Draal hat geschrieben: 12.05.2023 10:11:05
Star Trek - Section 31
Ist das nicht ein Oxymoron?
Section 31 ist die Antithese dessen, wofür Star Trek eigentlich™ steht (Kooperartion, ein sinnvoll(!) regelhaftes Gesellschaftsmodell, weitgehende Abkehr von Egozentrismus). Mit Hinblick auf den Realismus fand ich es nicht verkehrt, diese Organisation in dem begrenzten Umfang in DS9 einzuführen (und in ENT weiterzuverwenden), denn irgendwer musste die Drecksarbeit der glattpolierten Föderation machen.
Aber daraus gleich eine ganze Serie zu entwickeln? Die kann doch eigentlich nur funktionieren, wenn die restliche Föderationsgesellschaft als dysfunktional dargestellt, oder zumindest angenommen wird.
Zeitlich dürfte das ja "in-Universe" etwa mit TOS zusammenfallen. Während also (abseits vom Freak Incident of the Week) Shatner-Kirk bildlich gesprochen Kätzchen von Bäumen rettet und sich allenfalls mal mit ein paar Klingonen eine sportliche Keilerei liefert, wird anderswo das Treiben einer Massenmörderin von der Föderation zumindest geduldet. Und das Ganze, während wir uns auf dem Weg zur Blütezeit der Föderation (TMP bis TNG) befinden.
Roddenberry würde wohl spätestens jetzt anfangen, mit Transwarp in seiner Urne zu rotieren, wenn er nicht schon längst verglüht wäre.
Ich glaube, ich werde zu alt für (modernes) Star Trek.
Discovery war vor dem Zeitsprung für mich erträglich, so lange ich mir einredete, dass das was auf dem Bildschirm zu sehen war einer optischen Verzerrung unterlag. Mit dem "Burn" hat man aber auch storytechnisch gleich ein Jahrtausend Star-Trek-Geschichte verbrannt und ist nun zurück im (High-Tech-)Mittelalter.
Lower Decks ist ganz in Ordnung, wenn man es als halbdokumentarische Sitcom innerhalb des Star-Trek-Universums auffasst.
Strange New Worlds funktioniert recht gut als TOS-Hommage/Prequel, jenseits davon ist es aber nicht bemerkenswert. Gerade hier drängt sich mir der Vergleich mit The Orville als bessere TNG-Hommage auf, was aber vermutlich nicht fair ist, weil The Orville nicht in das Korsett des Star-Trek-Kanons eingezwängt ist.
Picard Staffel 3 (von 1&2 reden wir besser gar nicht) war toller Fanservice, aber nicht mehr. Storytechnisch wurde es gerade zum Ende hin sehr dünn.
Was mir fehlt ist neues interessantes(!) Material im Star-Trek-Universum, für das ich mir keine Knoten ins Hirn machen muss, um die Suspension of Disbelief aufrecht zu erhalten. Aber vielleicht ist Star Trek auch einfach auserzählt, wenn es nicht hanebüchen werden soll.