Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

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MSfree
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von MSfree » 21.07.2023 08:53:21

ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 08:15:59
Ich habe zwei wlan Clienten, erstens der Smart Fernseher, zweiten Debian Internet. In der Fritzbox werden die 288 MBit/s auf diese zwei Verbindungen aufgeteilt, so das jeder Verbindung 144 MBit/s zugeteilt wird.
Das ist ein Denkfehler. Beide Verbindungen müßten 288MBit/s bekommen. Dann geht es nach dem Motto, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wer also ein Netzwerkpaket senden will, pustet es einfach wild in den Äther, die anderen müssen dann solange schweigen. Dabei wird immer mit der höchst möglichen Geschwindigkeit gesendet, damit die anderen möglichst kurz warten müssen.

Natürlich kann es dabei auch zu Kollisionen kommen, wenn mehrere WLAN-Sender gleichzeitig etwas übertragen wollen. Alle beteiligten müssen dann aufhören zu senden und eine zufällig bestimmte Zeit schweigen, bevor ein neuer Versuch stattfinden darf.
Von Brutto 144 MBits/s kommen jetzt nach der Optimierung ziemlich stabile 90 bis 95 MBit/sek an.
Nochmals Denkfehler.

288MBit/s brutto bekommt man nur mit 80MHz Kanalbandbreite. Mit 40MHz Bandbreite sind es noch 200MBit/s brutto. Dabei kommt allerdings noch dazu, ob dein Router mit WLAN-n, WLAN-ac oder WLAN-ax Technologie funkt. Neue Verfahren sind immer mit älteren Verfahren abwärtskompatibel. Um die Sache nochmals zu verkomplizieren, kann man mit sogenannter MiMo-Technik noch sogenannte Streams bündeln.

Siehe auch Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wireless_ ... gungsraten

Hier noch ein Artikel, der auf die Bandbreite und die folglich zur Verfügung stehende Anzahl der Kanäle erklärt:
https://www.elektronik-kompendium.de/si ... 712061.htm
(Ab Überschrigt: "Kanal-Verteilung")

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ralli
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 21.07.2023 09:11:08

Sehr interessant, habe mir alles durchgelesen. Aber die 2 x 144 GBit/s habe ich mir nicht ausgedacht, so steht es in der Fritzbox. So nun bin ich (fast) mit Eurer Hilfe Wlan fachkundig geworden.

Gruß ralli
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von MSfree » 21.07.2023 09:29:35

ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 09:11:08
Aber die 2 x 144 GBit/s habe ich mir nicht ausgedacht, so steht es in der Fritzbox.
Damit ist vermutlich gemeint, daß die Fritte zwei MiMo Streams senden und empfangen kann. Es kommt dann auf den Client an, ob der eine oder zwei Antennen hat. Bei nur einer Antenne kann der auch nur einen Stream empfangen/senden, mit zwei Antennen wären es zwei Streams und somit auch 288MBit/s.

Dein Fernseher wird ziemlich sicher nur einen Stream senden/empfangen können. Was dein WLAN-Stick schafft, weiß ich nicht. Der Bitrate nach zu urteilen kann der aber auch nur einen Stream.

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 21.07.2023 10:11:14

MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 09:29:35
ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 09:11:08
Aber die 2 x 144 GBit/s habe ich mir nicht ausgedacht, so steht es in der Fritzbox.
Damit ist vermutlich gemeint, daß die Fritte zwei MiMo Streams senden und empfangen kann. Es kommt dann auf den Client an, ob der eine oder zwei Antennen hat. Bei nur einer Antenne kann der auch nur einen Stream empfangen/senden, mit zwei Antennen wären es zwei Streams und somit auch 288MBit/s.

Dein Fernseher wird ziemlich sicher nur einen Stream senden/empfangen können. Was dein WLAN-Stick schafft, weiß ich nicht. Der Bitrate nach zu urteilen kann der aber auch nur einen Stream.
Technische Daten meines WLAN Sticks:

https://avm.de/produkte/wlan-mesh/fritz ... che-daten/

Technisch dürfte er auch mit der Fritzbox 7510 auf dem neuesten Stand sein.

An unserem Fernseher ist ein TV Fire Stick mit WLAN angebunden.

Gruß ralli
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von MSfree » 21.07.2023 11:29:36

ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 10:11:14
Technische Daten meines WLAN Sticks:
Ich liebe solche schwammige Beschreibungen:
WLAN 802.11ac bis 866 MBit/s brutto im 5 GHz-Band
Heißt das nun, daß WLAN-ac nur im 5 GHz-Band genutzt werden kann?
WLAN 802.11n bis 300 MBit/s brutto im 2,4- oder 5 GHz-Band
Immer hin soll der Stick auch mit WLAN-n 300MBit/s im 2.4GHz-Band schaffen. Das heißt auch automatisch, daß der Stick zwei Antennen hat und somit zwei MiMo Streams verarbeiten kann.
Technisch dürfte er auch mit der Fritzbox 7510 auf dem neuesten Stand sein.
Die technischen Der Box, die AVM auf ihrer Seite veröffentlicht, sind noch schwammiger als die für den Stick.
Kompatibel zu WLAN 802.11g, n und ax
Das heißt aber nicht zwingend, daß die Fritte WLAN-n mit zwei MiMo-Streams kann.

Im schlimmsten Fall handeln Fritte und Stick eine ungünstige Übertragungsmethode aus, die eben nicht zu maximal möglichem Durchsatz führt.

Eigentlich hatte ich AVM immer als relativ seriös eingestuft. Aber da haben wohl auch inzwischen leider die Werbetexter die Oberhand gewonnen.

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von mat6937 » 21.07.2023 11:30:50

ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 10:11:14
Technische Daten meines WLAN Sticks:
BTW: Mit:

Code: Alles auswählen

iw phy | grep index
kannst Du sehen/prüfen ob dein Wlan-Stick, MIMO unterstützt.
"indexes supported" muss dann > 7 sein.
Hier z. B. ein Wlan-Stick, der nur 1T/1R kann:

Code: Alles auswählen

:~$ iw phy | grep index
		HT TX/RX MCS rate indexes supported: 0-7, 32
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/IEEE_802. ... Data_rates # siehe dort die Spalte "Spatial streams" in der Tabelle "Modulation and coding schemes".

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von JTH » 21.07.2023 11:42:09

MSfree hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 11:29:36
Ich liebe solche schwammige Beschreibungen:
WLAN 802.11ac bis 866 MBit/s brutto im 5 GHz-Band
Heißt das nun, daß WLAN-ac nur im 5 GHz-Band genutzt werden kann?
Ja, das mag daran liegen, dass ac überhaupt kein 2.4 GHz benutzt … Also alles richtig in der Angabe ;)
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von mat6937 » 21.07.2023 11:42:32

mat6937 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 11:30:50
ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 10:11:14
Technische Daten meines WLAN Sticks:
BTW: Mit:

Code: Alles auswählen

iw phy | grep index
kannst Du sehen/prüfen ob dein Wlan-Stick, MIMO unterstützt.
"indexes supported" muss dann > 7 sein.
Hier z. B. ein Wlan-Stick, der nur 1T/1R kann:

Code: Alles auswählen

:~$ iw phy | grep index
		HT TX/RX MCS rate indexes supported: 0-7, 32
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/IEEE_802. ... Data_rates # siehe dort die Spalte "Spatial streams" in der Tabelle "Modulation and coding schemes".
EDIT:

In der Ausgabe von dmesg, wird dieser Stick auch als "1T/1R" erkannt:

Code: Alles auswählen

:~$ dmesg | grep -i 1T1R
[   32.976894] usb 1-6.4: RTL8188CU rev B (TSMC) 1T1R, TX queues 2, WiFi=1, BT=0, GPS=0, HI PA=0

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 21.07.2023 13:44:30

mat6937 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 11:30:50
ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 10:11:14
Technische Daten meines WLAN Sticks:
BTW: Mit:

Code: Alles auswählen

iw phy | grep index
kannst Du sehen/prüfen ob dein Wlan-Stick, MIMO unterstützt.
"indexes supported" muss dann > 7 sein.
Hier z. B. ein Wlan-Stick, der nur 1T/1R kann:

Code: Alles auswählen

:~$ iw phy | grep index
		HT TX/RX MCS rate indexes supported: 0-7, 32
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/IEEE_802. ... Data_rates # siehe dort die Spalte "Spatial streams" in der Tabelle "Modulation and coding schemes".

Code: Alles auswählen

iw phy | grep index
ergibt:

Code: Alles auswählen

wiphy index: 0
		HT TX/RX MCS rate indexes supported: 0-15
		HT TX/RX MCS rate indexes supported: 0-15
Also wird Index 7 mit unterstützt.

Gruß ralli
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 21.07.2023 13:55:11

Was ist MIMO bei WLAN?

Multiple Input Multiple Output) ist ein Verfahren, mit dem im WLAN verschiedene Datenströme gleichzeitig über mehrere Antennen übertragen werden können. MIMO erhöht die Stabilität und den Datendurchsatz im WLAN.

Wenn bei mir Index 0 bis 15 supportet wird (also einschließlich 7) müßte bei mir ja MIMO im Einsatz sein, oder?

Gruß ralli
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von chrbr » 21.07.2023 14:34:10

Hallo Ralli,
meines Wissens nach stimmt das mit den Antennen, ist nach ein anderer.

Einfache Antennen strahlen mehr oder weniger in alle Richtungen ähnlich gut. Mit mehreren Antennen kann man aber in der Signalverarbeitung vom WLAN Transceiver die verschiedenen Pfade der Antennen so kombinieren, dass man nicht in alle Richtungen gleich sendet, sondern zur anderen WLAN Station bündelt. Damit blendet man zusätzlich Störer wie fremde WLAN Netze aus, wenn sich aus anderen Richtungen kommen. Senden und Empfangen sind hierbei synonym.

Bei modernen Systemen wie WLAN wird das dadurch erleichtert, dass mit den variablen Nutzdaten bekannte Pilotsignale mit gesendet werden. Da diese Pilotsignale bekannt sind kann man ausrechnen, wie die Übertragungsstrecke für die Hochfrequenzsignale quasi aussieht. Durch Reflektionen usw ist die Übertragung über den verwendeten WLAN-Kanal alles andere als gleichmäßig. Das kann man mit Hilfe der Piloten und mehreren Antennen rechnerisch kompensieren und damit die Übertragung deutlich verbessern.
Viele Grüße,
Christoph

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 21.07.2023 15:53:26

chrbr hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 14:34:10
Hallo Ralli,
meines Wissens nach stimmt das mit den Antennen, ist nach ein anderer.

Einfache Antennen strahlen mehr oder weniger in alle Richtungen ähnlich gut. Mit mehreren Antennen kann man aber in der Signalverarbeitung vom WLAN Transceiver die verschiedenen Pfade der Antennen so kombinieren, dass man nicht in alle Richtungen gleich sendet, sondern zur anderen WLAN Station bündelt. Damit blendet man zusätzlich Störer wie fremde WLAN Netze aus, wenn sich aus anderen Richtungen kommen. Senden und Empfangen sind hierbei synonym.

Bei modernen Systemen wie WLAN wird das dadurch erleichtert, dass mit den variablen Nutzdaten bekannte Pilotsignale mit gesendet werden. Da diese Pilotsignale bekannt sind kann man ausrechnen, wie die Übertragungsstrecke für die Hochfrequenzsignale quasi aussieht. Durch Reflektionen usw ist die Übertragung über den verwendeten WLAN-Kanal alles andere als gleichmäßig. Das kann man mit Hilfe der Piloten und mehreren Antennen rechnerisch kompensieren und damit die Übertragung deutlich verbessern.
Viele Grüße,
Christoph
Hallo Christoph,

so viel gebündelte Kompetenz, dann ist der Lernerfolg um so höher. Danke dafür. Mir ist es schon wichtig, nicht nur stur etwas auswendig zu lernen, sondern auch die Funktionalität dahinter zu verstehen. Hab mich mit Vielem beschäftigt, aber WLAN ist für mich absolutes Neuland gewesen. Dank der vielen Informationen und der Aufklärung durch erfahrene Benutzer, ist jetzt Licht im WLAN Dschungel gekommen. Mir ist es natürlich wichtig, das es stabil funktioniert, ob ein paar Bytes mehr oder weniger übertragen werden, ist eher nebensächlich. WLAN mit Linux ist jedenfalls auch kein Buch mit sieben Siegeln. Wichtig ist halt die richtige Hardware im Vorfeld auszuwählen. Sonst könnte man einige böse Überraschungen erleben. Im Nachherin muß ich sagen, das die Wahl des Fritz USB Sticks AC 860 nicht die schlechteste war.

liebe Grüße ralli
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von chrbr » 21.07.2023 16:19:09

Hallo Ralli,
was mir noch zu den zwei Streams aus den Beiträgen weiter oben einfällt, durch die man eine doppelte Datenrate erreichen kann, und zwar nur so als Erklärung.

Die Funksignale haben als Eigenschaft eine Polarisation. Als Beschreibung nimmt man die Art, wie das elektrische Feld im Raum steht. Die magnetische Komponente steht dazu senkrecht. Nimm zum Beispiel die alten Fernsehantennen. Das sind oft Reihen von Stäben, die waagerecht angeordnet sind. Die Spitze zeigt zum nächsten Fernsehturm. Die Stäbe sind quasi die Sensoren für das elektrische Feld und nehmen die waagerechte Komponente auf.
Nun könnte man dazu die gleiche Antenne aufstellen, allerdings nur senkrecht statt waagerecht. Falls nun ein Fernsehsender ein Programm mit senkrechter Polarisation und eins mit waagerechter Polarisation auf dem selben TV Kanal abstrahlen würde, dann könnte man die mit den zwei Antennen auch getrennt empfangen und schauen. Mit einer Antenne ging nur ein Programm.

Dieses Polarisationsdiversity funktioniert aber nur unter guten Bedingungen gut. Reflektionen können die Polarisation drehen und man hätte ein Mischmasch von zwei Kanälen, die man im Fall von analogem Fernsehen nicht trennen kann. Bei WLAN geht da schon was. Das ist dann wie beim Multipath mit den Piloten. Mit der Kenntnis kann man die - nun zwei - Übertragungspfade abschätzen und die Signale wieder rechnerisch separieren. Richtig gut funktioniert das nur, wenn man sonst wenig Störungen hat. Die Voraussetzung ist ja die, dass man *gut* schätzen kann, wie die Übertragungskanäle "aussehen". Wenn die Schätzung nicht passt, dann geht nichts.

Die Eigenschaft der Polarisation haben nicht alle Wellen. Beim Schall ist es egal, ob ich beim Brüllen meinen Kopf senkrecht oder waagerecht halte. Es wird nicht leiser.

Viele Grüße,
Christoph

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 21.07.2023 16:23:47

chrbr hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
21.07.2023 16:19:09
Hallo Ralli,
was mir noch zu den zwei Streams aus den Beiträgen weiter oben einfällt, durch die man eine doppelte Datenrate erreichen kann, und zwar nur so als Erklärung.

Die Funksignale haben als Eigenschaft eine Polarisation. Als Beschreibung nimmt man die Art, wie das elektrische Feld im Raum steht. Die magnetische Komponente steht dazu senkrecht. Nimm zum Beispiel die alten Fernsehantennen. Das sind oft Reihen von Stäben, die waagerecht angeordnet sind. Die Spitze zeigt zum nächsten Fernsehturm. Die Stäbe sind quasi die Sensoren für das elektrische Feld und nehmen die waagerechte Komponente auf.
Nun könnte man dazu die gleiche Antenne aufstellen, allerdings nur senkrecht statt waagerecht. Falls nun ein Fernsehsender ein Programm mit senkrechter Polarisation und eins mit waagerechter Polarisation auf dem selben TV Kanal abstrahlen würde, dann könnte man die mit den zwei Antennen auch getrennt empfangen und schauen. Mit einer Antenne ging nur ein Programm.

Dieses Polarisationsdiversity funktioniert aber nur unter guten Bedingungen gut. Reflektionen können die Polarisation drehen und man hätte ein Mischmasch von zwei Kanälen, die man im Fall von analogem Fernsehen nicht trennen kann. Bei WLAN geht da schon was. Das ist dann wie beim Multipath mit den Piloten. Mit der Kenntnis kann man die - nun zwei - Übertragungspfade abschätzen und die Signale wieder rechnerisch separieren. Richtig gut funktioniert das nur, wenn man sonst wenig Störungen hat. Die Voraussetzung ist ja die, dass man *gut* schätzen kann, wie die Übertragungskanäle "aussehen". Wenn die Schätzung nicht passt, dann geht nichts.

Die Eigenschaft der Polarisation haben nicht alle Wellen. Beim Schall ist es egal, ob ich beim Brüllen meinen Kopf senkrecht oder waagerecht halte. Es wird nicht leiser.

Viele Grüße,
Christoph
Hallo Christoph, sehr interessant, danke. WLAN ist komplex, aber auch faszinierend, wenn man tiefer eintaucht.

Grüße ralli
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 22.07.2023 09:20:12

So, es ist mir gelungen, den DSL Datendurchsatz zu verdoppeln. ich habe in der Fritzbox das automatische setzen des Funkkanals deaktiviert, und habe Funkkanal-Einstellungen anpassen gewählt, dann Kanal 1 gesetzt und hier wird nun mit 40 MHz gefunkt statt 20 MHz. Das wars wohl, nun habe ich die eigentlich erwartete volle WLAN Power, und jetzt bin ich sehr zufrieden. Hatte die Downloadrate auch schon bei 180 MBit/s, da kommt Freude auf, juchuuu, so macht WLAN Spaß.

Gruß ralli
Zuletzt geändert von ralli am 22.07.2023 09:59:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von MSfree » 22.07.2023 09:42:45

ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.07.2023 09:20:12
...habe Funkkanal-Einstellungen anpassen gewählt, dann Kanal 1 gesetzt und hier wird nun mit 40 MHz gefunkt statt 20 MHz.
Ausschlaggebend dürfte die 40MHz Bandbreite sein. Die Kanalnummer ist dabei eigentlich ziemlich egal, sofern dir keine Nachbarn dazwischenfunken.
Hatte die Downloadrate auch schon 180 MBit/s, da kommt Freude auf, juchuuu, so macht WLAN Spaß.
Endlich ist der Knoten geplatzt. So sollte es sein. :mrgreen:

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von mat6937 » 22.07.2023 10:01:34

ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.07.2023 09:20:12
ich habe in der Fritzbox das automatische setzen des Funkkanals deaktiviert, und habe Funkkanal-Einstellungen anpassen gewählt, dann Kanal 1 gesetzt und hier wird nun mit 40 MHz gefunkt statt 20 MHz.
Welchen (Auto-)Kanal hat deine FritzBox vorher benutzt und wie viele Router aus der (nahen) Nachbarschaft haben auch diesen Kanal benutzt?
Evtl. jetzt beobachten, ob Router mit Auto-Kanal-Einstellung aus der (nahen) Nachbarschaft, jetzt auch zum Kanal 1 "wechseln".
Weitere Optimierungsmöglichkeiten bei einem (stationären) PC (_nicht_ beim Laptop/Tablet) sind Roaming und Background-Scanning des wpa_supplicant (oder gleichwertig) deaktivieren und in der wpa_supplicant.conf (oder gleichwertig) auch den festen Kanal konfigurieren.
Als Test bzw. Ziel soll es sein, dass wpa_cli (oder gleichwertig) bei einem Scan, sich _nur für deinen_ Wlan-Router interessiert bzw. _nur deinen_ Wlan-Router findet. Z. B.:

Code: Alles auswählen

:~$ wpa_cli scan wlan0
Selected interface 'wlan0'
OK

Code: Alles auswählen

:~$ wpa_cli scan_results wlan0
Selected interface 'wlan0
bssid / frequency / signal level / flags / ssid
<BSSID>	2472	-54	[WPA2-PSK-CCMP][ESS]	<SSID>

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 22.07.2023 10:09:02

Ok, da kann ich nur spekulieren, denn es ist doch sehr wahrscheinlich und auch naheliegend, das ein normaler Benutzer es bei den Werkseinstellungen beläßt. Habe gerade mal auf Kanal 11 gewechselt, der funktioniert auch sehr gut. Manuelle Anpassungen über die Konsole werde ich nicht machen, hinterher habe ich alles vermurkst. Jetzt erst mal alles ein paar Tage überprüfen, ud wenn es gut ist. werde ich keine Änderungen mehr vornehmen, warum auch?

Trotzdem Danke für den Tipp.

Gruß ralli
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von mat6937 » 22.07.2023 10:13:22

ralli hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.07.2023 10:09:02
Ok, da kann ich nur spekulieren, denn es ist doch sehr wahrscheinlich und auch naheliegend, das ein normaler Benutzer es bei den Werkseinstellungen beläßt.
Das wird ja auch so empfohlen und genau das ist ja das Problem, wie Du es erkannt hast bzw. oben beschrieben hast.
Aber man kann sich ja nicht immer, mit der (nachen) Nachbarschaft "abstimmen" bzgl. Kanalnutzung.

chrbr
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von chrbr » 22.07.2023 11:04:04

mat6937 hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.07.2023 10:13:22
Das wird ja auch so empfohlen und genau das ist ja das Problem, wie Du es erkannt hast bzw. oben beschrieben hast.
Aber man kann sich ja nicht immer, mit der (nachen) Nachbarschaft "abstimmen" bzgl. Kanalnutzung.
Wer bestimmt eigentlich den Kanal? Hier ist der Router im Erdgeschoss von unserem Reihenhaus. Der sieht wesentlich weniger Signale als Laptops im ersten Stock. Nachdem in der Nachbarschaft gebaut wurde habe ich im ersten Stock geprüft, welcher Kanal wohl der beste ist und den Router fest auf den Kanal eingestellt. Das ist nun deutlich besser, als wenn der Kanal von wem auch immer ausgewürfelt wird.

Ja, die lieben Nachbarn verwenden auch massenweise Repeater. Alles was man denen aufgeschwatzt hat muss schließlich auch laufen.

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von mat6937 » 22.07.2023 11:23:02

chrbr hat geschrieben: ↑ zum Beitrag ↑
22.07.2023 11:04:04
..., welcher Kanal wohl der beste ist und den Router fest auf den Kanal eingestellt. ...
Das hängt auch vom Wlan-Router ab bzw. wie dieser von den anderen Wlan-Router in der Nachbarschaft "erkannt" wird. Ich kenne nur das Verhalten der FritzBox als Wlan-Router.
Bei meinen FritzBoxen war bzw. ist das so: Wenn das Wlan der FB 24/7 aktiviert ist und ich einen der Kanäle 1 oder 6 oder 11 fest konfiguriere, sind innerhalb weniger Tage, alle FritzBoxen(?) mit _Autokanal_ aus der nahen Nachbarschaft, auch auf diesem fest konfigurierten Kanal und dann ist es aus mit 40MHz. Das ist ja auch der Grund, warum dann cfg80211_disable_40mhz_24ghz= "Y" empfohlen wird.
Mein Wlan (FritzBox) ist deshalb nur ca. 14 Std. pro Tag aktiviert (und auf Kanal 13). Meine FritzBox "sieht" z. Zt. 16 Wlans (2,4GHz), aber keines ist auf Kanal 13 (6x Kanal 1 und 6x Kanal 6).

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von JTH » 22.07.2023 11:26:31

Wenn du viele WLAN-Netze in der Nachbarschaft hast, würd ich dir eher empfehlen, der Fritzbox die Kanalwahl zu überlassen, ralli. Also die Einstellung auf „Autokanal“ zu belassen, die Fritzbox entscheidet sich dann auch selbst für 20 oder 40 MHz Kanalbreite. Zumindest in meiner Erfahrung hat man damit weniger Überraschungen, wenn sich mal was in der Umgebung (siehe unten) ändert. Falls keine oder kaum Netze in der Nähe sind, kann man mit den Kanälen natürlich relativ frei experimentieren.

Statt einen fixen Kanal zu wählen, aktivier ich lieber (unter der Kanalauswahl) die Kanäle 12 & 13, damit hat die Fritzbox mehr zur Auswahl. Die beiden Kanäle werden, zumindest hier in meiner WLAN-reichen Berliner Nachbarschaft, kaum mal von Haus aus von anderern Routern benutzt. Meine Fritzbox tummelt sich meist in Kanal 13, weit weg von anderen Netzen in Kanälen 1, 6, 9, manchmal 11, selten 5. (Mat schreibt ja gerade von ähnlichen Beobachtungen.)

Unter diesen ganzen Kanaleinstellungen kannst du übrigens noch sehen, welche anderen WLAN-Netze es in deiner Umgebung so gibt.

Zu den am Besten benutzen Kanälen ist vielleicht das hier noch interessant, ralli.
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 22.07.2023 13:32:09

Danke Euch allen für die Tipps. Werde, so gut es geht, alles Schritt für Schritt umzusetzen. Jetzt aber möchte ich wenigstens mal 2 Tage alles so lassen und beobachten. Wenn alles so gut bleibt, wie es augenblicklich ist, besteht ja kein Grund zur Veränderung.

Gruß ralli
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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von ralli » 22.07.2023 13:46:34

Wie kann ich denn Kanal 12 und Kanal 13 gleichzeitig auswählen? Hier kann immer nur ein einziger Kanal manuell aktiviert werden. Oder ich mache was falsch.

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Re: Erste Erfahrungen bei der Einrichtung von WLAN für Debian 12

Beitrag von JTH » 22.07.2023 14:05:42

Ah, ich meinte nicht, beide gleichzeitig zu aktivieren. Normalerweise muss man nur erstmal aktivieren, dass die beiden Kanäle überhaupt mit infrage kommen. Hat rechtliche Gründe, weil Kanal 12 und 13 in manchen Ländern nicht erlaubt sind. Unter dem Auswahlfeld für den konkreten Kanal müsste es eine Liste mit mehreren Haken von weiteren Optionen geben:
4151

Sieht bei dir evtl. etwas anders aus, je nach Firmwareversion auf der Fritzbox. Vielleicht gibt es direkt an der Stelle unterhalb des Funkkanal-Feldes eine Schaltfläche zum Ausklappen „weiterer Einstellungen“ (oder so ähnlich). Kann auch passieren, dass die etwas abgespeckte 7510 die Optionen gar nicht anbietet.
Manchmal bekannt als Just (another) Terminal Hacker.

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