuvor hatte ich schon mal geschrieben, dass sich fuer mich die Frage letztlich an der Frage nach der Seele entscheidet ... was fuer mich ein beliebiger Begriff ist fuer all dieses schlecht greifbare Mehr als die rein biologisch-chemische Koerpermaschine, das der Mensch noch sein soll/koennte/ist. Es steht hier jedem frei, seine eigene Wahrnehmung, seine eigenen Erklaerungen und seinen eigenen Glauben zu haben. Ich glaube, es macht wenig Sinn, hierrueber zu streiten, weil man an der Stelle kaum beweisen oder ueberzeugen kann.
Danke, hier konntest du mein falsches Verständnis zurechtrücken. Ich frage mich allerdings, ob die Unterschiede zwischen exakten und unscharfen Systemem wirklich so gravierend sind. Auch unscharfe Wahrscheinlichkeiten werden doch letztlich von Algorithmen auf der Grundlage exakter mathematischer Formeln berechnet.Meillo hat geschrieben:22.02.2024 21:24:12Das was du hier als Genauigkeitsbeispiel anfuehrst, ist nicht das was ich mit Exaktheit meine. Krankheiten zu diagnosizieren ist eine unscharfe Aufgabe, d.h. man kann das nicht berechnen und beweisen, sondern man muss anhand von Mustern und Vergleichsdaten eine Wahrscheinlichkeit ermitteln. Das ist fuer mich ein unscharfes Thema und da bin ich ganz deiner Meinung, dass darin KIs besonders gut sein werden.
Exaktheit dagegen sind Mathematik, Logik, Konsequenz, Regelwerke. Darin sind die derzeitigen KIs IMO schlecht, weil sie eben unscharfe und keine exakten Systeme sind (wie es beispielsweise eine Algebra-Software waere). Meiner Meinung nach sind Menschen darin ebenfalls schlecht, weil wir IMO auch unscharfe Systeme sind ... bloss merken wir das nicht, weil wir uns halt nicht von aussen betrachten. Aber wir sind vergesslich, wir sind korrumpierbar, wir lassen Einfluesse zu die nichts mit unserer Aufgabe zu tun haben, wir entscheiden aus dem Bauch heraus (oft sogar wider rationalen Wissens), ...