Liegt hier ein Debian-Paketierungsfehler vor (Bugreport ja/nein/wie)?

[Korodny]

Ich hab jetzt sicher zum sechsten oder siebten Mal jemanden (meist hier im Forum), der gerade über irgendwelche UI-Probleme bei plibreoffice klagt, gefragt ob er libreoffice-gtk3 bzw. libreoffice-qt5 installiert hat. Die Antwort war fast immer "Nein", und die Installation eines der Pakete hat die Probleme beseitigt.

LibreOffice hat ein eigenes UI-Toolkit namens VCL. Dessen Existenz war der Grund, dass StarOffice für so viele Plattformen verfügbar war - Look&Feel des UI wurden ursprünglich einfach ein bisschen an die Zielplattform (Windows, Linux, Mac OS...) angepasst. Mittlerweile gibt es aber unter Linux Zusatzmodule, die die eigentliche "Darstellung" so weit wie möglich einem nativen UI-Toolkit überlassen. Bei Einsatz von libreoffice-gtk3 werden bspw. alle Dialogfenster, Drop-Down- und Context-Menüs, Tooltips etc. von GTK3 gehandhabt. Welches UI-Modul zum Einsatz kommt, entscheidet LO anhand der eingesetzten Desktop-Umgebung: Bei Gnome, Xfce etc. wird bspw. versucht, libreoffice-gtk3 zu benutzen - falls installiert - ansonsten (nehme ich an) libreoffice-qt5. Falls das auch nicht vorhanden ist, ist der Fallback dann VCL.

VCL hat aber auf modernen Systemen zunehmend Probleme: Menüs und Toolbars zu klein, optisch hässlich, Optionen in Druck- oder Speicher-Dialogen fehlen usw. Aber wenn ich als Endnutzer das Paket "libreoffice" installiere, wird *-(gtk3|qt5) nicht mit installiert weil weder benötigt noch empfohlen. Man kann zwar libreoffice-gnome oder libreoffice-kde5 installieren - aber abgesehen davon dass das für Nutzer anderer DEs wenig intuitiv ist, sucht und installiert natürlich jeder erstmal "libreoffice" und denkt, er sei versorgt.

Da immer wieder Personen mit den genannten UI-Problemen auftauchen, würde ich dazu gerne mal einen Bugreport abgeben. Die Frage ist nur: wo bzw. wie? Wie würde man dieses Problem auf Paket-Ebene sinnvoll angehen? Streng genommen ist das Paket "libreoffice" komplett - die Beschreibung spricht von "zusätzlicher Funktionalität" die von Paketen wie libreoffice-gtk3 bereit gestellt wird. Die Installation beider UI-Pakete zu erfordern scheint mir auch wenig elegant.

[MSfree]

Ich hab jetzt sicher zum sechsten oder siebten Mal jemanden (meist hier im Forum), der gerade über irgendwelche UI-Probleme bei plibreoffice klagt, gefragt ob er libreoffice-gtk3 bzw. libreoffice-qt5 installiert hat. Die Antwort war fast immer "Nein", und die Installation eines der Pakete hat die Probleme beseitigt.

Zumindest bei mir sind Recommends und Suggests ausgeschaltet, und dann wird keines der beiden GUI-Kits installiert. Falls es nur mit den Recommends/Suggests zusammenhängt, wäre das gewolltes Verhalten und kein Bug.

[hikaru]

Interessante Problemstellung!
Technisch wäre das zwar zu lösen, aber das wäre wohl eher hässlich.

Die naheliegende Idee wäre natürlich, libreoffice-gtk3 | libreoffice-qt5 zum Recommends von libreoffice zu machen. Aber das wird im Normalfalls dazu führen, dass auch KDE-Nutzer libreoffice-gtk3 installiert bekommen, weil die Alternativpaketauswahl nicht schlau genug ist, um nach dem Desktop zu schauen.
Man könnte das lösen, indem man ein weiteres Metapaket dazwischenschaltet, nennen wir es libreoffice-ops, das nichts weiter tut als im postinst-Script nachzuschauen, welcher Desktop gerade läuft, und dann eines der beiden anderen Pakete installiert.

Das ist aus zwei Gründen hässlich:
1. Es ist nicht garantiert, dass der Desktop der gerade läuft (falls überhaupt einer) auch der ist, unter dem später LO benutzt werden soll.
2. Solche "nachladenden" Pakete haben generell den Nachteil, dass sie den Installationsprozess unsauberer machen, denn man braucht nun nicht nur während der Paketauswahl, sondern auch während der Paketinstallation Zugriff auf das Repo, also für gewöhnlich Internetzugang. Und die Statistik während der Paketauswahl stimmt auch nicht mehr.

Nichtsdestotrotz halte ich es für sinnvoll, zumindest die Diskussion darüber bei Debian anzustoßen. Schreib doch mal einen wishlist-Bugreport gegen libreoffice! Immerhin behaupten die beiden Pakete, dieses zu verbessern.

[mcb]

Ja - das tritt auch auf wenn man vom backport zurück wechselt. War kein Spaß...

[Blackbox]

Ja - das tritt auch auf wenn man vom backport zurück wechselt.

Es wird doch aber kein Nutzer gezwungen, die Debian Backports zu verwenden.
Zumal es die eingesetzte Hardware nicht (mehr) erfordert.

[dasebastian]

Ist ein interessanter Gedanke, da was anzustoßen.

Bei mir traten nach Umstellung der Arbeitsumgebung auch Probleme mit LO auf, die ich so überhaupt nicht erwartet hatte.

ABER wenn man ein bisschen rumguckt und sich nicht scheut, was auszuprobieren, wird man eigentlich schnell fündig.

Ich glaube die fertigen Desktopumgebungen bringen die entsprechenden Pakete sowieso mit? Und wer sich selber was bastelt sollte eigentlich auch wissen, dass man hin und wieder mal in Wikis suchen kann?

Weil das durch Portierung zu verschlimmbessern (ich zB. hasse es, wenn mir qt5-Pakete untergejubelt werden) hat in der Tat auch was Verpfuschtes.

Meine 5c.