Meine Erfahrungen mit Debian 11.1/11.2 waren bisher nicht so gut. Das System läuft zwar, aber da klemmt so vieles, dass ich für's gewöhnliche "Arbeiten" erst mal weiter die Parallelinstallation von Debian 10.11 nutze.
Das Upgrade von einem Debian 10 auf's 11er lief völlig schief. Irgendwann konnten dselect und aptitude nix mehr auf die Kette kriegen; da jedoch auch im 10er schon Seltsamkeiten rund um apt, aptitude und dselect aufgetreten waren, kommt das Problem vermutlich noch von dort. Ich ließ den Upgrade-Versuch bleiben und installierte das seinerzeit aktuelle 11.1 komplett neu, später wurde es durch reguläre Updates auf 11.2 gebracht.
Audacity konnte in beiden 11er-Versionen Ton nicht vernünftig abspielen. Unter 11.1 wurde immer nur ein kurzes Stück (weniger als 1 Sekunde) abgespielt, dann hörte es auf. Mit 11.2 wurde zwar alles abgespielt, doch es klang, als hätten sich Sprechende vor der Aufnahme erst mal 'nen Schluck Helium gegönnt.
Libre Office ist sehr absturzfreudig beim Abspeichern neuer Einstellungen. Es hat außerdem auch kein Symbol mehr, um "ein Verzeichnis höher" zu gehen im Datei-Öffnen-Dialog. Ich muss dann von Hand oben im Eingabefeld einen anderen Pfad hinschreiben. Da meine Textdateien nicht unter /home/$USER liegen, muss ich den Stunt jedes Mal nach dem Start von Libre Office hinlegen.
The Gimp verwendet standardmäßig ein "Theme" (Farbschema), das bei meinem "Fenster-Setup" (fluxbox, Style "Nyz") die Auswahlen in Menüs weiß auf weiß darstellt. Trägt nicht gerade zur Lesbarkeit bei. Warum hat man hier nicht "System" als "Default" eingestellt?
Alles, was sich auf den VESA-Grafikstandard stützt, funktioniert nicht richtig. Der VESA-Server von X bekommt beim Umschalten auf die Konsole und wieder zurück fast immer psychedelische Farben, und das ganz ohne LSD oder komische Pilze. uvesafb als "Framebuffer" für die Konsole funktioniert bei keinem der selbst kompilierten Kernels mehr, was auf Debian 10.11 noch ging; mit dem vorkompilierten Originalkernel von Debian 11 geht's zwar, der hat aber keine Unterstützung für meine alte Soundkarte (Ensoniq/Sound Blaster ES1371) mehr. Da der Originalkernel seine Konfiguration nicht in /proc/config oder /proc/config.gz bereit stellt und die installierbaren Konfigurationen definitiv andere sind als die für den vorkompilierten Kernel, kann ich auch nicht einfach 'rausfinden, woran's nun genau liegt. Schade, VESA wäre als "Kompatibilitätseinstellung" für so manche ungewöhnliche Hardware recht nützlich gewesen.
Überhaupt, der Kernel-Selberbau: Diverse Kernels, die es noch mit Debian 10.11 tun, liefen hier zunächst gar nicht. Einige wollten rätselhafterweise nur noch als 32-Bit-Kernels funktionieren. Ansonsten hat es viel Ärger wegen der Firmware für AMD-Grafikkarten gegeben. Zunächst hatte ich vergessen, die non-free-Quellen in /etc/apt/sources.list einzutragen. Diverse Kernels meldeten dann, sie hätten keine Firmware gefunden. Beim Umschalten auf Grafik konnte es passieren, dass der Rechner neu bootete, dass die Konsole "einfror", oder aber dass der Kernel mit einer "Kernel panic" stehen blieb. Ich habe den bösen Eindruck, dass der Kernel hier versuchte, die gar nicht gefundene Firmware zu benutzen, und somit
irgendwelchen Code ausführte.
Nach dem Installieren der Firmware lief das alles nämlich.
Dann fiel noch auf, dass mit der neuen (?) Firmware die AMD-Karte nun eher über den Radeon-Support statt den AMDGPU-Support läuft. Einige Tage danach wurde nach einem Update meine Debian-10.11-Installation von derselben Änderung "befallen".
Scrollbalken und andere Fensterelemente unter X machen immer mal wieder Ärger. Mal reagieren sie nicht oder nicht richtig, und mal verschwinden sie. Ist die Fensterleiste oben weg, krieg' ich so manches Programm nicht mehr zu.
Finalemente: Wieder einmal klappte es mit Debian 11.1 nicht, wenn man in Thunderbird einen Link in einer E-Mail anklickte und auf das Öffnen des Firefox wartete. Erst mit 11.2 ging das plötzlich wieder. Kommt gefühlt auch alle zwei Jahre wieder, das Problem.
Nahezu alle diese Probleme traten sowohl bei der 64-Bit- wie auch der 32-Bit-Version von Debian 11 auf.
tl;dr: So hat sich meine eigene Faustregel wieder mal bestätigt: Neue Hauptversionen von Debian laufen meistens erst dann zufriedenstellend, wenn die nächste Version schon in den Startlöchern steht. Da die Probleme meistens durch Updates verschwinden und nicht etwa dadurch, dass ich eigene Fehler finde und beseitige, glaube ich nicht, dass es an mir oder meiner (immer mal wieder geänderten) Hardware liegt.