Lesetipp: "Losing Earth"

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Huo
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von Huo » 02.08.2022 14:33:32

Eure technozentrierten Träume finde ich fragwürdig, da sie die Illusion nähren, das Klima ließe sich auch ohne Einschnitte unseres Alltags retten: Die Technik wird's schon richten. Der Zeichner Tom Toles hat seine diesbezüglichen Bedenken schon vor Jahren in einem Cartoon in der Washington Post auf den Punkt gebracht:
https://www.climateactionreserve.org/wp ... achine.png
Zuletzt geändert von Huo am 02.08.2022 15:03:50, insgesamt 1-mal geändert.

uname
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von uname » 02.08.2022 15:01:01

Wer das Klima wirklich retten will, sollte sich das Video https://www.youtube.com/watch?v=QnrtRaM28cY anschauen und weiß sofort, warum wir das Klima nicht mehr retten werden.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von DeletedUserReAsG » 02.08.2022 16:24:13

Och nö – nicht schon wieder die Mär, dass nur alle aufhören müssten, Fleisch zu essen, und die Erde wär’ gerettet. Ständige Wiederholung macht’s nicht wahrer.

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hikaru
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von hikaru » 02.08.2022 20:17:48

Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
02.08.2022 14:33:32
Eure technozentrierten Träume finde ich fragwürdig, da sie die Illusion nähren, das Klima ließe sich auch ohne Einschnitte unseres Alltags retten: Die Technik wird's schon richten.
Wenn man sich mal näher mit den technischen Ansätzen zu Lösungsstrategien beschäftigt, stellt man fest, dass sie entweder in der benötigten Dimension utopisch sind, oder ihre (Aus-/Neben-)wirkungen nicht genug verstanden sind, um sie ernsthaft in Betracht zu ziehen.

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heisenberg
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 02.08.2022 20:25:59

Einladung zum GROSS-Denken. Über jeden der Lust hat, da mit zu machen, freue ich mich.

Wenn man sich mal ein paar drastische Massnahmen vorstellt, die man im Angesicht des nahen Todes noch ergreifen kann, um noch eine Veränderung zu bewirken, nicht individuell für jeden selbst, aber für die Menschheit als Ganzes, was könnt Ihr Euch da vorstellen?

Also, dass, was kommen wird, wird ohnehin katastrophaler als alles, was wir gesehen haben. Keine Massnahme kann so schlimm sein, wie das, was uns bevor steht.

Ganz ohne zu-Ende-denken - das wäre mit Sicherheit noch notwendig sein. Was wären das für Massnahmen die Ihr Euch vorstellen könnt?

Ein paar Gedanken von mir:
  • Fleischproduktionsverbot
  • Abschaffung des Privateigentums
  • Verstaatlichung aller Firmen (ggf. China-Modell. D. h. Steuerung durch Staatsvertreter.)
  • Verbot/drastische Einschränkung von Individualverkehr/Flugreisen.
  • Verbot aller schädlichen Dienstleistungssektoren und Produkte(Stichworte: viele Plastikprodukte, Alkohol, Drogen, ...)
  • Runterfahren von Digitalisierung auf notwendige Infrastruktur.
  • Ersetzen von allen Tätigkeiten zur menschlichen Erholung durch nachhaltige Möglichkeiten(Verbot schädlicher Massnahmen)
  • Umsetzung von Methoden zur physischen und psychischen Stärkung und Schonung der Bevölkerung. Schaffung von unterstützenden Strukturen (Eine Art künstliche "Familie", die als Gruppe zusammen lebt). (Neue gesellschaftliche Konventionen um als Unterstützung körperliche Nähe, Zärtlichkeit, Sexualität einfacher bei Wunsch danach erhalten zu können.)
  • Ausrichtung der gesamten Arbeit, aller Unternehmen auf den Klimawandel
  • Globale Wiederaufforstung überall wo es möglich ist - die vielversprechensden Gebiete zuerst inkl. Einsatz aller verfügbaren menschlichen Arbeitskräfte lokal überall auf der Welt, um das zu unterstützen. (Es gibt keine ausgeschlossenen aka Arbeitslosen mehr).
  • Schaffung einer staatlichen Grundversorgung(Nahrung, Unterkunft, Gesundheitsbetreuung und ein bisschen was anderes) für alle. Die Grundversorgung steht jedem zu. Aber nichts darüber hinaus.
  • Aufbau von Wasserspeichern für Bewässerung bei Trockenheit und Puffer für Starkregenereignisse.
  • Bereitschaft zur sofortigen Evakuierung von Flutgebieten bei Eintritt | Bau von Ersatzunterkünften im Voraus.
  • Transformation der Landwirtschaft zu Nachhaltigkeit(giftfrei, Verbesserung des Lebensraumes für Pflanzen, Tiere und Menschen) und Klimaangepasst.
  • Maximierung der Verwertung von Gebrauchsgütern. Kein Sperrmüll. Alles wird nach Möglichkeit verwendet.
Jede Rohheit hat ihren Ursprung in einer Schwäche.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von DeletedUserReAsG » 02.08.2022 21:01:48

Du möchtest den Menschen das Menschsein verbieten? Na da mal viel Spaß beim Weiterdenken …

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von TRex » 02.08.2022 22:30:14

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
02.08.2022 20:25:59
Runterfahren von Digitalisierung auf notwendige Infrastruktur.
Dann mach ich hier zu? :D
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von uname » 03.08.2022 07:28:26

@heisenberg @niemand
Das Problem ist wir leben in einer Marktwirtschaft. Mit (genug) Geld kann man alles kaufen und muss nicht auf Umwelt achten.
Heute leben die meisten Menschen auf diesem Planeten nicht mehr wie arme Bauern, sondern wie Könige.
Auch die 2. und 3. Welt holt auf. Im Konsum und damit auch der Zerstörung des Planeten. Übel nehme ich es diesen Menschen nicht.
Dass die Weltbevölkerung immer weiter steigt, macht es nicht besser.

Traurig ist nur, dass wir uns von den Lobbyisten so manipulieren lassen.
So bringen E-Autos prozentual weit weniger als z. B. der Verzicht auf Fleisch.
Fleischverzicht alleine rettet den Planeten natürlich auch nicht.
Aber beim Fleisch hört natürlich der Spaß auf.

Die Umwelt wird nur da geschützt, wo es einem selbst gefällt.
Daher ist die Welt nicht zu retten. Zudem sollen doch erst mal andere Länder anfangen. ;-)
Zuletzt geändert von uname am 03.08.2022 07:39:18, insgesamt 2-mal geändert.

Huo
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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von Huo » 03.08.2022 07:38:04

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
02.08.2022 21:01:48
Du möchtest den Menschen das Menschsein verbieten? Na da mal viel Spaß beim Weiterdenken …
Vielleicht auch eine Anregung zum Weiterdenken: Diebstahl ist verboten. "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!", rufen die jugendlichen Demonstranten von Fridays for Future.

Aber auch wenn wir die Klimawende wohl kaum ohne Verbote werden schaffen können, gebe ich dir recht, dass heisenbergs Liste zu sehr nach Verzicht und saurer Pflicht riecht. Mit der notwendigen und sicher teils radikalen Transformation unserer Gesellschaft und Wirtschaft könnten nämlich im Kern durchaus beglückende Erfahrungen verbunden sein: Teilen, Tauschen, Nachbarschaftshilfe und gemeinsames Organisieren als bereichernde soziale Erfahrungen; Erfolgserlebnisse durch Eigenproduktion und Reparatur; Befreiung von Ballast und Konsumzwang; weniger Arbeitsstress und Burnout; Reduktion von Reizüberflutung ...

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von uname » 03.08.2022 07:50:41

Den Klimawandel wird man umkehren können, wenn man klimaschädliche Produkte verteuert und unklimafreundliche Produkte subventioniert und billiger macht. Es ist aktuell jedoch umgekehrt. So werden Fleisch, Fisch, Eier und Muttermilch von stillenden Kühen mit nur 7% und z. B. Pflanzenwasser mit 19% besteuert. Begründung ist vor allen, dass Muttermilch von Tieren ein Grundnahrungsmittel für Menschen sei. Pflanzenwasser hingegen nicht, es ist eher ein Luxusprodukt. Der Klimawandel interessiert nur dort, wo es Geld zu verdienen gibt wie z. B. bei E-Autos und wo die Lobby stark bzw. nicht zu stark ist. In der Landwirtschaft bzw. bei Lebensmitteln gibt es keine Veränderung. Daran ist unsere Tierindustrie nicht interessiert.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 03.08.2022 11:21:27

Den Klimawandel wird man umkehren können, wenn man klimaschädliche Produkte verteuert und unklimafreundliche Produkte subventioniert und billiger macht
Der Zug dafür ist imo längst abgefahren.
... im Angesicht des nahen Todes ...

Keine Massnahme kann so schlimm sein, wie das, was uns bevor steht.
Das Problem ist imo das Mass an Realitätsverleugnung, mit der fast alle Menschen leben. Wir leben im absoluten Wohlstand und wollen nicht wahrhaben, wie nahe die sich ankündigenden Veränderungen bereits sind.

Unsere Nachfahren werden sich vielleicht sagen: Wie dumm waren die Menschen des 20./21. Jahrhunderts? Die haben alles gewusst, was sie tun, was es verursacht und was auf sie zu kam. Trotzdem haben sie es einfach ignoriert.
Jede Rohheit hat ihren Ursprung in einer Schwäche.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von DeletedUserReAsG » 03.08.2022 12:10:57

Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 07:38:04
Vielleicht auch eine Anregung zum Weiterdenken: Diebstahl ist verboten. "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!", rufen die jugendlichen Demonstranten von Fridays for Future.
Ja, man hätte mehr in die Bildung investieren sollen: Diebstahl ist die unrechtmäßige Wegnahme von etwas. Zukunft ist eine zwingende Folge der Gegenwart, und kann überhaupt nicht weggenommen werden.
uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 07:28:26
Zudem sollen doch erst mal andere Länder anfangen.
Hast du eigentlich mal geschaut, was die Menschen hierzulande auf sich nehmen? Im internationalen Vergleich stehen sie damit nicht so schlecht da, wie du glauben lassen möchtest. Gerade vor Kurzem hab ich da ein Interview mit einem diesbezüglich Forschenden gehört, der da sinngemäß sagte: Deutschland ist zwar gemessen an der gesamten Welt klein, aber durch seine gesetzlichen Vorgaben und Förderungen ist beispielsweise hat es einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass etwa Solarstrom heute überhaupt ein Thema, und die dafür notwendige Hardware erschwinglich geworden ist. Und wenn man mal so drüber nachdenkt, klingt das gar nicht so falsch. Insofern wäre etwas Reflektion bestimmt eine gute Sache, bevor man’s so hinstellt, als würden wir hier nur kaputtmachen.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von Huo » 03.08.2022 12:28:37

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 12:10:57
Ja, man hätte mehr in die Bildung investieren sollen: Diebstahl ist die unrechtmäßige Wegnahme von etwas. Zukunft ist eine zwingende Folge der Gegenwart, und kann überhaupt nicht weggenommen werden.
Vielleicht zeugt es auch von fehlender Bildung, wenn jemand sich unfähig zeigt, etwas im übertragenen Sinn zu verstehen. Aber klar, was ist die "Wegnahme" von existentiellen Lebensgrundlagen schon im Vergleich zum Klauen von Kirschen aus Nachbars Garten.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von DeletedUserReAsG » 03.08.2022 12:54:30

Huo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 12:28:37
Vielleicht zeugt es auch von fehlender Bildung, wenn jemand sich unfähig zeigt, etwas im übertragenen Sinn zu verstehen.
Du selbst fingst doch mit’m Gesetz an (Diebstahl, verboten) – und da ist nix mit „im übertragenen Sinn“, im Gegenteil.

Das Problem ist: ihr kennt mich nicht. Und doch wollt ihr mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen hätte. Und das geht schief. Ich bin für weit weniger Emissionen und damit Umweltauswirkungen verantwortlich, als der größte Teil der Leute. Ich verzichte auf viele Sachen – für mich wurde beispielsweise noch nicht ein Kilogramm CO₂ aus Kerosin erzeugt, meine Nahrung kommt, soweit möglich, aus der Region und meine Kleidung wird getragen, bis sie verschlissen ist, und nicht etwa der Mode entsprechend erneuert. Und nun kommt ihr daher und meint, ich müsse mich noch etwas mehr einschränken? Wie wär’s denn, wenn ihr die tatsächlichen Verursacher ansprecht? Und die tatsächlichen Quellen?

Und nein – es geht hier nicht nur um mich. Ihr urteilt hier pauschal über gesamte Bevölkerungsschichten, dichtet denen die Verfehlungen von Anderen an und möchtet sie dafür bestrafen. Und einige von den Punkten, die heisenberg da aufgezählt hat, haben mich ernsthaft angesäuert. Wenn er Diktator werden und Menschen unterdrücken möchte, soll er sich in NK bewerben – unsere Gesellschaft mag zwar erhebliche Defizite an allen Ecken und Enden haben, aber dass sie resilient gegen solche Gestalten ist, ist ein eindeutiger Vorteil.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von inne » 03.08.2022 12:56:06

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 07:28:26
Zudem sollen doch erst mal andere Länder anfangen.
Durch neue Einkommen aus Gasexporten hat Island gerade auf Euronews gefragt, was sinnvolles tun mit dem Geld!
(Ich habe das nur am Rande mitbekommen es kann auch ein anderes Land gewesen sein, ich warte gerade auf die Wiederholung)

// Es war Norwegen!

PS: ich habe ein buch in dem Steht: Helfen ist wichitiger als Heilen

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 03.08.2022 13:22:15

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 12:54:30
Wenn er Diktator werden und Menschen unterdrücken möchte, soll er sich in NK bewerben
Das sehe ich übrigens ähnlich kritisch. Es ist ja nicht so, dass wir hier einen Staat haben, dessen Führung ich hier sonderlich vertraue. Hier dann noch extreme Grundrechtseinschränkungen zu vorzunehmen, das kann leicht mißbraucht werden.

Aber ich denke ich kann Dich beruhigen: Meine Vorschläge würden ohnehin (noch) nicht erfolgreich sein. Gegen die vergleichsweise geringen Einschränkungen durch die Corona-Massnahmen - die ich nicht befürworte - gibt es massive Proteste. Verbalisierter Widerstand gegen mögliche Einschränkungen aus Gründen des Klimaschutzes ist auch schon hier und da zu hören. Es würde also absolut massive Ausschreitungen geben, wenn das, was ich angerissen habe umgesetzt würde.

Ich würde mal sagen: Solange der Zustand noch halbwegs normal ist, wird niemand damit einverstanden sein. Wenn die Krise dann aber richtig begonnen hat - Tod, zwischenmenschliche Gewalt, Hunger, Angst, Verzweiflung - dann sieht das anders aus.
Ihr urteilt hier pauschal über gesamte Bevölkerungsschichten, dichtet denen die Verfehlungen von Anderen an und möchtet sie dafür bestrafen.
Für mich geht es nicht um das bestrafen. Wir sind ohnehin am Arsch. Ich könnte das auch anders formulieren: Was möchtest Du? Möchtest Du den schlimmstmöglich vorstellbaren Zusammenbruch oder doch lieber eine abgemilderte Form, bei dem die Leichenberge und das damit zusammenhängende Leid auch bei uns auch etwas kleiner sind?
Jede Rohheit hat ihren Ursprung in einer Schwäche.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von DeletedUserReAsG » 03.08.2022 13:27:25

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 13:22:15
Möchtest Du den schlimmstmöglich vorstellbaren Zusammenbruch oder doch lieber eine abgemilderte Form, bei dem die Leichenberge und das damit zusammenhängende Leid auch bei uns auch etwas kleiner sind?
Wenn du so direkt fragst: für mich einmal den schlimmstmöglich vorstellbaren Zusammenbruch, bitte. Das Ergebnis für uns Menschen ist unterm Strich eh das Gleiche, aber Leiden in die Länge zu ziehen, ist nicht human. Außerdem besteht bei einem kurzen, harten Schnitt noch eine Chance, dass zumindest andere Teile des Planeten überleben und sich wieder zu einem Ökosystem zusammenfinden können. Wenn man’s Ausbluten ewig in die Länge zieht, wird die Wahrscheinlichkeit dafür geringer.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von uname » 03.08.2022 13:28:25

Zu Norwegen:
Norwegen ist ganz schön schlau. Dort wird Öl aus dem Meer exportiert, alle Bürger verdienen daran und selbst wird auf erneuerbare Energie gesetzt.
Erneuerbare Energien sind eben umweltfreundlicher und zukunftsweisend. Macht mal wohl in Dubai genauso. ;-)
Und zudem beutet Norwegen die Fjorde und Meere mit Zuchtfisch aus. Den fischfressenden Lachs hat man dank billigem Soja aus Südamerika zum Vegetarier umerzogen. Leider wohl nicht ganz so gut für den Omega 3 - Gehalt im Fisch. Omega 3 kommt von Algen und nicht vom Fisch selbst. Dabei ist Fisch doch so gesund wegen Omega 3. Wir werden wohl alle krank werden und früh sterben oder vielleicht auch nicht. Der weltweite Konsum an Fisch ist in den vergangenen Jahren um 30% gestiegen.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von inne » 03.08.2022 13:29:55

.
Zuletzt geändert von inne am 05.08.2022 08:25:00, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von DeletedUserReAsG » 03.08.2022 13:32:33

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 13:28:25
Norwegen ist ganz schön schlau. Dort wird Öl aus dem Meer exportiert, alle Bürger verdienen daran und selbst wird auf erneuerbare Energie gesetzt.
Falls das jetzt keine Ironie war (die Anzeige meines Detektors war uneindeutig): Deutschland ist auch ganz schön schlau. Dort wird die umweltschädigende Produktion von Gütern ins Ausland ausgelagert, und für die Leute ist das ein doppelter Gewinn: die unmittelbare Umgebung ist sauber, und die Produkte sind billig.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von Huo » 03.08.2022 13:32:49

Verbote sind nicht grundsätzlich ein Ausweis von Diktatur, sondern können in Demokratien Rechtssicherheit geben, und darüber hinaus ein Mittel der Regulierung und Befriedung darstellen. Ich bin jedenfalls froh, dass ich seit 2007 nicht mehr fast überall damit rechnen muss, durch Raucher belästigt und in meiner Gesundheit gefährdet zu werden. Und der Clou: Nach anfänglichen Protesten befürwortet heute ein Großteil der Gastwirte und sogar der Raucher (!) die restriktiven Rauchverbote. Ähnliches gilt für die Gurtpflicht.

Deutlich mehr als 50 Prozent der Deutschen sind längst auch für ein Tempolimit und ein Verbot von Massentierhaltung. Nur die FDP hält mit einem fragwürdigen Freiheitsbegriff wacker dagegen, um ihre spezielle Klientel nicht zu vergrämen. Es gibt also Verbote in Deutschland und die Menschen wollen Verbote – warum sollte man ausgerechnet bei einem so exstentiellen globalen Ziel, wie es der Klimaschutz dastellt, von Verboten absehen?

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von uname » 03.08.2022 13:35:21

Für die Massentierhaltung ist es egal. Hähnchen werden sowieso nur 32 Tage alt. Sollte der Zeitraum der weltweiten Apokalypse weniger als 32 Tage betragen, können die Tiere froh sein, bereits früher zu sterben. Und so schlimm war Tschernobyl für die Tiere in der Umgebung des Kernkraftwerks auch nicht. Dort sind strahlende Landschaften entstanden.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von uname » 03.08.2022 13:38:08

niemand hat geschrieben:Falls das jetzt keine Ironie war (die Anzeige meines Detektors war uneindeutig): Deutschland ist auch ganz schön schlau. Dort wird die umweltschädigende Produktion von Gütern ins Ausland ausgelagert, und für die Leute ist das ein doppelter Gewinn: die unmittelbare Umgebung ist sauber, und die Produkte sind billig.
Es war keine Ironie. Bei Interesse schau über Fisch und Norwegen: https://www.youtube.com/watch?v=8_Sl_wjiOyI
Der Beitrag ist extra schon fast 10 Jahre alt und vom ORF. Nicht dass jemand behauptet es hätte sich in den letzten 10 Jahren viel verändert wegen Corona, Querdenker usw. Sehr wahrscheinlich ist nur die Menge gestiegen. Wie oben geschrieben etwa +30% in den letzten 15 Jahren. Wer gerne Fisch isst, sollte den Beitrag nicht anschauen. Vor allen nicht den Teil woraus Schlemmerfilet besteht oder bestehen kann. (Wer es doch wissen will: Youtube-Auszug). Auf Netflix gibt es den Film Seaspiracy. Habe ich aber nicht gesehen.
niemand hat geschrieben:Deutschland ist auch ganz schön schlau.
Dass andere schlecht sind, bedeutet nicht, dass wir besser sein müssen oder sind.
Aber gerne verweist man darauf, dass andere noch schlechter sind, um das eigene Verhalten nicht zu ändern.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von heisenberg » 03.08.2022 21:22:30

niemand hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 13:27:25
Wenn du so direkt fragst: für mich einmal den schlimmstmöglich vorstellbaren Zusammenbruch, bitte. Das Ergebnis für uns Menschen ist unterm Strich eh das Gleiche, aber Leiden in die Länge zu ziehen, ist nicht human. Außerdem besteht bei einem kurzen, harten Schnitt noch eine Chance, dass zumindest andere Teile des Planeten überleben und sich wieder zu einem Ökosystem zusammenfinden können. Wenn man’s Ausbluten ewig in die Länge zieht, wird die Wahrscheinlichkeit dafür geringer.
Ich sehe hier zwei verschiedenen Szenarien
  1. Der komplett unvorbereitete Crash des Systems.
  2. Crash nach herunterfahren des Systems mit Notfallmassnahmen. Bzw. vorheriges planen und vorbereiten von Notfallmassnahmen, die aktiviert werden, sobald der Crash-Zeitpunkt eintritt.
Die Art Probleme, die in der Zukunft auf uns zu kommen, sind für mich in beiden Fällen gleich. Lediglich das Ausmaß der Probleme zwischen beiden Szenarien ist unterschiedlich.

Mit diesen Problemen rechne ich:
  • Zusammenbruch der Infrastruktur(Strom,Handel,Produktion,Wasserver-/entsorgung,Internet,Müllentsorgung,komplette Staatsverwaltung,Polizei, medizinische Versorgung, Geldsystem, Armee, Fernkommunikation)
  • Hygieneprobleme(-> Krankheiten)
  • Hunger bzw. Ernährungsprobleme
  • mangelnder Schutz vor Wetter(Feuchtigkeit, Temperatur)
  • Verlust des Lebensstandards(Hilfsmittel der Lebensgestaltung, Mobilität)
  • extreme Gewalt / Verlust der Sicherheit (Entstehung von Clans, Enstehung und Privatarmeen als neue Machtfaktoren - die Reichen werden vorsorgen, bzw. haben das schon)
  • Entstehung neuer Strukturen auf der Basis des Recht des Stärkeren mit viel Brutalität
  • Unkontrollierte Verbreitung globale von Waffen aus Armeebeständen
  • vielfältige Konfrontation mit Tod und Leid
  • Außer Kontrolle geraten von gefährlichen Technologien(z. B. kerntechnische Anlagen wie Reaktoren und Lagerstätten, Entweichen giftiger Stoffe aus der Chemieindustrie, also Verstrahlung und Verseuchung der Umwelt und der Resourcen, Explosionen)
Letztlich wird ein Teil der Menschheit überleben und ein Teil stirbt. Das überleben sehe ich tendenziell eher bei denen, die in sehr einfachen Lebensverhältnissen leben: Bäuerliches Leben, dass die Grundbedürfnisse selbst befriedigt. Sterben sehe ich hauptsächlich in sehr fortgeschrittenen Lebensverhältnissen, die sich aufgrund von Spezialisierung nicht selbst versorgen können und auch körperlich dazu schwerlich in der Lage sind. Die Überlebenschance wird in Großstädten nochmal schlechter sein als auf dem Land.

Im Fall a) werden vermutlich einfach sehr viele Menschen sterben. Die anschließend noch verbleibenden Menschen sind nicht unbedingt in der Lage auf planetarer Ebene notwendige Aufgaben zu erledigen.

Wenn für den Fall b) z. B. bereits jetzt global mit intensiver Aufforstung beginnen, und uns erwischt irgendwann der Crash, dann können die überlebenden damit auf Low-Tech Ebene als "Erbe und Lebensaufgabe der Menschheit" weitermachen und damit in der Hoffnung noch mittelfristig die Klimaentwicklung positiv beeinflussen zu können. Der Vorteil bei einem Zusammenbruch aus Klimawandelsicht ist, dass die menschengemachten Emissionen sofort auf nahe 0 kommen, die Vergiftung der Umwelt sich drastisch reduziert und die Ökosysteme sich ab da zumindest teilweise beginnen zu regenerieren. Ob das aber noch ausreichen wird, um das Klima zu beeinflussen, ist eine ungeklärte Frage.

In beiden Fällen wird die Menschheit stark in Ihrer Entwicklung zurück geworfen. Im Fall a) natürlich noch weit mehr.

Dein obiges Zitat integriere ich in mein Szenario so, dass es bedeuten würde, dass vielleicht 3-4 Mrd. Menschen mehr sterben werden, als wenn diese (aussichtlos) noch ums überleben kämpfen müssen. Ich denke, das Leben wird nach dem Crash ohnehin für die meisten ein Kampf - ein Leiden - werden. Ich sehe ebenso, dass dieses Leiden das neue Selbstverständnis werden wird. So ähnlich wie nach dem Krieg. Insofern ist das meiner Ansicht nach Leiden nicht falsch, was zu beenden wäre, sondern das neue "normal".

Nachtrag 1:

Ich könnte mir vorstellen, dass Chinesen/Asiaten für diese Situation besser gewappnet sind, wegen der gesellschaftlichen Ausrichtung auf den Gemeinsinn und auch vielleicht gerade durch die schon länger praktizierte Brutalität dabei, das Gemeinwohl gegen den Widerstand von Minderheiten und Einzelnen mit durchzusetzen.

Soylent Green finde ich insgesamt im Vergleich dazu einen recht niedlichen Endzeitfilm.

Nachtrag 2:

Aus dem Bericht der UN - Mai 2022 „Global Assessment on Disaster Risk Reduction(GAR2022)" [1]
Die immer stärkeren Synergien zwischen Katastrophen, wirtschaftlicher Anfälligkeit und dem Versagen von Ökosystemen erhöhen das Risiko eines „globalen Zusammenbruchsszenarios“.
Des weiteren von der Webseite [1], die sich auf diesen Bericht bezieht:
Es gibt jedoch allen Grund zu der Befürchtung, dass ein Prozess des Zusammenbruchs bereits begonnen hat, auch wenn es noch möglich ist, ihn zu bremsen.

Ein leitender Berater des Büros der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge, der zum Global Assessment Report beigetragen hat, sprach anonym mit Byline Times und behauptete, dass der GAR2022 vor seiner Veröffentlichung verwässert worden sei.
...
„Der GAR2022 ist nur ein leerer Umschlag, der von dem, was in den vorherigen Versionen enthalten war, befreit wurde“, sagten sie.
[1] https://www.bags-ev.de/2022/06/25/plane ... m-kollaps/
Jede Rohheit hat ihren Ursprung in einer Schwäche.

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Re: Lesetipp: "Losing Earth"

Beitrag von Huo » 04.08.2022 07:14:34

heisenberg hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
03.08.2022 21:22:30
Ich sehe hier zwei verschiedenen Szenarien
  1. Der komplett unvorbereitete Crash des Systems.
  2. Crash nach herunterfahren des Systems mit Notfallmassnahmen. Bzw. vorheriges planen und vorbereiten von Notfallmassnahmen, die aktiviert werden, sobald der Crash-Zeitpunkt eintritt.
Deine beiden Szenarien erinnern mich von ferne an den englischen Philosophen und Klimaaktivisten Rupert Read, der von drei denkbaren Zukunftsszenarien ausgeht [1]:
(1) Diese Zivilisation könnte gänzlich und endgültig zusammenbrechen [...]
(2) Dieser Zivilisation (uns) gelingt es, den Keim für (eine) zukünftige Nachfolge-Zivilisation(en) zu legen, wenn sie zusammenbricht. Oder
(3) Dieser Zivilisation gelingt es irgendwie, sich auf vernünftige Weise, radikal und rasch, in unvorhergesehener Weise und rechtzeitig zu transformieren, um dem Zusammenbruch zu entgehen.
Sein drittes Szenario (wie es bei Dir ja schon gar nicht mehr vorkommt) betrachtet Read als "bei weitem am unwahrscheinlichsten, wenn auch das am meisten wünschenswerte". Die beiden anderen Szenarien wären, so er, mit "Leid und Tod in unvorhersehbarem Ausmaß" verbunden, wobei (1) die "Auslöschung oder Nahezu-Auslöschung der Menschheit" bedeutete.

[1] Read, Rupert; Alexander, Samuel: Diese Zivilisation ist gescheitert. Gespräche über die Klimakrise und die Chance eines Neuanfangs. Hamburg: Meiner, 2020, S. 11

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