Energiekostenmessgerät zeigt gelegentlich doppelten Verbrauch an

[hikaru]

Hallo,

ich habe seit Jahren ein billiges, aber angeblich im Rahmen dessen, recht brauchbares Strommessgerät, ein Brennenstuhl Primera-Line PM231E. [1]
Ich habe es irgendwann mal mit einem anderen, vermutlich ähnlich billigen Gerät kreuzgetestet, und beide zeigten bei einem 60W-Verbraucher auch plausible Werte an. Das reichte mir als Prüfung.

Nun habe ich allerdings festgestellt, dass es gelegentlich, aber nicht immer, offenbar exakt den doppelten Verbrauch anzeigt, was wohl auf eine falsch "erkannte" Stromstärke zurückzuführen ist. Im Netz gibt es vereinzelte Berichte zu dem Problem.
Stutzig gemacht hat mich ein PC mit einem 150W-Netzteil, den ich freihändig auf ca. 120W geschätzt hätte, und der angeblich 250-270 W zog. Hellhörig wurde ich, als die Abschaltuung der HDDs (laut Datenblatt zusammen gut 8W Verbrauch) zu einer Einsparung von gut 15W führte.
Endgültig verifiziert habe ich das mit einer 15W-Glühlampe*, die auch mal mit exakt 30W "gemessen" wird.

Tendenziell scheint die Fehlerkennung eher zu passieren, wenn Messgerät und Verbraucher bereits gemeinsam in einer Schaltsteckleiste steckend eingeschaltet werden. Aber ein echtes System kann ich bisher nicht erkennen.
Und das ist es, was mich eigentlich stört: Nicht zu wissen, wann es passiert. Wäre das vorhersagbar, dann hätte ich kein Problem damit, im Kopf durch zwei zu teilen.

Lässt sich dieses Verhalten elektrotechnisch erklären?
Gibt es Spezifikationen auf die ich bei einem möglichen Ersatzgerät achten sollte, um dieses Problem zu vermeiden?


[1] https://geizhals.de/brennenstuhl-primer ... 45626.html
*) Ja, eine von den altmodischen Elektroheizungen, die als Abfallprodukt ein wenig Licht abgeben.

[heisenberg]

Mal ein Gedanke als absoluter Elektronik-Noob:

Ist da vielleicht ein Bauteil beschädigt oder fast verschlissen und funktioniert deswegen nur noch so halb?

Ansonsten gibt's da bestimmt so einige Elektroniker-Foren mit kompetenten Usern, falls sich hier keiner finden sollte.

[rhHeini]

Ich würd da mal auf ein Problem mit Wirk-, Blind- und Scheinleistung tippen. Das mit der Glühlampe spricht aber dagegen.

Ich hab hier ein Gerät von Conrad (gibt es so nicht mehr).

Such mal nach Tests von solchen Geräten bevor Du einen Ersatz kaufst. Bin mir nicht sicher ob es Heise oder Warentest war, ich erinnere mich dunkel an so einen Test.

[hikaru]

Ich würd da mal auf ein Problem mit Wirk-, Blind- und Scheinleistung tippen. Das mit der Glühlampe spricht aber dagegen.

Das war auch mein erster Verdacht. Daher der Test mit der Lampe.

Such mal nach Tests von solchen Geräten bevor Du einen Ersatz kaufst. Bin mir nicht sicher ob es Heise oder Warentest war, ich erinnere mich dunkel an so einen Test.

Ich hatte mir das Brennenstuhl seinerzeit auf Basis eines Tests zugelegt. [1] Wenn es um PC-Netzteile geht, tendiere ich seit Langem dazu, solche zu bevorzuugen, die von diesem Autor positiv bewertet wurden.
Daher habe ich einfach auf den Test vertraut. Meine Kenntnisse reichen nicht aus, um solche Tests wirklich kritisch zu hinterfragen.

Bis vor Kurzem habe ich die Messungen des Geräts auch nie grundsätzlich in Frage gestellt. Aber im Licht meiner neuen "Erkenntnis" muss ich zugeben, dass es schon früher Anzeichen gab.
So habe ich z.B. zwei Thinkpad-Netzteile unter Volllast mit angeblich dem Doppelten ihrer Nennleistung gemessen.
Genau das führte mich seinerzeit zur Kreuzmessung mit einem anderen Messgerät. Der 60W-Verbraucher aus dem Eingangsbeitrag war ein anderes Notebook. In dem Test hat das Brennenstuhl dann aber offenbar zufällig den korrekten Wert angezeigt. Seitdem hielt ich die Thinkpad-Netzteile einfach für sehr vorsichtig designt, bzw. spezifiziert.


[1] https://www.computerbase.de/2014-05/str ... lick-test/

[kalle123]

Endgültig verifiziert habe ich das mit einer 15W-Glühlampe*, die auch mal mit exakt 30W "gemessen" wird.

Ich hab das Gerät hier.

Würde mir das passieren, Versuchsaufbau mit 2 Steckdosen, 4 mm Prüfbuchsen, bisschen Plexiabdeckung und vielleicht noch nen Trenntrafo dazwischen. Glühlampe dran mit Brennstuhl dazwischen und ein GUTES DVM (Fluke, Gossen ...) eingeschleift. Schnell auf nem Brett eigensicher aufgebaut. Dann weiß ich, ob und wer da spinnt. Brennstuhl, DVM oder ich. Bin zwar kein gelernter Elektriker, hatte aber beruflich bedingt über Jahrzehnte hinweg häufig mit Niederspannungsanlagen zu tun.

Gruß KH

[hikaru]

Ich hab das Gerät hier.

Das ist doch genau das Teil von dem ich rede!

Würde mir das passieren, [..]

Woher weißt du, dass es nicht bereits passiert ist? Ich habe ja bis zum Jahreswechsel auch einfach die Zahlen auf dem Display geglaubt.

[..] Versuchsaufbau mit 2 Steckdosen, 4 mm Prüfbuchsen, bisschen Plexiabdeckung und vielleicht noch nen Trenntrafo dazwischen. Glühlampe dran mit Brennstuhl dazwischen und ein GUTES DVM (Fluke, Gossen ...) eingeschleift.

Mir fehlen leider die Kenntnisse, um die Ausagekraft dieses Aufbaus bewerten zu können.
Test an verschiedenen Steckdosen (die Mehrfachdose an welcher der gemessene PC hängt, andere Mehrfachdose, Wanddose am selben Sicherungskreis, anderer Sicherungskreis) habe ich mir aber selbst schon aus den Fingern gesogen. An allen das gleiche prinzipielle Verhalten: Mal so, mal so.

[Meillo]

Ich würd da mal auf ein Problem mit Wirk-, Blind- und Scheinleistung tippen. Das mit der Glühlampe spricht aber dagegen.

Das war auch mein erster Verdacht. Daher der Test mit der Lampe.

Ich habe auch ein schlechtes Messgeraet, das mit komplexeren Verbrauchern nicht klar kommt. Aber eine simple Gluehbirne haben die immer richtig gemessen. Wenn das nicht funktioniert, dann ist das Messgeraet doch eindeutig kaputt ... und damit ein Garantie-, Kulanz- oder Abfall.

[kalle123]

Versuchsaufbau auf die Schnelle ....

40 W Glühbirne, Trenntrafo, Brennstuhl und Fluke.







und gut isses. Zumindest für mich.

Hikaru, wenn du keinen cross-check machen kannst oder willst, Ersatz besorgen, gegen checken mit dem 'alten' Gerät und dann ggf. entsorgen.

Gruß KH

[niemand]

Soweit ich den Eingangsbeitrag verstanden habe, funktionierte es mit der rein ohmschen Last namens Heatball doch, während es beim PC-Netzteil (Schaltnetzteil mit vorgeschaltetem Brückengleichrichter, Eingang mit hoher Kapazität, wechselnder Anteil an Scheinleistung, kann hochfrequente Störungen ins Netz zurückschicken) Probleme gab?

In dem Fall ist der gezeigte Versuchsaufbau mit der Glühlampe zwar sicher nett gemeint, aber überflüssig.

Edit: hab mich verlesen, die 15W-Lampe hat das Verhalten ja getriggert. Allerdings dürfte auch da der gezeigte Versuchsaufbau keine neuen Erkenntnisse bringen, denn eine 15W-Glühlampe nimmt nicht mal eben das Doppelte aus der Dose. Hier ist eindeutig das Messgerät fehlerhaft.

Lässt sich dieses Verhalten elektrotechnisch erklären?

Gibt einige Möglichkeiten, ja. Mein Schuss ins Blaue wäre, dass der Microcontroller oder sein unmittelbares Umfeld gestört wird, oder generell einen Schlag bekommen hat und daher anfälliger auf Störungen reagiert. Ziemlich genau der doppelte Wert könnte beispielsweise darauf hindeuten, dass das Auslesen des ADC doppelt so häufig getriggert wird, wie vorgesehen. Wenn das Gerät die Netzfrequenz anzeigen kann, würde mein Blick zunächst dorthin gehen – wenn es da bei der Fehlmessung was von 100Hz anzeigen würde, wär’s recht eindeutig.

Wenn ich vor dem Problem stünde und dem unbedingt auf den Grund gehen wollte¹, hätte ich hier Mess- und Prüfmittel, um mir das genauer anzuschauen. Angesichts deines Eingangsbeitrags jedoch, und ohne dich irgendwie abwerten zu wollen: gib’s ins Recycling und hol dir ein neues Gerät. Das Ding hängt am Netz, und Netzspannung macht schwarz und hässlich.

---
¹) was ich vermutlich nicht will, denn so eine Fehlersuche kann gerne mal einige Zeit in Anspruch nehmen, die Aussicht auf erfolgreiche Reparatur ist eher gering und brauchbare neue Geräte gibt’s für 10-15€

[kalle123]

Hier noch ein Artikel zum Thema

https://www.heise.de/tests/Acht-Energie ... 14351.html

cu KH

[hikaru]

@kalle123:
Danke für die Bilder! Jetzt verstehe ich wenigstens den Aufbau.

Ziemlich genau der doppelte Wert könnte beispielsweise darauf hindeuten, dass das Auslesen des ADC doppelt so häufig getriggert wird, wie vorgesehen. Wenn das Gerät die Netzfrequenz anzeigen kann, würde mein Blick zunächst dorthin gehen – wenn es da bei der Fehlmessung was von 100Hz anzeigen würde, wär’s recht eindeutig.

Das Gerät soll laut Bedienungsanleitung die Netzfrequenz anzeigen können. Dort steht allerdings auch, dass der Messbereich nur 45 bis 65Hz ist. Sinnvolle Ergebnisse sind daher wohl eher nicht zu erwarten. Ich werd's trotzdem prüfen.

Hikaru, wenn du keinen cross-check machen kannst oder willst, Ersatz besorgen, gegen checken mit dem 'alten' Gerät und dann ggf. entsorgen.

Angesichts deines Eingangsbeitrags jedoch, und ohne dich irgendwie abwerten zu wollen: gib’s ins Recycling und hol dir ein neues Gerät.

Ja, darauf läuft's hinaus. Mir ging's hier darum, in Erfahrung zu bringen, ob ich beim Ersatzkauf etwas beachten kann/soll, um das Problem der doppelten Leistungsanzeige in Zukunft zu vermeiden - zumal das ja mehr oder weniger ein Serienfehler ist, und nicht nur mein Gerät betrifft.
Bis vor Kurzem dachte ich ja, der Test des Modells durch einen Experten wäre ausreichend.

[hikaru]

Das Messgerät zeigt eine Netzfrequenz von 50Hz an, mit einzelnen Ausschlägen auf 51Hz. Die Stromstärke für die 15W-Birne wird aber mal wie erwartet mit 0,06A ausgegeben, und mal mit 0,13A. Dazu passen dann auch die Leistungsangaben mit 15 bzw. 30W.
Den PC hat es gerade mit 1,1 bis 1,2A "gemessen" und dazu dann 253 bis 275W ausgegeben.