Wie heiß werden Eure Ryzens unter Vollast?

[desputin]

Hallo Ihr,
ich habe einen Ryzen 5 5000, der im Idle-Betrieb so 35Grad heiß ist. Nun wurde er aber mit Handbrake 95 Grad heiß! Da war ich geschockt.

Aber scheint normal zu sein: https://www.pcgamer.com/amd-views-ryzen ... by-design/

Was ist Eure Meinung/Erfahrung dabei?

Viele Grüße desputin

[TRex]

Ganz generell: entsprechende Kühlmaßnahmen können dem Gegenwirken, auch ein Pentium 2 kann ohne Kühler Wasser kochen. Soll heißen, ist dein Kühlkörper und Lüfter (und Gehäuse) für die CPU ausgelegt (evt nur gerade so)?

Was die Angaben zu den Maximalwerten angeht... kühlere Hardware hat ein zufriedeneres und längeres Leben... die Lüftersteuerung hat man bei besseren Boards selbst in der Hand.

[towo]

Also mein AMD Ryzen 7 2700X "schafft" keine 77 °C unter Vollast, bleibt knapp drunter (76,8 °C max).

[GregorS]

Was ist Eure Meinung/Erfahrung dabei?

Nachdem ich im Januar meinen ersten lüfterlosen Rechner seit dem ... öh ... C 64 eingerichtet hatte, wollte ich ihn ein bisschen „kennen lernen“ und habe mir dafür ein Konstrukt gebastelt, das minütlich ein paar interessante Werte loggt und bei Bedarf solche Diagramme erzeugt: https://test.szaktilla.de/lili.pdf

Das GNUplot-Skript hierfür:

Code: Alles auswählen

#!/usr/bin/gnuplot

FN1="/tmp/temperature.kpl.log"
FN2="/tmp/temperature.48hrs.log"
FN3="/tmp/temperature.24hrs.log"
FN4="/tmp/temperature.6hrs.log"

TI="Load/Temp./avail. RAM"

set fontpath "/usr/share/fonts/opentype/gekauft/"

set terminal postscript color \
    font "HelveticaNeueLTStd-LTCn.otf,8" \
    enhanced 
set output "/tmp/plot.ps"

set timefmt "%d.%m.%y-%H:%M:%S"
set xdata time
set xtics rotate by -30
set ytics 10

set y2tics 200
set ytics nomirror
#set logscale y2 10
set y2range [-100:2100]
set y2label "Net" offset -1

set grid
set yrange [-5:105]
set ylabel TI offset 1
set multiplot layout 2,2 rowsfirst \
    title TI font "HelveticaNeueLTStd-LTCn.otf,18"

set title "Alle Werte"
set format x "%d.%m"
plot FN1 using 1:3 title "Load ({/Symbol \306} 5 Minuten x 10)" with lines lc "#AADDAA", \
     FN1 using 1:5 title "CPU Temp. [{/Symbol \260}C]" with lines lc "#0000FF", \
     FN1 using 1:9 title "avail. RAM [%]" with lines lc "#AAAADD", \
     FN1 using 1:10 title "Net [kB/s]" axis x1y2 with lines lc rgb "#DDAAAA";

set title "{/Symbol \263} 48 Stunden"
set format x "%d.%m"
plot FN2 using 1:3 title "Load ({/Symbol \306} 5 Minuten x 10)" with lines lc "#AADDAA", \
     FN2 using 1:5 title "CPU Temp. [{/Symbol \260}C]" with lines lc rgb "#0000FF", \
     FN2 using 1:9 title "avail. RAM [%]" with lines lc rgb "#AAAADD", \
     FN2 using 1:10 title "Net [kB/s]" axis x1y2 with lines lc rgb "#DDAAAA";

set title "{/Symbol \263} 24 Stunden"
set format x "%d.%m, %H:%M"
plot FN3 using 1:3 title "Load ({/Symbol \306} 5 Minuten x 10)" with lines lc rgb "#AADDAA", \
     FN3 using 1:5 title "CPU Temp. [{/Symbol \260}C]" with lines lc rgb "#0000FF", \
     FN3 using 1:9 title "avail. RAM [%]" with lines lc rgb "#AAAADD", \
     FN3 using 1:10 title "Net [kB/s]" axis x1y2 with lines lc rgb "#DDAAAA";

set title "{/Symbol \263} 6 Stunden"
set format x "%d.%m, %H:%M"
plot FN4 using 1:3 title "Load ({/Symbol \306} 5 Minuten x 10)" with lines lc rgb "#AADDAA", \
     FN4 using 1:5 title "CPU Temp. [{/Symbol \260}C]" with lines lc rgb "#0000FF", \
     FN4 using 1:9 title "avail. RAM [%]" with lines lc rgb "#AAAADD", \
     FN4 using 1:10 title "Net [kB/s]" axis x1y2 with lines lc rgb "#DDAAAA";

#eof

Vielleicht kannst Du das ja für Deine Zwecke anpassen.

HTH

Gregor

[hikaru]

Entscheidend für die Temperatur ist neben der eingehenden elektrischen Leistung auch die verwendete Kühllösung.
Zufällig habe ich am Wochenende einen Ryzen 5 2600 gemessen. Der hat eine TDP von 65W, verbraucht laut s-tui im Leerlauf 15W und unter mprime [1] im Small-FFT-Test 80W. Gekühlt wird er von einem Scythe Mugen 5 mit auf "lautlos" gedrosseltem Lüfter in einem eher luftigen ATX-Gehäuse und erreicht unter mprime gerade so 60°C.

mprime erzeugt den höchsten CPU-Stromverbrauch. Alle anderen synthetischen Tests (z.B. stress-ng) oder auch "Realweltanwendungen" (Handbrake) erzeugen deutlich weniger.

"Ryzen 5 5000" ist keine konkrete CPU sondern ein Sammelbegriff. Je nachdem welche CPU da tatsächlich verbaut ist, kann die 65 oder 105W TDP haben. Und im realen Einsatz wird diese TDP sogar überschritten, wie mein Beispiel mit dem 2600 zeigt.
Nähere Infos zu CPU (genaues Modell) und Kühllösung (Kühler, Gehäuse, ggf. Lüfterbestückung) wären also nötig um hier sinnvolle Aussagen zu treffen.


[1] https://www.mersenne.org/download/

[chrbr]

Mir scheint es so, als ob man damit bei Benchmarks besser abschneiden will. Die Halbleitertechnik macht zwar immer wieder Fortschritte, aber wenn man die hohe Temperatur mehr oder weniger dauerhaft erreicht, dann müsste das trotzdem enorm auf die Lebensdauer der CPU gehen.

Es gab/gibt die Faustregel, dass 10°C mehr die Lebensdauer halbiert.

[fred0815]

Es gab/gibt die Faustregel, dass 10°C mehr die Lebensdauer halbiert.

Das bezog sich meines Wissens nach auf die Elkos, nicht auf die CPU an sich.

[desputin]

Wann ist Euch schon mal eine CPU kaputtgegangen? Mir noch nicht. Also wenn die Lebensdauer von 15 auf 7 Jahre herabgesetzt würde, wäre das irrelevant, da die CPU nach 4-5 Jahren ausgetauscht wird. Außerdem Läuft das Teil ja nur mit Handbrake-gtk am Laufen so heiß. Sonst ist die Temperatur bei 37 Grad.

[TRex]

Mir noch nicht, aber die Kiste mit defekten Prozessoren in meinem damaligen Ferienjob enthielt einige gemischte ältere Fabrikate (<Pentium 3) und Athlons verschiedener Jahrgänge. Intels waren kaum vertreten (Ausnahmen bestätigten die Regel). Ich glaube, zu der Zeit hat sich auch meine AMD-Abneigung verfestigt...

[desputin]

Wieso Abneigung gegenüber AMD? Die hatten schon seit dem K6-2 das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich würde nie Intel kaufen.

[TRex]

Ja, und beim Verhältnis 10:1 in der Schrottkiste überlegt man sich dann eben, ob man zweimal kauft


Das ist halt schon lange her, ich hab nicht behauptet, dass das (noch) so ist und der letzte Kauf war am Ende eine Entscheidung aufgrund Beratung, Erfahrung und Bauchgefühl - hätte auch ein AMD werden können. Wurds aber nicht

[cosinus]

Gibt es kein Cool'n'Quiet mehr?
Das sorgte doch (in der Vergangenheit ) dafür, dass egal wie schlecht gekühlt, die CPU automatisch runtertaktete und langsamer wurde, je heißer sie war. Gibt es das nicht mehr

[kalamazoo]

Der hat eine TDP von 65W, verbraucht laut s-tui im Leerlauf 15W und unter mprime [1] im Small-FFT-Test 80W.

Wo oder wie sehe ich bei s-tui den CPU-Stromverbrauch?

[hikaru]

Wo oder wie sehe ich bei s-tui den CPU-Stromverbrauch?

s-tui weist mit root-Rechten gestartet(!) ganz unten in der Leiste links diverse Wattzahlen aus.
Die erste ist die Package Power (hier: "package-0,0"), was die gesamte Leistung ist, die durch die CPU fließt, und demnach vom CPU-Kühler weggeschafft werden muss.

[reox]

Ich hab mir vor kurzem einen 3900 gekauft. Hatte noch vom vorherigen PC einen Alpenföhn Silvretta und dachte das passt schon - immerhin bis 95W TDP angepriesen, der 3900er soll ja nur 65W TDP haben...
Also funktionieren tuts, aber im Idle ging der Lüfter auf 100% und die CPU nicht unter 70°C.
Hab dann einen Noctua NH-D15S gekauft und siehe da: CPU idle bei 35-40°C, unter Vollast bei 60 bis 70°C (und der Lüfter dreht nicht mal voll auf).
Aber der Noctua ist im Vergleich zum Alpenföhn auch ein ziemliches Biest von Kühler...
s-tui meldet unter Volllast 91W.

[hikaru]

Aber der Noctua ist im Vergleich zum Alpenföhn auch ein ziemliches Biest von Kühler...

Das Entscheidende ist bei korrekter Montage oft die vom Lüfter angeströmte Fläche des Kühlkörpers.
Der Silvretta ist eigentlich kein schlechter Kühler, aber er ist eben ein "Zwerg". Er wird es kaum schaffen, 50W (real anliegende Package-Power, nicht TDP) abzuführen. Der D15S wird irgendwas zwischen 150 und 200W wegschaffen können.
Infos zum 3900 (ohne X und T) sind schwer zu finden. Ich würde vermuten, dass der unter Volllast um die 80W schluckt.

Ich habe in den letzten Wochen Tests mit einem Alpenföhn Black Ridge auf einem i3-4330 gemacht.
Die auf 54W spezifizierte CPU habe ich mit mprime und glmark2 gleichzeitig auf fast 70W hochgetrieben. Mit dem mitgelieferten 92mm-Lüfter (15mm dick) geht die CPU-Temperatur innerhalb von 10 Minuten auf 100°C hoch und die integrierte Grafik schaltet ab. Das System ist aber blind immer noch ansprechbar. Der Lüfter ist auf 2800U/min spezifiziert, aber jenseits von 2000U/min ist praktisch kein Einfluss mehr auf die Temperatur zu sehen.
Der Black Ridge kann alternativ einen 120mm-Lüfter aufnehmen. Tausche ich den 92mm-Lüfter gegen so einen (ebenfalls 15mm dick), dann wird die CPU im selben Szenario kaum über 80°C heiß, und das obwohl der Alternativlüfter nur mit 1500U/min dreht.

Das Schöne an CPU-Kühlern ist, dass sie (abgesehen von den Limits die das Gehäuse setzt) nicht zu groß sein können. Es spricht überhaupt Nichts dagegen, einen dicken Kühler auf eine 35W-CPU zu setzen. Im schlimmsten Fall langweilt der sich halt.