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Hackmeck
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Beitrag von Hackmeck » 14.11.2004 16:24:56

ich will damit nur sagen, dass ein bestimmter lit. kanon auch das produkt eines machtverhältnisses ist und dass der kanon von denen definiert wird, die von ihm profitieren. damit will ich nicht behaupten, dass schiller und co. wertlos sind, aber gerade die fixierung des schulsystems auf die weimarer klassik ist ein relikt von vor 100 jahren, als mit literatur auch "nationale größe" kommuniziert werden sollte...
Ich habe die Diskussion bisher nicht verfolgt aber hier will ich doch mal kurz insestieren: Wer die Gesellschaft und damit auch die Kultur und Literatur von heute verstehen möchte (und es sollte IMHO schon ein gesellschaftliches Ziel sein, daß dies bei möglichst vielen Leuten gegeben ist), der muß auch die Geschichte selbiger kennen. Schiller war ein Wegbereiter der bürgerlichen Aufklärung und übte großen Einfluß auf die literarische Szene Deutschlands aus. Die bürgerliche Aufklärung bildeten die Werte, auf denen sich auch unsere heutige Gesellschaft immer noch stützt. Niemand kann die Entstehung der Idee von Menschenrechnten und bürgerlichen Freiheiten begreifen, der nicht die Geschichte der Aufklärung und deren Literatur kennt, meine zumindest ich.
ich will die schule nicht für alles verantwortlich machen (oh je, mein bruder ist lehrer - was DER mir erzählt...). allerdings ist die schule für mich der einzige "hebel", an dem man ansetzen kann, um auch "bildungsfernen" schichten zu einem aufstieg zu verhelfen - denn auf das elternhaus hat man ja leider keinen zugriff...
Es ist sicher ein wichtiger Hebel an dem man ansetzen kann - aber der einzige? Es gibt in Deutschland IMHO auch ein Klima, daß die sozialen und gesellschaftlichen Unterschiede noch verschärft. Seit der Ausrufung der Agenda 2010 hat sich alles - egal, ob Bildung oder Arbeit - nur noch nach rein ökonomischen Bedingungen auszurichten. Wir sollen mehr arbeiten, weniger Urlaub bekommen und jetzt sollen sogar die Raucher- und Teepausen vom Lohn abezogen werden, während Arbeit - durch Rationalisierung und technischen Fortschritt - immer weniger wird. "Wir leben über unseren Verhältnissen" heißt es immer wieder von Einkommensmillionären, die mit "wir" die sozial Schwächsten der Gemeinschaft meinen, um sich selbst und anderen noch niedrigere Steuern finanzieren zu können. Die Politik ordnet sich immer schamloser dem alleinigen Primat der Ökonomie unter und bestätigt somit posthum Marx, der bereits postulierte, daß die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse nur der "kulturelle Überbau" der ökonomischen Erfordernisse seien.

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Es gibt heute mehr Reichtum in der Welt und in Deutschland als je zuvor. Die der Globalisierung unterworfenen Gesellschaften (die es ja im übrigens auch nicht erst seit gestern gibt), müssen sich der Herausforderung stellen, daß nicht weiterhind demokratische Strukturen unterlaufen werden, indem mehr nur demokratisch nicht legitimierte Konzerne und deren Lobbyisten die Politik bestimmen, sondern wieder alle Menschen. Auch die Wirtschaft wird von Menschen gemacht und ist nicht wie eine Naturkatastrophe von Menschen nicht beinflußbar. Globalisierung und die Art der Globalisierung ist kein Schicksal.

Eine Diskussion dazu auf unserem Wiki: https://fuckup.homeunix.net/index.php?H ... rweigerung

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