Zahlensysteme

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uname
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Beitrag von uname » 13.02.2023 13:44:25


Abgetrennt von hier: viewtopic.php?p=1320109#p1320109


uname hat geschrieben:Wobei eigentlich dumm, da ich lieber altmodisch in duodezimal denke.
Meillo hat geschrieben:Was es nicht alles gibt!
Vor allen die 3 ist ein unnötiges Problem schon in der Grundschule. Scheint aber dem modernen Menschen mit Taschenrechner egal zu sein.

10 hat die Teiler 2, 5 (und 10)
12 hat die Teiler 2, 3, 4, 6 (und 12)
60 hat die Teiler 2,3, 4, 5, 6, 12 (und 60)

1 (10) geteilt durch 3 = 0.3333.... (10er-System)
1 (12) geteilt durch 3 = 0.4 (12er-System)
1 (60) geteilt durch 3 = 0 und 15 Minuten (60er-System)

12 bzw. 60 mag einem komisch vorkommen (außer bei Monaten, Uhrzeit, Winkel, warum wohl? :facepalm: ). Würden wir aber alle duodezimal oder sexagesimal rechnen, würde niemand irgendwas Negatives merken und das 3er-Problem wäre gelöst. Dafür hätten wir das 5er-Problem aber auch nur bei duodezimal und nicht bei sexagesimal. :mrgreen:

Natürlich gibt es weitere Zahlensysteme wie z. B. das Oktalsystem zur Basis 8, welches wohl auf Melmak verwendet wurde.

Als kleine Aufgabe zum Oktalsystem (Basis 8 ):
12 (8) ist in dezimal? Hier die Lösung: Alf 52. Nebenjob gesucht (Minute 20:50)
Zuletzt geändert von Meillo am 13.02.2023 14:26:53, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Abgetrennt

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von cosinus » 13.02.2023 14:34:50

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 13:44:25
Vor allen die 3 ist ein unnötiges Problem schon in der Grundschule. Scheint aber dem modernen Menschen mit Taschenrechner egal zu sein.
Hast du drei gesagt? :)
Dazu, also zum Ternärsystem, gab es auch mal was vom Weitz :D https://www.youtube.com/watch?v=1OPh9ZYXmG4
(ab 24:45)

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von Meillo » 13.02.2023 14:54:15

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 13:44:25
Vor allen die 3 ist ein unnötiges Problem schon in der Grundschule. Scheint aber dem modernen Menschen mit Taschenrechner egal zu sein.

10 hat die Teiler 2, 5 (und 10)
12 hat die Teiler 2, 3, 4, 6 (und 12)
60 hat die Teiler 2,3, 4, 5, 6, 12 (und 60)

1 (10) geteilt durch 3 = 0.3333.... (10er-System)
1 (12) geteilt durch 3 = 0.4 (12er-System)
1 (60) geteilt durch 3 = 0 und 15 Minuten (60er-System)
Das ist insofern wenig Argument, weil jede Basis passende und unpassende Teiler hat. Im einen Fall passt halt die 3 und im anderen die 5.
uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 13:44:25
12 bzw. 60 mag einem komisch vorkommen (außer bei Monaten, Uhrzeit, Winkel, warum wohl? :facepalm: ). Würden wir aber alle duodezimal oder sexagesimal rechnen, würde niemand irgendwas Negatives merken und das 3er-Problem wäre gelöst. Dafür hätten wir das 5er-Problem aber auch nur bei duodezimal und nicht bei sexagesimal. :mrgreen:
Nun mag man sagen, dass mehr Teiler besser als weniger sind. Wenn man sich aber 60 separate Zahlennamen und -zeichen ausdenken muesste, waere das auch wenig hilfreich. 60 Minuten sind ja kein Zahlensystem zur Basis 60, sondern die Zahlen sind dezimal geschrieben und benannt.

Dein Hinweis auf Uhrzeit und Winkel kann ich nachvollziehen. Dort war die Teilbarkeit in der Praxis wahrscheinlich von Bedeutung ... wenngleich religioese Zahlenbedeutungen wohl auch ihren Einfluss hatten. (Vermessungstechniker rechnen heute mit 400-Grad Gon, statt 360-Grad. Daraus schliesse ich, dass der damalige Vorteil heute nicht mehr relevant ist und die Dezimalitaet vorteilhafter ist.)

Der Verweis auf die Monate ist nicht valide, da es reiner Zufall ist, dass ein Erdjahr ungefaehr zwoelf Mondumkreisungen entspricht. (Das erklaert auch die Tierkreiszeichen.) Da dies viel frueher erkannt wurde als die Stunden erfunden worden sind, wurde die Zahl vielleicht nur auf aehnliches uebernommen. (Die 12 Stunden sind allerdings sowieso interessant, da sie einzig auf dem analogen Zifferblatt vorkommen. Wahrscheinlich aus mechanischen und optischen Gruenden. Der Tag hat ja 24 Stunden.)

Das alles hat aber wenig mit Zahlensystemen zu tun, da ein Zahlensystem in meinem Verstaendnis eine separate Notation und Benennung jedes Zeichens erfordert. (Fuer das von dir verlinkte Duodezimalsystem gibt es diese. Fuer die Uhrzeit oder Gradmasse aber nicht.)

Ich frage mich, inwiefern 12er- und 60er-System in der Praxis relevante Vorteile bieten. Wenn man nicht mit Kommazahlen, sondern mit Bruechen rechnet, dann kann man die 3er-Teilung gleichermassen exakt und einfach im Dezimalsystem durchfuehren. (In der Schule lernt man Rationale Zahlen auch vor den Reellen Zahlen ... zumindest war das in Vor-Taschenrechnerzeichen so.) Brueche sind ja letztlich Uebersetzungen zwischen verschiedenen Basen.

Beim Binaersystem sehe ich dagegen tatsaechlich praktische Vorteile, durch nur zwei Ziffern, weil das mit Strom einfach realisiert werden kann. (Oktal- und Hexadezimalsystem sind nur verkuerzte Schreibweisen des Binaersystems.)

Wann ist ein Rechensystem mit anderer Basis in der Praxis tatsaechlich wertvoll. Kann man damit manche mathematischen Probleme besser loesen? Kann es also in der Wissenschaft helfen? Und wie sieht es in der taeglichen Praxis der Bevoelkerung aus?
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Re: Zahlensysteme

Beitrag von uname » 13.02.2023 15:14:32

@Meillo
In vielen Punkten stimme ich dir zu. Die etwa 360 Tage (12 x 30) im Jahr haben schon die Zahlensysteme zur Basis 12 und 60 beeinflusst.
Meillo hat geschrieben:Die 12 Stunden sind allerdings sowieso interessant, da sie einzig auf dem analogen Zifferblatt vorkommen. Wahrscheinlich aus mechanischen und optischen Gruenden. Der Tag hat ja 24 Stunden.
Hier stimme ich dir nicht zu. Wahrscheinlich durch die Beeinflussung durch die 360 Tage oder 12 Monate hat man dann für den Tag 12 Stunden und für die Nacht auch 12 Stunden genommen. Früher waren Tag und Nacht viel mehr getrennt ohne künstliche Beleuchtung usw. Auch hat man den Zeitraum einer Stunde in 60 (!!!) Minuten und den Zeitraum einer Minute in 60 (!!!) Sekunden aufgeteilt. Eine Sekunde gibt es im Universum nicht. Man hätte den Tag auch vollkommen anders z. B. zur Basis 10 aufteilen können. Das hat man aber nicht gemacht.
Zuletzt geändert von uname am 13.02.2023 15:17:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von cosinus » 13.02.2023 15:17:07

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 15:14:32
Man hätte den Tag auch vollkommen anders z. B. zur Basis 10 aufteilen können. Das hat man aber nicht.
Gab es die Idee nicht nach der französischen Revolution? Da wollte man doch versuchen, überall das Dezimalsystem einzuführen. https://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3% ... nskalender

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von Meillo » 13.02.2023 15:25:00

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 15:14:32
Die etwa 360 Tage (12 x 30) im Jahr haben schon die Zahlensysteme zur Basis 12 und 60 beeinflusst.
So habe ich das bisher noch nicht gesehen.
uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 15:14:32
Meillo hat geschrieben:Die 12 Stunden sind allerdings sowieso interessant, da sie einzig auf dem analogen Zifferblatt vorkommen. Wahrscheinlich aus mechanischen und optischen Gruenden. Der Tag hat ja 24 Stunden.
Hier stimme ich dir nicht zu. Wahrscheinlich durch die Beeinflussung durch die 360 Tage oder 12 Monate hat man dann für den Tag 12 Stunden und für die Nacht auch 12 Stunden genommen. Früher waren Tag und Nacht viel mehr getrennt ohne künstliche Beleuchtung usw.
Die staerkere Trennung verstehe ich. Auch, dass Sonnenuhren ja nur tagsueber laufen koennen. Interessant ist dann wiederum, dass die 12h-Haelftelung nicht Tag und Nacht ist, sondern quer dazu. Es gibt also nicht die Tag-12h und die Nacht-12h. Also wirkt es wenig passend, die Tag-Nacht-Trennung als Grund fuer die Haelftelung anzufuehren, weil die Haelftelung gar nicht entlang dieser Trennlinie verlaeuft. ;-)
uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 15:14:32
Auch hat man den Zeitraum einer Stunde in 60 (!!!) Minuten und den Zeitraum einer Minute in 60 (!!!) Sekunden aufgeteilt. Eine Sekunde gibt es im Universum nicht. Man hätte den Tag auch vollkommen anders z. B. zur Basis 10 aufteilen können. Das hat man aber nicht gemacht.
Ich meine mich zu erinnern, dass die 60 von den Babyloniern oder so stammt. Man muss da die Entwicklungszeit beruecksichtigen. Die Stunden sind in einem anderen Zeitalter eingeteilt worden als die Minuten und Sekunden. Gleichermassen sind die Sekundenbruchteile erst in einer Zeit relevant und damit definiert worden, als nun eben das Dezimalsystem vorherrschend war.
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Re: Zahlensysteme

Beitrag von uname » 13.02.2023 15:29:08

Bei Interesse schau dir mal dieses Video an.

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von hikaru » 13.02.2023 15:56:54

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 15:25:00
Auch, dass Sonnenuhren ja nur tagsueber laufen koennen. Interessant ist dann wiederum, dass die 12h-Haelftelung nicht Tag und Nacht ist, sondern quer dazu.
Das wiederum lässt sich leicht erklären:
Der Zenitdurchgang als Referenzpunkt für die lokale Sonnenzeit ist einfach zu bestimmen. Zeitpunkt von Sonnenauf- und -untergang ändern sich hingegen jeden Tag, und das noch nicht mal gleichmäßig [1] und sogar wetterabhängig [2].
D.h., wenn man mit einfachsten Mitteln eine konstante Zeitmessung umsetzen will, z.B. durch die Kombination einer Sonnenuhr für eine präzise Referenzpunktbestimmung und einer Sanduhr für eine akkurate Zeitverlaufsmessung, dann drängt sich "12 Uhr mittags" so dermaßen als Nullpunkt auf, dass man fast schon fragen muss, warum da nicht auch der Datumswechsel stattfindet.

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitgleichung
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Terrestrische_Refraktion

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von Meillo » 13.02.2023 16:12:30

@hikaru: Das leuchtet mir ein. Aber man haette die Mittagszeit auch einfach auf die Mitte der Tageshaelfte, also auf sechs Uhr, legen koennen, wenn die Tag-Nacht-Haelftelung so wichtig gewesen waere. Da das nicht der Fall ist, scheint mir die Trennung in Tag und Nacht *nicht* der treibende Grund fuer die Teilung des Tages in zwei 12h-Haelften gewesen zu sein. Das macht einfach keinen Sinn.

Man sollte nun wissen, wann die Stunde (als 1/24 Tag) aufgekommen ist und was fuer Arten der Zeitmessung zu der Zeit genutzt wurden. Das wuerde mehr Aufschluss geben.

Am meisten Sinn machen die 12h auf dem Ziffernblatt der mechanischen Uhr. Bei Sonnenuhren taucht die 12 nicht auf. Da ist es egal, wie viele Unterteilungen markiert sind. Bei Kerzenuhren ist es auch recht egal. 45-Minuten- oder 1,5h-Einheiten waeren ebenso gut gewesen ... und waren es damals vielleicht auch. Die 12 wirkt auf mich eher christlich gepraegt. Wobei ich noch nicht verstehe, warum der Tag dann nicht 12h hat sondern 24h.

... naja, warte ich halt mal, bis ihr mich diesbezueglich belehrt. ;-)
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Re: Zahlensysteme

Beitrag von uname » 13.02.2023 16:17:17

@Meillo
Ich denke wir müssen noch etwas suchen, warum die Aufteilung so ist, wie sie ist. Ich weiß es auch nicht. Aber vielleicht hat man den Mittag als Nullinie gesehen. Ist ja schon ein wichtiger Zeitpunkt.
hikaru hat geschrieben:Der Zenitdurchgang als Referenzpunkt für die lokale Sonnenzeit ist einfach zu bestimmen. Zeitpunkt von Sonnenauf- und -untergang ändern sich hingegen jeden Tag, und das noch nicht mal gleichmäßig [1] und sogar wetterabhängig [2].
Sehr wahrscheinlich meinst du eher den (wahren) Mittag. In Deutschland ist der (wahre) Mittag in der Winterzeit durchschnittlich etwa eine halbe Stunde und in der Sommerzeit sogar anderthalb Stunden später als per Uhrzeit vorgegeben. Sollte eigentlich die Sommer- oder die Winterzeit abgeschafft werden? Schöne Videos zur flachen Erde und Geodäsie gibt es bei Flo Plus.
Zuletzt geändert von uname am 13.02.2023 16:21:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von Livingston » 13.02.2023 16:21:27

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 16:12:30
Wobei ich noch nicht verstehe, warum der Tag dann nicht 12h hat sondern 24h.
Ich glaube, das ist einfach: Tag -> gut/fleißig/rechtschaffen, Nacht -> böse/faul/Zeit der Wegelagerer/Tunichtgute/Schlagetots/Halsabschneider
Also gerade nicht 24h, sondern zwei getrennte Daseinsformen in einem Tag-/Nachtzyklus
Der Hauptunterschied zwischen etwas, was möglicherweise kaputtgehen könnte und etwas, was unmöglich kaputtgehen kann, besteht darin, dass sich bei allem, was unmöglich kaputtgehen kann, falls es doch kaputtgeht, normalerweise herausstellt, dass es unmöglich zerlegt oder repariert werden kann.
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Re: Zahlensysteme

Beitrag von Meillo » 13.02.2023 16:27:13

Livingston hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 16:21:27
Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 16:12:30
Wobei ich noch nicht verstehe, warum der Tag dann nicht 12h hat sondern 24h.
Ich glaube, das ist einfach: Tag -> gut/fleißig/rechtschaffen, Nacht -> böse/faul/Zeit der Wegelagerer/Tunichtgute/Schlagetots/Halsabschneider
Also gerade nicht 24h, sondern zwei getrennte Daseinsformen in einem Tag-/Nachtzyklus
Danke. Die Beschreibung war hilfreich.

... bloss sind es halt nicht 12 reine und 12 boese Stunden, sondern jeder 12h-Teil hat eine reine und boese Haelfte. Das klingt so gar nicht christlich ... sondern viel mehr nach fernoestlicher Philosophie. ;-)
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Re: Zahlensysteme

Beitrag von Livingston » 13.02.2023 16:35:12

Grad noch in den Spektrum-Scilogs was zum Thema gefunden: https://scilogs.spektrum.de/uhura-urani ... rkalender/
Generell ein guter Wissenschafts-Blog. Ich schaue da immer gerne mal wieder rein.

[EDIT: Typo korrigiert]
Zuletzt geändert von Livingston am 13.02.2023 16:50:51, insgesamt 1-mal geändert.
Der Hauptunterschied zwischen etwas, was möglicherweise kaputtgehen könnte und etwas, was unmöglich kaputtgehen kann, besteht darin, dass sich bei allem, was unmöglich kaputtgehen kann, falls es doch kaputtgeht, normalerweise herausstellt, dass es unmöglich zerlegt oder repariert werden kann.
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Re: Zahlensysteme

Beitrag von hikaru » 13.02.2023 16:40:30

uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 16:17:17
Sehr wahrscheinlich meinst du eher den (wahren) Mittag.
Ja, ich meine den "wahren Mittag". Astronomisch ausgedrückt ist das nämlich der Zeitpunkt, zu dem die Sonne auf dem lokalen Meridian im Zenit steht.
uname hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 16:17:17
In Deutschland ist der (wahre) Mittag in der Winterzeit durchschnittlich etwa eine halbe Stunde und in der Sommerzeit sogar anderthalb Stunden später als per Uhrzeit vorgegeben.
Wenn man sich im Durchschnitt in Dortmund befindet, dann schon. ;)

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von michaa7 » 13.02.2023 17:15:10

Meillo hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 16:12:30
...
Man sollte nun wissen, wann die Stunde (als 1/24 Tag) aufgekommen ist und was fuer Arten der Zeitmessung zu der Zeit genutzt wurden. Das wuerde mehr Aufschluss geben.
...
Die Frage nur auf die Zeiteinteilung zu beschränken ist nicht hilfreich. Es geht um die immanenten Zusammenhänge zwischen Orts- und Richtungsbestimmungen, Zeitbestimmung und den verwendeten Werkzeugen und dem Verständnis geometrischer Zusammenhänge. Weltweit und kulturübergreifend funktioniert das mit einem Stock und einem Kreis drumrum. Und ohne dass jemand das erfinden muss ist damit Uhr und Winkelmesser angedeutet, darüber hinaus vier Quadranten als allererste Grobeinteilung in der Zeit, Richtung und Winkelmessung zusammenfallen. Der Zenit ist die einzig verfügbare Konstante, die Einteilung in Vier Richtungen ist so implizit wie das Abfallen und Aufsteigen der Sonne. (Auf eine Zeitachse übertragen ergibt der Schattenwurf eines senkrechten Stöckchens mit dem Schnittpunkt des Kreises darumherum eine Sinuskurve, deren auf- und absteigen schlichtweg zwei Hälften darstellt.

Alles was ich damit sagen will: Da hat niemand was erfunden oder sich ausgedacht, sondern da spielen mehrere Disziplinen zusammen als man aus ganz simplen Entdeckungen folgerichtige Schlüsse zog. Wenn ich eine aufsteigende und eine absteigende Bewegung und dazu vier Quadranten *als offenbare Vorgabe* habe liegt eine Dezimaleinteilung einfach nicht nahe.

Die naheliegende Frage wäre nicht: Wieso hat der Tag 12/24 Stunden, sondern welche Einteilung eines Quadranten bietet sich an? Und dazu gilt es sich klar zu machen, dass der Quadrant ja auch dem Winkel zwischen Horizont und Zenit entspricht. Wie lies sich das sinnvoll ablesbar einteilen erscheint mir da die allererste Frage ... und an allerletzter Stelle stünde dann: Wieso (und seit wann) ist ein Quadrant ausgerechnet in drei Teile geteilt, wo doch ein Winkel *nicht* durch eine geometrische Konstruktion in drei gleiche Teile unterteilt werden kann . Wo taucht das Problem zuerst auf: Greichenland, astronomische Messungen!
https://de.wikipedia.org/wiki/Dreiteilu ... els#Antike
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Re: Zahlensysteme

Beitrag von MSfree » 13.02.2023 17:50:30

michaa7 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
13.02.2023 17:15:10
Wieso (und seit wann) ist ein Quadrant ausgerechnet in drei Teile geteilt, wo doch ein Winkel *nicht* durch eine geometrische Konstruktion in drei gleiche Teile unterteilt werden kann.
Für spezielle Winkel ist die Dreiteilung bzw. die Sechsteilung trivial. So kann man einen Kreis sehr einfach in sechs Teile einteilen. Um die Sechstanten dann noch in zwölf Teile zu unterteilen, muß man nur die 60° Winkel halbieren, und eine Winkelhalbierung ist allgemein lösbar, ergo 12 Teile.

Die 24 Stunden Einteilung ist wohl historischer Natur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschicht ... er%C3%A4te

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von michaa7 » 13.02.2023 18:06:00

Guter Hinweis ... und zusammen mit dem Hinweis dass die Griechen ihre 360° Einteilung für den Keis wohl von den Babyloniern übernommen haben, welche wiederum ein auf der 60 basierendes Zahlensystem nutzen gelangt man leicht zu einem auf der zwölf basierenden Zahlensystem.

Im Grunde erklärt MSfree's Hinweis die Stundeneinteilung. Drei (geometrisch sehr einfach zu konstruierende) gleichseitigige Dreiecke (alle Winkel 60°) ergeben aneinandergelegt 180°. Mit den jeweiligen Winkelhalbierungen von der gemeinsamen Spitze ausgehen ergibt sich eine sechsteilung für 180°= Halbkreis. Das scheint der perfekte Zusammenhang zwischen historischen Grandeinteilung zur übersichtlichen Stundeneinteilung. Auch ein Wechsel von 24 zu 12 Stunden ist mit dieser Einteilung möglich.
gruß

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Re: Zahlensysteme

Beitrag von wanne » 14.02.2023 11:23:44

Die Geschichtliche Einteilung ist wichtig:
In der Antike waren die Tage in Europa in 12h eingeteilt. Die Tages und damit Stundenlänge änderte sich jeden Monat. Also 12 mal im Jahr. Nachts gab es keine Stunden. Sauberes 12-System. Die wurden erst später geändert. Davor war das System "Sane". Nur das Jahr mit seinen 365.25... statt 360 Tagen passte da eben nicht rein. Weshalb diverse Kalender unterschiedliche Umgehungsmaßnahmen suchten. Trotzdem nutzen alle das 12-Monate 12-Stunden Prinzip. Praktisch jede andere Einheit die vor 1200 designend wurde nutzt Basen mit vielen Teilern. (6,12,24, 30, 60,360) Das gleiche gilt für viele Zahlensysteme. Die sind aber heute alle tot. Bei den Zahlensystemen basierten allerdings ähnlich viele auf 5,10,20 oder 25, da das das Rechnen mit den Fingern erleichtert.
Das Stellenwertsystem mit Null war, dadurch, dass es schriftliches rechnen ermöglicht so extrem viel besser dass es sich zumindest unter Mathematikern quasi instantan auf der ganzen Welt durchsetzte. Der Vorteil ist so groß, dass Tycho Brahe es als Hauptgrund für sein Erfolg nannte und Gauß meinte, dass es die Mathematik 500 Jahre schneller vorangebracht hätte, wenn schon Archimedes umgestiegen wäre. Es war so revolutionär besser, dass die Verbreitung so schnell ging, dass man nicht mal mehr den Ursprung kennt. Irgend jemand kombinierte die indische 0 mit dem arabischen Dezimal-Stellenwertsystem. Das sickerte in den nächsten paar hundert Jahren zur allgemeinen Bevölkerung durch. Die wollte sich nicht mit Umrechnen beschäftigen und drängte die Obrigkeit nach und nach alle Einheiten auf das Zehnerdsystem umzustellen.
Diese Eigenschaft war es, die dem Dezimalsystem den Durchbruch brachte. Der Zehner Nachteil war dagegen irrelevant. Zumal heute eh Computer für uns rechnen und schon das schriftliche und später das Potenzrechnen reduzierte die Nötigkeit für einfaches Kopfrechenn stark.
Dein Hinweis auf Uhrzeit und Winkel kann ich nachvollziehen. Dort war die Teilbarkeit in der Praxis wahrscheinlich von Bedeutung ... wenngleich religioese Zahlenbedeutungen wohl auch ihren Einfluss hatten. (Vermessungstechniker rechnen heute mit 400-Grad Gon, statt 360-Grad. Daraus schliesse ich, dass der damalige Vorteil heute nicht mehr relevant ist und die Dezimalitaet vorteilhafter ist.)
Nein. Dezimalzahlen sind scheiße. Nur gemischte Systeme sind noch dümmer. Und da das 10er System nicht mehr tot zu bekommen ist, hat man lieber einheitlich Dezimal.
Der Verweis auf die Monate ist nicht valide, da es reiner Zufall ist, dass ein Erdjahr ungefaehr zwoelf Mondumkreisungen entspricht.
Real sind es 13.4. Macht also wenig Sinn, dass das dann auf 12 statt 13 oder 14 gerundet wird...
Da dies viel früher erkannt wurde als die Stunden erfunden worden sind
Das würde ich bezweifeln.
Die 12 Stunden sind allerdings sowieso interessant, da sie einzig auf dem analogen Zifferblatt vorkommen. Wahrscheinlich aus mechanischen und optischen Gruenden. Der Tag hat ja 24 Stunden.
Siehe oben. Der Tag hat 12h. Seit über 2000 Jahren. Analoguhren gibt es erst seit 700. Später wurde die Nacht hinzugefügt weshalb die 24 die auch extrem viele Teiler hat.
Das alles hat aber wenig mit Zahlensystemen zu tun, da ein Zahlensystem in meinem Verstaendnis eine separate Notation und Benennung jedes Zeichens erfordert. (Fuer das von dir verlinkte Duodezimalsystem gibt es diese. Fuer die Uhrzeit oder Gradmasse aber nicht.
Auch das ist Quatsch. Es gibt diverse Zahlensysteme viele mit 25 und mehr Zeichen. Nur die Araber hatten 10 und von denen haben wir halt übernommen.
Wann ist ein Rechensystem mit anderer Basis in der Praxis tatsaechlich wertvoll. Kann man damit manche mathematischen Probleme besser loesen? Kann es also in der Wissenschaft helfen? Und wie sieht es in der taeglichen Praxis der Bevoelkerung aus?
kopfrechnen ist halt einfacher. Deswegen haben die meisten Hochkulturen Systeme mit 12 und/oder 60 als Ankerpunkte genutzt. Erst als die Halbe Welt auf einen Schlag zum Dezimalsystem konvertiert wurde ist jeder Ausreißer, der es nicht nutzt als störend empfunden und massive Anstrengungen unternommen das zu eliminieren.
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