Der Weg zur 3. Version der GNU General Public License

Neuigkeiten rund um GNU/Linux
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puntarenas
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Beitrag von puntarenas » 16.02.2006 13:23:47

Meister Torvalds bekräftigt nochmals seine Position:
(...) we asked Torvalds today if he would "feel differently about v3 of the GPL if it were made clear that only keys required to execute the code fall under the requirement for disclosure."

Torvalds replied:

No. And I understand the GPLv3 requirements quite well, thank you. When the FSF says that I mis-understood, they have their heads up their asses.

They have different goals than I do. I think it's perfectly ok to have keys that are required for installation/running. I don't think it has anything to do with source code.
Quelle: NewsForge

Danke BeS für den Link zum Video, ich muß gleich mal bittorrent anwerfen und mir das zu Gemüte führen.

Gruß
puntarenas

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startx
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Beitrag von startx » 16.02.2006 17:04:25

They have different goals than I do. I think it's perfectly ok to have keys that are required for installation/running. I don't think it has anything to do with source code.
also für mich scheint klar dass wenn er bei dieser position bleibt, dass es okay ist wenn ein programm nur mit schlüssel installiert/gestartet werden kann, dann unterscheidet sich sein verständnis von "frei" sehr deutlich von meinem.

ich sehe da grossen ärger auf die community zukommen, ich willst nicht beschreien aber bei so einer position beschwört torvalds ja einen fork geradezu herauf.

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peschmae
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Beitrag von peschmae » 16.02.2006 19:04:36

Dass Torvalds "frei" nicht wichtig ist ist eigentlich keine Neuigkeit; das war schon immer so. Ist aber eigentlich auch egal.

Und forken - wozu sollte man das jetzt konkret?

MfG Peschmä
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startx
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Beitrag von startx » 16.02.2006 19:56:41

Und forken - wozu sollte man das jetzt konkret?
nicht jetzt, aber dann wenn der kernel funktionen mitbringen soll um
zu überprüfen ob die schlüssel zum starten/installieren/abspielen von software/content
gültig sind.

weiterer streit könnte aufkommen wenn kernelentwickler ihren code unter die gpl v3 stellen wollen, da torvalds ablehnung ja definitiv scheint. zumindest war sein konfrontationskurs mit der fsf noch nie so deutlich und ich kann mir vorstellen das langfristig einfach einige leute für die "free" was anderes bedeutet schlicht kein vertrauen mehr in torvalds haben.

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Beitrag von BeS » 17.02.2006 01:24:31

startx hat geschrieben: nicht jetzt, aber dann wenn der kernel funktionen mitbringen soll um
zu überprüfen ob die schlüssel zum starten/installieren/abspielen von software/content
gültig sind.
ich denke mal das fällt nicht unter die DRM Klausel.
Die DRM Klausel sagt aus: Wenn ein GPL Programm auf System A läuft, dann muß es auch auf System A laufen und die gleiche Aufgabe erfüllen können nachdem ich es modifiziert habe. Es geht also um Schlüssel, Prüfsummen und ähnliches die ein Programm auf System A lauffähig machen. Ich muß dann die Möglichkeit erhalten, nach meiner Modifikation des Programms, wieder passende Schlüssel, Prüfsummen oder ähnliches erzeugen zu können, damit meine modifizerte Version auch wieder lauffähig ist.

Programmcode der z.B. die DRM Schlüssel von Musik-Dateien überprüft hat damit im Normalfall nichts zu tun.
weiterer streit könnte aufkommen wenn kernelentwickler ihren code unter die gpl v3 stellen wollen, da torvalds ablehnung ja definitiv scheint. zumindest war sein konfrontationskurs mit der fsf noch nie so deutlich und ich kann mir vorstellen das langfristig einfach einige leute für die "free" was anderes bedeutet schlicht kein vertrauen mehr in torvalds haben.
Das mag sein. Allerdings bringt dir hier ein fork nichts, da Linus natürlich auch das Urheberrecht an seinem Code in dem Fork hält. Ein Fork müsste also gleichzeitig den ganzen Code von Linus und evtl. anderen, die auf GPLv2 bestehen, entfernen/ersetzen, damit ein Fork auf GPLv3 umlizenziert werden könnte.

Es wäre also ein etwas aufwändigeres Unterfangen. Ich denke da ist die Chance größer das, wenn die Mehrheit der Kernel-Hacker GPLv3 will, irgendwann der Druck auf Linus so groß wird, dass er diesem nachgibt.
Aber ich denke für solche Spekulationen ist es noch zu früh.
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Beitrag von 123456 » 17.02.2006 13:14:17

Kurzer Querverweis auf ein mp3 File:
http://www.chaosradio.de/cre017.html
(der Link steht unten auf der Seite - ca 75 Min / 71 MB)

Es ist ein Interview mit Harald Welte (gpl-violations.org und iptables bsp.) zur GPL. Die letzten 20 Minuten behandeln auch dieses Thema...
Wer den Podcast abonniert hat, hat es ja schon. ;)

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puntarenas
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Beitrag von puntarenas » 10.03.2006 09:52:29

Zur Abwechslung mal eine konträre Meinung zur GPL3, andere mögen es eine Hetzschrift nennen.

Gruß
puntarenas

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Beitrag von stefon » 10.03.2006 11:34:27

interessaner artikel *g*
stimme ihn nicht ganz zu, aber es ist ihr recht der meinung zu sein...

aber eins finde ich seltsam
In interviews, he [Stallman] talks about preventing the "TiVo-ization" of software (the merging of free and proprietary software into a single system).
Gings nicht weniger darum dass free und proprietäre software gemeinsam genutz wurde, als eher darum dass free software genutzt wurde um DRM durchzusetzen. und dass ein private key genutzt wurde um das ändern dieser software zu verhindern?! das ist ja wohl ein unterschied zu dem was sie da schreiben oder?!

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Beitrag von peschmae » 10.03.2006 14:31:04

Linus hat auch endlcih mal was ausführlicher was gesagt. http://www.forbes.com/technology/2006/0 ... artner=rss

Auch wenn ich seine Position irgendwie etwas irritierend finde (er mag DRM zwar nicht, will aber nix dagegen tun). Trotzdem gut hat er sich mal verständlich geäussert :)

MfG Peschmä
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Beitrag von BeS » 10.03.2006 14:36:32

peschmae hat geschrieben:Auch wenn ich seine Position irgendwie etwas irritierend finde (er mag DRM zwar nicht, will aber nix dagegen tun). Trotzdem gut hat er sich mal verständlich geäussert :)
ja, und er will das man mit seiner Software immer alles machen kann, will aber nicht die Klausel (DRM) die genau das garantiert.

Eins muß man Linus lassen, er kann schöne Geschichten erzählen (der Hai), aber ich frage mich immer wieder ob er die GPLv3 wirklich liest und sich darüber vielleicht auch mal mit dritten (vielleicht auch Juristen) austauscht oder zumindest mal die Erklärungen von Eben Moglen dazu liest.
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Beitrag von puntarenas » 10.03.2006 14:53:48

stefon hat geschrieben: aber eins finde ich seltsam
In interviews, he [Stallman] talks about preventing the "TiVo-ization" of software (the merging of free and proprietary software into a single system).
Naja, ein Kommentar zum Autor des Artikels Jonathan Zuck:
I met Jonathan at the Microsoft Anti-trust case in Europe, where his organization ACT was presenting evidence on behalf of Microsoft. I was presenting in opposition to Microsoft on behalf of the FSF Europe.

I like Jonathan, he's a nice guy and we get on famously personally but you have to read his stuff in the full knowledge that he's paid to put Microsoft's point of view on things. This is a warning from someone who makes his living saying the opposite of course :).

Jeremy Allison,
Samba Team.
Offensichtlich hat er mit seiner Ergänzung in Klammern Stallman etwas in den Mund gelegt, was dieser so garnicht gesagt hat. Soweit ich weiß sind diese TiVo-Teile doch irgendwelche Settop-Boxen (korrigiert mich!) die unter Linux laufen. Verändert man die Software weigern sich die Geräte, diese auszuführen, also genau das Schreckensszenario, vor dem uns die DRM-Klausel schützen soll.

Ansonsten ist es ja kein Geheimnis, daß Stallman proprietäre Software generell nicht mag. In seinen Argumentationen ist er allerdings in aller Regel sehr abgeklärt, vermeidet Populismus und beschränkt sich auf seine direkte Einflußsphäre, nämlich eben Freie Software im Sinne der GPL.

Gruß
puntarenas

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Beitrag von 123456 » 10.03.2006 14:56:54

BeS hat geschrieben:Eins muß man Linus lassen, er kann schöne Geschichten erzählen (der Hai), aber ich frage mich immer wieder ob er die GPLv3 wirklich liest und sich darüber vielleicht auch mal mit dritten (vielleicht auch Juristen) austauscht oder zumindest mal die Erklärungen von Eben Moglen dazu liest.
So wie sich Linus liest interessiert ihn das nicht die Bohne...

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Beitrag von 123456 » 10.03.2006 14:59:11

I met Jonathan at the Microsoft Anti-trust case in Europe, where his organization ACT was presenting evidence on behalf of Microsoft. I was presenting in opposition to Microsoft on behalf of the FSF Europe.

I like Jonathan, he's a nice guy and we get on famously personally but you have to read his stuff in the full knowledge that he's paid to put Microsoft's point of view on things. This is a warning from someone who makes his living saying the opposite of course :).

Jeremy Allison,
Samba Team.
Aha, ein netter kleiner Lobby Bullshitter.

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Beitrag von puntarenas » 10.03.2006 15:01:40

ub13 hat geschrieben: Aha, ein netter kleiner Lobby Bullshitter.
Know your enemy!

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Beitrag von 123456 » 10.03.2006 15:07:18

puntarenas hat geschrieben:
ub13 hat geschrieben: Aha, ein netter kleiner Lobby Bullshitter.
Know your enemy!
Metallica: "Kill 'Em All"? ;)

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Beitrag von puntarenas » 10.03.2006 15:09:19

Fast: Rage against the machine, "Know your enemy"

Edit: Der song folgt übrigens direkt auf "Bullet in the head", eigentlich müsste es ja andersrum sein. Verrückte Welt!

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Beitrag von BeS » 13.07.2006 19:45:05

Hallo,
wollte nur mal kurz darauf hinweisen, dass vor wenigen Tagen die 3. internationale GPLv3 Konferenz zuende ging. Diesmal fand sie in Europa (Spanien, Barcelona) statt. Auf der Webseite der FSF-Europe gibt es jedermenge Video/Audio Aufnahmen und Mitschriften von der Veranstaltung. Für jeden der bei den Prozess etwas auf dem laufenden bleiben will ist da sicher interessantes Material dabei: http://www.fsfeurope.org/projects/gplv3 ... ce.de.html
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Beitrag von BeS » 27.07.2006 20:04:56

Heute wurde der zweite Entwurf der GNU General Public License Version 3 veröffentlicht[0] und gleichzeitig der erste Entwurf der LGPLv3[1].
Die meisten Änderungen des zweiten Entwurfs besziehen sich auf Klarstellungen zum Thema DRM, Änderungen in den Abschnitten die die Kompatibilität zu anderen Lizenzen erhöhen soll und einer neuen Regelung die das Verbreiten von GPL Software über File-Sharing Netzwerken erlaubt.
Mehr Infos zu den Änderungen findet man auf http://gplv3.fsf.org/gpl3-dd2-guide.html

[0] http://gplv3.fsf.org/gpl-draft-2006-07-27.html
[1] http://gplv3.fsf.org/lgpl-draft-2006-07-27.html
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Beitrag von startx » 28.07.2006 20:06:24

und Torvalds ist auch schon wieder dabei :

http://www.heise.de/open/news/meldung/76110

ich bin eigentlich nur noch genervt von seinen Sprüchen, auch
wenn man das seit Jahren kennt.

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Beitrag von BeS » 25.09.2006 14:47:55

In den letzten Tagen war ziemlich viel los, so dass ich denke das es mal wieder für einen kleinen Überblick Zeit wird.

Alles begann mit einem Positionspapier einiger Kernel Hacker: http://lwn.net/Articles/200422/

Interessant ist, dass es anscheinend außerhalb der Kernel Hacker Gemeinde kaum jemand gibt der diese Bedenken und diese Kritik (in der Form) teilt, wie man an den Reaktionen sieht:

Luis Villa (GNOME Hacker und Mitglied des Diskussion Komitee A):
- What the kernel guys are and aren’t (and really should be) saying about GPL v3
- what the kernel guys got wrong
- what fsf got wrong

Burce Perens in einem Kommentar auf lwn.

Simon Phipps (Sun) in seinem weblog.

Was mich zur gleichen Frage wie Simon Phipps am Ende seines Blogs bring, indem er zu dem Schluß kommt, dass der GPLv3 Prozess auf einem guten Weg ist:

"Which of course raises the question: if I can see that, if others like Luis, Dalibor and Mark can see it, why can't the kernel developers see it?"

Der Vorwurf von Linus, dass die Mitglieder der Diskussion Komitees nicht gehört werden wurde schnell von Mitgliedern der Diskussion-Komitees zurückgewiesen: http://trends.newsforge.com/trends/06/0 ... 8206.shtml

Jetzt wo dieses Argument widerlegt ist, hat man sich wohl entschieden die Mitglieder der Diskussion-Komitees als "Ja-sager" ab zu stempeln wenn sie nicht der Meinung der Kernel Hacker sind:
ein Angestellter des OSDL hat geschrieben: The members of Committee B, which is the only group that seems to not contain all yes people, is well aware of the kernel communities opinions.
Luis Villa, ein Mitglied des Diskussion Komitee A hatte darauf die passende Antwort:
Luis Villa hat geschrieben: More relevantly than any personal attacks one way or the other, I object to your characterization of the other commitees as yes men- you clearly clearly missed the point of my first essay. Most of us feel that (1) this is RMS’s process, and we’re helping fix the license as best we can within that framework, whether or not we use it later and more importantly (2) most of us feel that patents and DRM are substantial and important threats and abuses which must be dealt with. So if agreeing about freedom and wanting to make the best possible license within the constraints offered makes us yes men… well, then, I guess we’re yes men. But I think that’s a broken and bogus characterization, and I hope most people see through that if that is the tack OSDL and the embedded vendors are going to take.
Mich würde echt mal interessieren was (oder vielleicht wer?) die Kernel Hacker und das OSDL zu diesem "Spiel" treibt?
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Beitrag von jhr-online » 25.09.2006 15:41:03

Ich muss gestehen, das wird mir zu viel Information, um sie nebenbei zu lesen und daraus resultiert ein einfaches, aber thematisch schwerwiegendes Problem für mich: Ich hab keine Ahnung! Vielleicht kannst du, ub13, da du wohl einige Ahnung hast, noch mal kurz - vielleicht dre, vier Sätze - auf Deutsch schreiben, wo überhaupt die Positionen liegen? Ich weiß, es ist ein bisschen dreist, dich darum zu bitten, aber ich glaube, das würde einigen Mitlesern hier sehr helfen. Ich persönlich kann nicht mehr abschätzen, was ich lesen muss, um im Zusammenhang zu bleiben...

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Beitrag von BeS » 25.09.2006 16:23:10

Hallo jhr,
Wenn ich es im Detail erkläre wird mein Text wahrscheinlich schnell ähnlich lang wird die die Texte die ich verlinkt habe und die sind dir ja zu lang. Deswegen versuche ich es mal relativ knapp auf den Punkt zu bringen, mit dem Nachteil, dass evtl. ein paar Details verloren gehen.

Ziel der GPL war es schon immer dem Computer Benutzer die Freiheit zu geben die Software für jeden Zweck zu verwenden, sie an seine Bedürfnisse anzupassen und sie weiter zu geben (verändert oder im original) und diese Freiheit auch für jeden Benutzer zu garantieren.
Als GPLv2 ~1990 geschrieben wurde, gab es im Prinzip nur eine Möglichkeit diese Freiheit zu umgehen: Ich nehme GPL Code und verbreite das original oder modifizierte Versionen unter einer anderen Lizenz die diese Freiheit einschränkt. Die Lösung war einfach: Copyleft (== Weitergabe muss immer unter der gleichen Lizenz geschehen).

Heute, 15 Jahre später hat man noch andere Möglichkeiten die Freiheit, die die GPL garantieren will, einzuschränken weswegen es für eine 3. Version der GPL Zeit wird.
- Softwarepatente: Ich gebe dir eine Kopie eines GPL Programms, die Kopie steht auch unter der GPL, vom Urheberrecht her hast du also alle Freiheiten ABER ich habe auch noch Patente auf Ideen die in dem Programm implementiert sind und wenn du deine Freiheit die dir die GPL gegeben hat ausübst, dann verklage ich dich eben wegen Patentverletzung. Die Lösung: Wenn man GPLv3 Code weitergibt, gibt man jedem automatisch eine Lizenz für die Patente die man selber hat und die die Verwendung des Codes, in der Form wie es die GPL eigentlich erlaubt, einschränken könnten.
- DRM: Ich verkaufe dir eine Computer mit GPL Software, sobald du aber von deiner Freiheit gebrauch machst, als die Software für deine Bedürfnisse anpasst, akzeptiert der Computer die Software nicht mehr. Du hast also ein Programm, du hast den Quellcode und eine Lizenz die sagt "ja, du darfst die Software an deine Bedürfnisse anpassen" aber wenn du es machst sagt die Hardware "Nein, ohne mich". Lösung: Zum Quellcode eines Programms gehört alles was nötig ist um die Freiheiten auch auszuüben. Wenn dafür also eine spezielle Signatur des binary nötig ist, dann musst du mir die Möglichkeit geben mein binary zu signieren.

Linus Torvalds und einige Kernel Hacker sind jetzt der Meinung, dass diese Löcher, die in der GPLv2 durch neue Technik und neue Gesetze entstanden sind, bestehen bleiben sollen, die GPL also geschwächt werden soll. Während die FSF natürlich will, dass die GPL in der Zukunft genauso gut funktioniert wie in der Vergangenheit und sie deswegen an die neue Umwelt anpasst.
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Beitrag von jhr-online » 25.09.2006 16:42:46

1. Entschuldige, dass ich oben ub13 angesprochen hatte. Ich meinte dich BeS, hatte aber eben zeitgleich einen anderen Thread vor Augen; man soll einfach nicht zwei Sachen gleichzeitig machen... :D
2. Danke für den Überblick. Soweit hab ich's kapiert. Ich bin mal gespannt wie das weitergeht. Insbesondere, da es ja ernsthafte Probleme geben könnte, wenn jemand GPL2 und GPL3-Software kombinieren will, was ja sofort passieren würde, wenn der Kernel v2 bliebe...

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Beitrag von BeS » 25.09.2006 16:50:16

jhr-online hat geschrieben:1. Entschuldige, dass ich oben ub13 angesprochen hatte. Ich meinte dich BeS, hatte aber eben zeitgleich einen anderen Thread vor Augen; man soll einfach nicht zwei Sachen gleichzeitig machen... :D
kein Problem.
2. Danke für den Überblick. Soweit hab ich's kapiert. Ich bin mal gespannt wie das weitergeht. Insbesondere, da es ja ernsthafte Probleme geben könnte, wenn jemand GPL2 und GPL3-Software kombinieren will, was ja sofort passieren würde, wenn der Kernel v2 bliebe...
Ich sehe hier kein Problem. Wir haben heute einen "GPLv2 only" Kernel und drum herum ein ganzes OS mit teilweise "GPLv2 only" kompatiblen und teilweise "GPLv2 only" inkompatiblen Lizenzen. Die Zahl der "GPLv2 only" inkompatiblen Lizenzen wird sich in Zukunft um eins erhöhen, mehr passiert aber auch nicht. Juristisches Problem entsteht dadurch nicht und gleich nach dem Kernel wird alles erkennbar einfacher, da GPLv3 mit mehr Lizenzen kompatibel sein wird (z.B. Eclipse Lizenz, Apache Lizenz,...) als es GPLv2 war.
Für Kernel code kannst du in Zukunft natürlich weiterhin max. "GPLv2 or later" verwenden. Das ist juristisch aber kein Problem, allerdings schwächt es alle Anwender, da durch die Löcher in GPLv2 eben die Freiheit jedes einzelnen eingeschränkt werden kann. Das ist aber wie gesagt kein technisches oder juristisches Problem, sondern "nur" eine imho traurige Entwicklung.

Aber wenn selbst Bruce Perens mittlerweile davon redet, dass es nach 15 Jahren Linux möglicherweise Zeit für einen neuen Kernel wird... :o
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Beitrag von BeS » 28.03.2007 18:47:12

Nachdem es lange etwas ruhiger um die GPLv3 war, ist heute der dritte Entwurf erschienen.

Alle nötigen Infos dazu und was sich genau geändert hat findet ihr hier: http://gplv3.fsf.org/gpl3-dd3-guide

Der dritte Entwurf steht jetzt für 60 Tage zur Diskussion. Während dieser Zeit können schon Änderungen, auf der Basis von Kommentaren, in den Entwurf eingearbeitet und veröffentlicht werden. Außerdem sollen häufige Fragen in der Form von Blog-Einträgen auf der GPLv3 Seite beantwortet werden.

Nach den 60 Tagen wird ein letzter Entwurf veröffentliche, welcher 30 Tage zur Diskussion stehen wird. Kurz nach diesen 30 Tagen wird dann die Endgültige GPLv3 veröffentlicht.

Mit der Veröffentlichung des 3. Entwurfs befinden wir uns jetzt also wirklich im Endspurt zur fertigen GPLv3. Jeder der sich also noch einbringen will, sollte es jetzt tun.
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