Hallo,
interessante Argumente. Ich bin auf der mailingliste nicht eingetragen sonst würde ich direkt antworten.
Sebastian.Steins hat geschrieben:Hier ein Posting von der Debian-user-german-Mailingliste:
Hallo,
zwei Fragen zu zwei Abschnitten aus dem offenen Brief:
Zitat 1:
Dass die Patentfrage wirklich so gut wie jeden betrifft, lässt sich an
einem Beispiel besonders verdeutlichen: Denn selbst die Homepage des
Europa-Parlaments (
http://www.europarl.eu.int/) verstößt gegen das Patent
Nummer EP 689133, welches die triviale Idee der Navigation durch
"Karteireiter" für sich in Anspruch nimmt.
Das sind doch keine wirklichen Karteireiter unter der angegebenen Adresse,
oder? Klickt man auf eine Sprache, kommt man zu einer Seite mit (zwei)
Karteireitern.
Hier sieht man gut die Perversion dieser Patente, da es eigentlich so allgemein Beschrieben ist das alles abgedeckt ist was nur ähnlich erscheint.Gehen wir doch mal die einzelnen Patentansprüche durch:
>1. A method for displaying on a computer screen multiple sets of information needed on
>a recurring basis, comprising the steps of:
ist eindeutig gegeben.
>establishing an area on the computer screen in which the multiple sets of information are >to be displayed, the area having a maximum size which is substantially less than the >entire area of the screen;
ist auch gegeben, der "Informationsbereich" ist eingeschränkt.
>providing within the area a plurality of selection indicators, one for each of the multiple
>sets of information;
Mehrere "selection indicators" gibt es auch.
> and selecting one of the multiple sets of information for display within the established
> area by pointing to one of the selection indicators within the established area, whereby > the selected set of information will be substituted within the area for the set of
> information previously being displayed therein.
OK, hier wird es etwas schwerer. "Beim clicken auf einen Reiter wird die Information in dessen Bereich geändert". Hier führt Wolfgang an, dass die Seite komplett neu geladen wird. Es geht ja aber nicht um die Umsetzung, sondern um die Auswirkung und die ist sehr wohl mit dem eines Reiters vergleichbar.
Wenn ich z.B. bei einem GTK Programm ein "Reiter-widget" verwende könnte man sich auch darüber streiten ob jetzt nur die Informationen ausgetauscht werden oder das ganze widget neu gezeichnet wird. Ich vermute letzteres wird passieren, das ändert aber nichts an der Funktionalität und an dem was man "Vordergründig" am Bildschirm mitbekommt -> Man klickt auf ein Reiter/selector -> der reiter/selector wird als ausgewählt markiert -> die Informationen auf der Seite haben sich geändert.
Anspruch3 könnten genau das auch verfestigen:
> 3. The method of claim 1 wherein separately displayed sets of information are combined
> into the area established on the screen.
Hier wird ja genau davon gesprochen das die in Anspruch1 in "separately displayed sets" von Informationen auch in einem Bereich kombiniert werden können. Also genau das was die webseite eigentlich macht indem Reiter und Informationen in einem Bereich kombiniert sind aber trotzdem noch deutlich die Trennung und Funktion erkennbar ist.
Zitat 2:
Logikpatente sind Patente auf Ideen. Die Art und Weise der technischen
Durchführung bleibt von derartigen Patenten absolut unberührt: Patentierte
Algorithmen (so bezeichnet man die Abfolge nötiger Arbeitsschritte zur
Lösung eines Problems) kann die Softwarebranche in nahezu unbegrenzt
vielen verschiedenen Arten implementieren.
Das scheint mir widersprüchlich. Am Anfang steht, dass Logikpatente Patente
auf *Ideen* sind. Dann ist aber von patentierten *Algorithmen* die Rede,
wobei ein Algorithmus völlig korrekt als Abfolge nötiger Arbeitsschritte,
also als eine konkrete Problemlösung definiert wird. Ein Algorithmus kann
natürlich wiederum unterschiedlich implementiert, d.h. in ein konkretes
Computerprogramm in einer konkreten Programmiersprache umgesetzt werden.
Verstehe ich hier irgendwas falsch?
Hier wird es schon schwieriger. Wenn man einen Algorithmus als konkrete Lösung, ein Programmcode sieht hat er sicher recht. Ein Algorithmus kann aber auch eine einfache Beschreibung von Vorgängen sein und ist damit wieder sehr nahe an einer Idee.
Man könnte dieses ja durchaus als Algorithmus bezeichnen:
1. Nehme einen Behälter
2. Lege alles herein was du haben willst
3. gehe zur Kasse
4. bezahle
Das könnte man jetzt natürlich noch ausführlicher machen, die Idee ist aber klar. Man kann es sehr wohl als Algorithmus bezeichnen, es ist aber noch lange entfernt von einem richtige Programm und dekt eigentlich alles ab. Egal ob es der Vorgang am (realen) Supermarkt ist oder der Onlineshop in java programmiert oder die Einkaufssoftware in C, C++,... programmiert.